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Bis so guet

Der Pornoblick auf die Erotik Cam

Eine Ode an die Natürlichkeit im Pornobusiness oder "auch in dir steckt ein Pornohäschen".

Meine Weltanschauung wurde schon einem harten Test unterzogen als im Internet Bilder von ungeschminkten Pornogrössen auftauchten. Nicht von einzelnen, von so ziemlich allen und von noch mehr als ich bisher kannte. Also fand ich nicht nur das Bild von Weltstars wie Brittany Lynn, Rachel Starr und Nikki Benz in Scherben, nein, auch Künstlerinnen von deren Können ich mich bisher noch gar nicht überzeugen konnte wurden brüsk der Chance geraubt meinen jungfräulichen, vorbelastungsfreien Verstand jemals in ihren optischen Bann zu ziehen. Ewig werden die von Amphetamin, Akne und „Lebenserfahrung" gezeichneten Visagen der Sterblichkeit die Träume meiner Libido heimsuchen. Seither werde ich gar von der Idee geplagt, dass die Pornoindustrie vielleicht gar nicht so super moralisch vertretbar und toll ist, wie wir sie gerne hätten. Das fühlt sich ungefähr an wie wenn ein fünfjähriger den Weihnachtsmann als Marketinggag von Coca Cola vorgestellt bekommt oder ihm Ostern anhand einer Legefabrik erklärt wird: Schrecklich real und traurig.

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Doch müsste mir diese medial gebaute Osmose zwischen Frau Müller am Kiosk und dem Erotiksternchen des Tages ja schon längst gewöhnlich erscheinen. Der Blick-Online zum Beispiel demonstriert uns auf täglicher Basis, wie er auf dem Dorfplatz Uznach jemanden aufgabeln und über Mittag in ein Erotik- Model verwandeln kann. Das wird so demonstrativ gemacht um zu zeigen, dass die makellosen Göttinnen die uns von Werbeplakaten und aus Hochglanzmagazinen entgegenlächeln, echte Menschen sind. Dementsprechend müssten junge Mädchen sich gar nicht gross verbiegen um einem Schönheitsideal zu entsprechen, weil dieses eben sowieso nur durch Tricksen zu erreichen ist. So verstehe ich zumindest die Nachricht, denn: Welcher Trottel macht sich die ganze Mühe die Mechanikerin Erika in eine laszive Fantasie aus Satin zu verwandeln, nur um die Illusion durch ein „ungeschminkt"- Bild zu zerstören? Niemand natürlich, es muss also zum Plan gehören.

Bei 3+ wird dieses Prinzip zum allesbestimmenden Konzept erhoben. So wird nun auch die ehemalige Konditorin und „Not–so-happy-ever-after-all" Kurzzeit-Bachelor Prinzessin Cam zum Unterwäschemodel für den Erotikmarkt, während Mitkandidatin Jlo einen Pornodeal angeboten bekommt. Die war nach Angaben von 3+ allerdings auch vorher schon Erotikmodell auch wenn wir den Beweis nicht wirklich gefunden haben.

Es wird uns also suggeriert, dass jede Melanie Muster das Zeug zur erotischen Vision habe, aber eben erst wenn sich ein emsiges Team von Produzenten, Stilberatern und Photoshop-Sklaven sich um sie gekümmert hat. Um dieses Bild zu festigen werden uns andauernd in Gazetten und Modemagazinen Schnappschüsse von idealen Schönheiten gezeigt, die eben ohne all das Make-up und schmeichelnde Licht genauso scheisse ausschauen wie alle anderen auch. Man mag jetzt jauchzend in die Hände klatschen weil mittlerweile klar sein dürfte, dass die menschliche Schönheit der wir nacheifern oder zu der wir onanieren, gar nicht existiert. Sie ist nur das Produkt der technischen Möglichkeiten multipliziert mit einer Generation an Werbern deren Frühlingserwachen in den Achtzigern stattfand, plus jede Menge Kokain.

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Dieser Abriss bringt uns zu zweierlei Erkenntnissen:

1. Es gibt „wahre" Schönheit nur in den Medien, darum macht es keinen Sinn ihr nachzutrauern oder hinterherzurennen.

2. Pornodarstellerinnen sollten mehr verdienen und unter besseren Bedingungen arbeiten können.

Ungeschminkte Pornostars des Tages finden wir dieses Wochenende hier:

Donnerstag:

Gehen wir mit Phillipp Meier Youtube Filmchen schauen und zwar da.

Freitag:

Gehen wir ans Friction (festival) im Perla Mode an der Langstrasse. Da werden alle Räumlichkeiten (inkl. Dach) für Performances und Ausstellungen aller Art genutzt. Klingt soweit sehr spannend, du kannst da am Samstag auch nochmal hin.

Samstag:

Gehen wir logischerweise ins Exil weil dort der Tempel of Speed auftritt.

Sonntag:

Ziehen wir aus Liebe zu Schönheit und Kunst das Andrew Blake Gesamtwerk rein.

Und ja wir verlosen Tickets, schick uns einfach dein schönstes Nacktbild unter dem Betreff: „VICE Star des Tages" an info@viceland.ch