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Ich bin eine erwachsene Frau und möchte, dass man mich als vollwertige Person sieht. Ich stehe genauso mitten im Leben und habe einen Job, wie alle anderen. Das Berufsleben ist trotzdem nicht gerade einfach. Frühere Arbeitgeber haben wegen meiner Größe gerne mal meine Fähigkeiten unterschätzt, weswegen mir die meisten Tätigkeiten von Haus aus nicht zugetraut und daher auch nicht angeboten wurden. Als junge Erwachsene wollte ich Floristin werden, aber da hatte ich absolut keine Chance. Der Großteil aller Kleinwüchsigen hat daher Bürojobs, weil uns schlicht und einfach nichts anderes übrig bleibt. Meine Botschaft an alle Arbeitgeber da draußen: Solange wir einen adaptierten Arbeitsplatz haben, sind wir voll arbeits- und einsatzfähig und leisten genauso unsere 100 Prozent. Behandelt uns nicht wie die kleinen Kinder.Der Alltag gestaltet sich insofern schwierig, als dass alles auf Normalgröße genormt ist. Alles ist zu hoch, vieles nicht erreichbar. Das fängt schon bei so Kleinigkeiten wie dem Einkaufswagen an, den ich nur sehr umständlich schieben kann. Im Supermarkt bin ich auf andere hilfsbereite Menschen angewiesen, die mir bestimme Produkte von den oberen Regalen holen. Es nervt zeitweise auch, andauernd jemanden um Hilfe bitten zu müssen. Manchmal verzichte ich dann notgedrungen auf bestimmte Sachen oder muss zu klettern beginnen.Alles was ich möchte, ist mit dem Aufzug nicht andauernd nur in den Keller, sondern auch endlich mal ins Dachgeschoß fahren zu können.
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Kuriositäten passieren aber immer wieder. Ich erinnere mich, als ich im Aufzug drei Frauen begegnet bin, die ganz schockiert herumgekreischt und mich vor lauter Aufregung „Lipizaner" genannt haben. Generell sind es aber meistens die Kinder, die nicht ganz verstehen, wie eine erwachsen aussehende Frau so klein sein kann. Meine kleine Nichte meinte einmal „Tante Ina, du bist aber schon eine sehr kleine Tante", worauf ich ihr erklärt habe, dass es kleine Tanten eben ganz selten gibt. Einige Tage später hat sie mich aufgeregt angerufen und mir erklärt, dass sie im ganzen Kindergarten gefragt hätte, ob wer eine kleine Tante zu Hause hätte, aber niemand konnte Derartiges berichten.Es liegt also immer an dir selbst, wie du mit solchen Situationen umgehst. Du kannst dich zu etwas Besonderem machen und das auch ausstrahlen, oder du kannst dich zu Hause einsperren und wütend auf die Welt sein. Es ist zugegebenermaßen nicht leicht. Auch ich habe mich früher manchmal gefragt, warum ausgerechnet ich kleinwüchsig bin. Ich konnte lange nicht verstehen, warum ich so bin, wie ich bin. Heute sage ich dafür danke. Der Glaube an Gott hilft mir dabei. Für mich war es eben Bestimmung. Es ist wichtig, zu verstehen, dass wir uns eigentlich nicht behindert fühlen. Eingeschränkt vielleicht, aber nicht behindert. Kleinwuchs tut ja nicht weh.Wir Kleinwüchsige sind grundsätzlich sehr glückliche Menschen und dem Leben gegenüber positiv eingestellt. Das, was uns an Zentimetern fehlt, haben wir oft an Glücksgenen dazubekommen. Andere Leute sind oft ganz verwundert und fragen sich, woher wir unsere positive Energie und Lebenseinstellung nehmen. Wir können zwar körperlich nicht überall mithalten, haben aber dafür eine andere Perspektive für das Leben mitbekommen. Die wahre Größe misst man eben nicht in Zentimetern. Ich bin so froh, am Leben sein zu dürfen. Und noch dazu in einem Land wie Österreich leben zu können. Das ist alles nicht selbstverständlich und das ist mir völlig klar.Für die Zukunft wünsche ich mir, dass Kleinwuchs nicht mehr als dermaßen exotisch oder abnormal gesehen wird und die Gesellschaft uns im Alltag in Sachen Zugänglichkeit ein wenig entgegenkommt. Ich bin genauso ein Teil der Bevölkerung, suche Anerkennung, habe Bedürfnisse, Gefühle und Sehnsüchte wie jeder andere Mensch auch. Ich bin nicht zwischen Dornröschen und Schneewittchen großgeworden. Ich bin eine reale Person. Wir sind keine eigene Menschenrasse, die aus einem weit entfernten Land stammt. Alles was ich möchte, ist mit dem Aufzug nicht andauernd nur in den Keller, sondern auch endlich mal ins Dachgeschoß fahren zu können.Folgt Philipp auf Twitter: @PhimikiIch wünsche mir, dass Kleinwuchs nicht mehr so exotisch gesehen wird. Ich bin nicht zwischen Dornröschen und Schneewittchen großgeworden. Ich bin eine reale Person.