Alle Fotos mit freundlicher Genehmigung von Netflix
In der großen Tradition von Twin Peaks setzt auch Stranger Things auf ein zentrales Trauma, um in das Herz einer Provinzgemeinde (der fiktiven Kleinstadt Hawkins, Indiana) vorzudringen: das Verschwinden des 12-jährigen Will Byers. Die Kinder Mike, Dustin und Lucas haben bereits die Monster in ihrem Pen-&-Paper-Rollenspiel bezwungen und sich ein ordentliches Tolkien-Vokabular zugelegt. Also haben sie Lust auf ein echtes Abenteuer. Die Teenager passen anfangs noch in die üblichen Highschool-Film-Kategorien: Wills unheimlicher Bruder Jonathan vergöttert The Clash und ist der Rebell und Außenseiter, Mikes Schwester Nancy ist die ambitionierte Streberin, ihr Arschlochfreund Steve ist der Quoten-Sportler. Und dann gibt es noch Barb, ein unbeholfenes Proto-Hipster-Mädchen, das schon jetzt eine große Internet-Fangemeinde inspiriert.
Die Erwachsenen sind eine traurige Ansammlung von Midlife-Krisen. Die Stimme von Winona Ryder als Wills Mutter Joyce überschlägt sich permanent vor Sorge oder Ärger. Ein trinksüchtiger Sheriff namens Chief Jim Hopper wankt in die Actionheld-Rolle. Der nerdige Wissenschaftslehrer Mr. Clarke verpasst den Kindern einen Crashkurs in theoretischer Physik. Die Charakterdarstellerin Cara Buono spielt eine unerschütterliche dreifache Mutter und Ryder wird mit Ross Partridge ein Widerling von einem Ex-Mann zur Seite gestellt. Dann gibt es die weniger typischen Figuren, allen voran Eleven, ein 12-jähriges Mädchen mit paranormalen Fähigkeiten, dem die Jungs im Wald begegnen. Außerdem mit von der Partie sind der waschechte 80er-Jahre-Veteran Matthew Modine (Private Joker aus Full Metal Jacket) als böser Wissenschaftler und ein grauenerregendes Monster mit einem H.-R.-Giger-Körper und einer fleischfressenden Pflanze als Kopf. Doch der wirkliche Star der Serie ist die Atmosphäre. Erschaffen durch Nebelschwaden im Wald, Holzpaneele im Wohnzimmer und Hobbykeller—alles liebevoll untermalt mit Musik von The Bangles, Echo and the Bunnymen, Joy Division, Corey Hart und dem grauenvollen, wenn auch gut eingesetzten, "Heroes" von Peter Gabriel.Die 80er-Elemente sorgen dafür, dass wir uns in der Serienwelt wohlfühlen, und Stranger Things hat einfach ein herrliches Händchen für Details.
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