Die ehemalige US-Botschaft im Iran ist jetzt ein Museum für antiamerikanische Kunst

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Die ehemalige US-Botschaft im Iran ist jetzt ein Museum für antiamerikanische Kunst

Egal ob Atompilze aus Bronze, aufgespießte Soldatenköpfe oder antiimperialistische Wandgemälde, in diesem Museum wird nichts ausgelassen.

Die ehemalige US-Botschaft in Teheran

Vor Kurzem bin ich durch den Iran gereist und habe dort im Zuge des Project Pressure—eine Foto-Initiative zum Klimawandel, die die Leute zum Handeln bewegen soll—Gletscher dokumentiert. Dabei hatte ich auch ein paar freie Tage, in denen ich mir Teheran anschaute.

Die Hauptstadt des Iran ist wunderschön und voller Sehenswürdigkeiten. Ein Gebäude stach jedoch besonders hervor, nämlich die ehemalige US-Botschaft, die seit November 1979, als revolutionäre Studenten dort Dutzende Amerikaner als Geiseln nahmen, nicht mehr in Betrieb ist. Dafür befindet sich hinter dem Sicherheitszaun jetzt ein Museum—oder eigentlich eher ein Beleg für den Hass des Irans auf alles Amerikanische oder Jüdische—voller propagandistischer und manchmal auch extremistischer Kunst.

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Am Ende eines Korridors befindet sich zum Beispiel eine Bronzestatue des Atompilzes einer Nuklearexplosion. Kernspaltung ist sowieso ein Thema, das sich wie ein roter Faden durch das Museum zieht. So findet man dort auch ein kleines Bild einer Waage, bei der sich die amerikanischen und israelischen Bomben in der einen und winzige atomare Teilchen in der anderen Schale befinden. Die Teilchen haben dabei natürlich mehr Gewicht.

Die wohl verwirrendste Installation besteht jedoch aus fünf lebensgroßen Soldatenköpfen, aufgespießt auf einem Stock. Mir wurde nicht ganz klar, wie dieses blutige Kunstwerk verstanden werden oder wen genau es darstellen soll, aber es verursachte bei mir doch ein ziemlich beunruhigendes Gefühl.

Teile des Graffitis im Treppenhaus: UN-Ballons, ein bellender Hund und ein Mann mit einer Tüte über dem Kopf

Das Kabinettstück des Museums ist jedoch das Wandgemälde im Treppenhaus: Es besteht aus der Freiheitsstatue als Skelett, einer brennenden USA-Flagge, einem Juden mit extrem großer Nase, einem Flugzeug, das mit zwei Wolkenkratzern kollidiert, einem Weißkopfseeadler, dem Auge der Vorsehung, einem Jo-Jo inklusive den Worten „Bin Laden" und noch weiteren offensichtlich propagandistischen Bildern, die sich über mehrere Stockwerke hinweg erstrecken.

Genau dieses Treppenhaus bin ich mehrere Male hoch und wieder runter gegangen und war dabei von den schrecklichen Botschaften total fasziniert, aber gleichzeitig auch ein wenig verwirrt. Ich versuchte, den verantwortlichen Künstler herauszufinden, aber leider konnte ich weder eine Unterschrift entdecken, noch konnte man mir diesbezüglich Auskunft geben. Nach einer Weile meinte unser Touristenführer, dass wir weitergehen müssten, und deswegen verließ ich die ehemalige Botschaft wieder und war dabei doch etwas enttäuscht darüber, dass ich nicht noch mehr Informationen über diesen antiimperialistischen Schrein in Erfahrung bringen konnte.

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Eines ist jedoch sicher: Falls du zufällig mal in Teheran sein solltest, dann tu dir selbst einen Gefallen und statte der ehemaligen US-Botschaft einen Besuch ab. Und dann sagst du mir bitte, wer dieses komische antisemitische und antiimperialistische Wandgemälde angefertigt hat.

Ein Teil des Treppenhaus-Graffitis, auf dem ein wütender US-Pilot vor mehreren Bomben zu sehen ist

Ein weiterer Teil des Treppenhaus-Graffitis, auf dem das Fernsehen als die Propaganda-Maschine Amerikas dargestellt wird

Ein anderer Teil des Treppenhaus-Graffitis mit Ketten, der Freiheitsstatue und einem Typen, der Wasserpfeife raucht

Und noch ein weiterer Teil des Treppenhaus-Graffitis, auf dem Amerika zusammenbricht und ein Jo-Jo mit dem Wort „Saddam“ abgebildet ist

Stacheldraht, Raketen und die Freiheitsstatue

Eine antiamerikanische Fußmatte

Mit diesen Gerätschaften haben die USA laut dem Museum angeblich Dokumente gefälscht.

Ein Hakenkreuz, zusammengesetzt aus der US-Flagge

Eine beleidigende Abbildung eines Juden

Irans Darstellung der Demokratie

Ein weiteres Foto, auf dem die Sichtweise des Irans im Bezug auf Demokratie dargestellt wird