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Verbrechen

Dr. Oetker findet Nazi-Raubkunst in Firmen-Sammlung

In seiner Kunstsammlung fand das Unternehmen Kunst, die da nicht hingehört. Der Konzern strebt „faire Übereinkünfte“ mit den ehemaligen Besitzern an. Was auch immer das in dem Kontext heißen soll.

Das milliardenschwere Familienunternehmen Dr. Oetker macht nicht nur Backpulver, Kuchenmischungen und Cornflakes, sondern auch Tiefkühlpizza. Wären da nicht so ein paar dunkle Kapitel in der Vergangenheit, die das Unternehmen jetzt langsam aufhellt.

In der Kunstsammlung haben sie jetzt vier Werke gefunden, die die Nazis den ursprünglichen jüdischen Besitzern geraubt hatten—was nun nicht so überraschend kommt, denn die Familie Oetker hatte einst ziemlich viel mit dem Dritten Reich zu tun.

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In letzter Zeit ist das Unternehmen ein bisschen in sich gegangen: Vor ein paar Jahren hat die Unternehmensführung eine Untersuchung in Auftrag gegeben, die herausfinden sollte, wie tief die Firma mit den Nazis im Bunde war. 2015 stellten sie dann noch eine Provenienzforscherin ein, die sich die Kunstsammlung einmal genau ansehen sollte.

Und nun heißt es, dass vier Kunstwerke möglicherweise Raubkunst sind. Die Firma habe die Erben der ursprünglichen Besitzer kontaktiert und strebt nun „faire Übereinkünfte" an.

Die Geschichte von Dr. Oetker geht bis ins Jahr 1891 zurück, als der Apotheker August Oetker das Backpulver „Backin" entwickelte und in kleinen Tütchen einzeln verkaufte—damals ein Novum. Mit seinem Enkel Rudolf-August Oetker bekam die Unternehmensgeschichte dann einen bitteren Beigeschmack: Er übernahm die Führung des Unternehmens 1944, vorher war er—vielleicht auch dank des Einflusses seines Stiefvaters Richard Kaselowsky, eines großen Hitler-Unterstützerszur SS-Ausbildung in Dachau. Rudolf-August verwandelte die Firma in ein milliardenschweres Unternehmen und fügte neue Geschäftszweige hinzu: Schifffahrt, Getränkeherstellung, Hotels und Banken. Und er baute eine große Kunstsammlung der Firma auf mit hunderten Gemälden, Silber und Porzellan. Er starb 2007.

August Oetker, Mitglied des Beirats und Gesellschafter des Unternehmens und Urenkel des Firmengründers, will nun reinen Tisch machen. „Mein Vater war ein Nationalsozialist", sagte er der Zeit 2013. Er hat die Studie zur Vergangenheit der Familie und des Unternehmens in Auftrag gegeben, die 2013 veröffentlicht wurde. Dabei kam nicht nur die üble Vergangenheit von Rudolf-August Oetker ans Tageslicht, sondern auch, dass die Firma die Kriegsmaschine der Nazis durch Essen—und Waffen—am Laufen gehalten hat.

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In den Kochs Adler Nähmaschinenwerken, die mehrheitlich dem Oetker-Konzern gehörten, lief die Rüstungsproduktion in vollem Gange—unter Einsatz von Zwangsarbeitern und Kriegsgefangenen.

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Nach der Veröffentlichung der kontroversen Familiengeschichte wurde eine Prüfung der Kunstsammlung angeordnet, um herauszufinden, ob die Werke ursprünglich Menschen gehörten, die von den Nazis verfolgt wurden. Wenn es solche Raubkunst gebe, würde die Firma nach einvernehmlichen Lösungen mit den Erben der rechtmäßigen Besitzer suchen.

Bis jetzt wurden vier Werke als Raubkunst identifiziert, das Unternehmen machte jedoch wegen Vertraulichkeitsvereinbarungen mit den Erben keine konkreten Angaben zu den Gemälden.

Wenn das keine Leichen im Keller sind.