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Popkultur

Abgefuckt oder gentrifiziert? So sehen die 'Trainspotting'-Drehorte heute aus

Seit der Veröffentlichung des Kultfilms sind über 20 Jahre vergangen. Wie hat sich Glasgow in dieser Zeit verändert?

Alle Filmstills: 'Trainspotting' | Film 4; alle Fotos vom Autoren

Die Hauspreise sind an den Drehorten des Kultfilms Trainspotting seit 1996 um über 200 Prozent gestiegen. Daher wäre es damals eine sinnvolle Investition gewesen, posaunte letztens eine große britische Bank in einer Pressemitteilung, die wohl irgendwie zeitgeistig wirken sollte.

Um herauszufinden, was sich an den berühmtesten Trainspotting-Hotspots im Laufe der vergangenen 21 Jahre alles verändert hat, sind wir mit der Kamera in der Hand durch Glasgow gezogen.

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Der Nachtclub

Das Volcano war damals tatsächlich ein Club, im westlichen Glasgower Stadtteil Partick gelegen. Wie so viele andere Clubs wurde aber auch das Volcano kurz nach der Veröffentlichung des Films plattgemacht. An dessen Stelle befinden sich nun Luxuswohnungen und teure Studentenwohnheime. Wo sich also einst Minderjährige Pillen einschmissen, die ganze Nacht durchfeierten und mit Fremden rummachten, fühlen sich nun Erstsemester in ihren Studioapartments einsam.

Fazit: Die Gentrifizierung ist in Partick schon längst angekommen. Die Gegend hat sich seit Mitte der 90er Jahre grundlegend verändert und dementsprechend ist es auch kein Wunder, dass es das Volcano heute nicht mehr gibt.

Die Kneipe, in der Begbie ausrastet

Die berühmte Glas-ins-Gesicht-Kneipe namens Crosslands liegt zwar dort, wo viele Studenten wohnen, aber trotzdem trauten sich früher nur wenige von ihnen dorthin. Ihr Ruf eilte der Spelunke eben voraus.

Vor ein paar Jahren änderte sich dieser Umstand jedoch schlagartig, als das Crosslands aufgekauft und in den hippen Schuppen The Kelbourne Saint umgebaut wurde. Damit einher gingen auch Holzvertäfelungen, Craft-Gins, Grillhähnchen und seichte Popsongs in Dauerschleife. Selbst Hochstühle und Kinderbücher gibt es dort mittlerweile.

Fazit: Die Kneipe wurde gentrifiziert und wir müssen unbedingt herausfinden, welches Arschloch dafür verantwortlich ist. Immerhin gibt es im neuen Pub einen Cocktail, der nach Franco Begbie benannt ist.

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Das Café mit dem Milchshake

Die Welle an italienischen Immigranten, die Anfang des 20. Jahrhunderts in Schottland ankamen, hat viele tolle Dinge mit sich gebracht – etwa Eiscreme und Pizza. Kleine italienische Restaurants tauchten plötzlich im Stadtbild auf und das Café d'Jaconelli in der Maryhill Road ist dafür ein Paradebeispiel. 1924 eröffnet, war es vor allem 1996 in aller Munde, als sich Renton und Spud dort einen Erdbeer-Milchshake sowie ein wenig Speed gönnten.

Fazit: Das Café d'Jaconelli hat sich seit 50 Jahren nicht verändert – und deswegen ist es auch so gut. Yuppies sucht man hier vergebens.

Die Straße, auf der Renton eine Überdosis hat

Nur ein paar Minuten außerhalb des Glasgower Stadtzentrums fühlt sich Possilpark wie eine andere Welt an. Die Teile der Gegend, die in Trainspotting zu sehen sind, waren schon vor über 20 Jahren total heruntergekommen. Da ist es kein Wunder, dass man dort auch heute nur verwilderte, zugemüllte und leere Straßen vorfindet.

Fazit: Possilpark hat in den letzten Jahren mit Sicherheit keinen Schönheitswettbewerb gewonnen. Immerhin kann sich der Stadtteil jetzt damit rühmen, der mit Abstand am wenigsten gentrifizierte Trainspotting-Drehort zu sein.

Das Krankenhaus

Direkt nach der Überdosis kommt Renton in die Notaufnahme. Diese Szene drehten die Filmemacher im Canniesburn Hospital in Bearsden, einer reichen Gegend im Nordwesten von Glasgow. Die grundlegende Struktur des Gebäudes besteht auch heute noch, aber inzwischen besteht es aus Luxus-Penthouses. Die Zeiten von lärmenden Krankenwagensirenen und aus Taxen gezerrten Drogenabhängigen sind lange vorbei.

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Fazit: Es ist mit Sicherheit nicht einfach, eine sowieso schon reiche Gegend zu gentrifizieren. Ein Vorkriegskrankenhaus in Luxuswohnungen zu verwandeln, ist jedoch ein guter Anfang. Hut ab, Bearsden.

Die meisten der Innenaufnahmen

Tabak ist ein wichtiger Teil der Geschichte Glasgows, denn ein Großteil des frühen Reichtums der Stadt kam durch den transatlantischen Handel mit der Pflanze. Viele der größten Gebäude gehörten früher reichen Tabakhändlern und bis in die 80er Jahre hinein gab es in Glasgow noch riesige Zigarettenfabriken. Eine dieser Fabriken stand gerade leer, als die Trainspotting-Produzenten nach einem weitläufigen Gebäude suchten. Sie bauten dort schließlich Tonbühnen auf und drehten da auch viele der Innenaufnahmen.

Inzwischen ist das Fabrikgebäude in einen Bürokomplex für Callcenter umfunktioniert worden. Hier stirbt kein Baby mehr und Renton versinkt auch nicht mehr im Teppich.

Fazit: Der Bürokomplex ist nicht wirklich ein Zeichen von Gentrifizierung, sondern mehr ein Symbol für die ganzen Scheißjobs, die das postindustrielle Großbritannien hervorgebracht hat.

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