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Aber da ist ja noch die ÖVP. Hier soll es nicht wenige Politiker geben, die gerne mit der FPÖ koalieren würden. Diese Stimmen, ob nun viele oder nicht, verlieren jetzt schon an Gewicht. Dafür sorgt Kern, der ÖVP-Chef Mitterlehner sofort in sein neues Ganzes eingebunden hat und ihm gleich den Rücken stärkte. Das hat Mitterlehner sichtbar mit Erleichterung und auch mit Dankbarkeit aufgenommen. Denn auch, wenn es nicht so scheint, war Mitterlehner Faymann intellektuell immer überlegen und wusste er von seinem Vermögen und Nichtvermögen. Mitterlehner überschätzt sich nicht. Er litt aber unter dem sehr beharrenden Faymann.Mitterlehner hat zwei Erkenntnisse. Erstens: Er wird wohl nie Kanzler. Zweitens: Kurz wird Kanzler. Dem Parteichef der ÖVP war das Kanzleramt wohl immer zweitrangig, das Wohlergehen der Partei stand aber an erste Stelle. Und Mitterlehner weiß, dass er nun das machen muss, was Kern mit Häupl machte: Er muss das System Pröll beseitigen. Dazu hat er mit Sebastian Kurz den idealen Partner gefunden, dem Pröll aufgrund seiner Jugend und Unerfahrenheit keine Intrige zutraute. Zudem ist Pröll in der ÖVP gar nicht so stark, wie alle glauben. Wäre Pröll allmächtig, hätte er den Präsidentenwahlkampf der ÖVP nicht mit seiner Entscheidung verheert, einen neuen Innenminister nach Wien zu schicken und die enge Vertraute Mikl-Leitner nach St. Pölten zu holen.Den teilenthirnten Österreichern kann man lächelnd erzählen, dass die Kornblume eine radikalismusfreie Symbolik hat.
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Denn auch, wenn die neue Bundesregierung Fehler macht, hat Hofer ein gigantisches Manko, das niemand je so richtig zur Sprache brachte: Hofer ist bekennender Deutschnationaler. Er ist im engeren Sinne kein österreichischer Patriot. Nicht nur, dass er sich mehrmals deutlich zu einer anderen Nation bekannte und sein Heimatland, wie einst auch Hitler, indirekt aber erkenntlich zum Teil dieser anderen, größeren, deutschen Nation erklärte, hat er auch zum Schaden Österreichs gehandelt, als er Italien Südtirol absprach und in Bosnien die serbischen Nationalisten unterstützte, die zur Zerschlagung des Staates Bosnien aufrufen. Das hat sich noch niemand getraut. Nicht einmal Viktor Orbán mit seiner Unterstützung der Ungarn in der Slowakei.Es war ein Fehler der österreichischen Medien, Hofer hier nicht abgeklopft zu haben. Hofers Irritationen bei seiner Israel-Reise mögen vielleicht erhellend und belustigend sein, sie sind aber nur ein Nebenschauplatz. Wie immer ergeht sich Österreich im Kleinen. Und vergeht sich am Großen. Weil man annimmt, das Große könnte Hofer nur nützen. Doch Hofer ist nicht Waldheim. Und 2018 wird nicht 1986 sein. So wie 2016 schon nicht 1986 war.Warum sollen die Menschen eine FPÖ wählen, wenn die beiden ehemaligen Großparteien die Probleme der Menschen nicht weiter ignorieren?
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Also lasst die Gleichgesinnten ausnahmsweise optimistisch sein und prognostizieren: Nach den Wahlen 2018 liegt eine von Norbert Hofer angeführte FPÖ knapp hinter den beiden Regierungsparteien SPÖ und ÖVP (geführt von Christian Kern und Sebastian Kurz). Die Parteilinken der SPÖ haben sich mit der Asyl-Obergrenze abgefunden, die selbst von Grünpolitikern nicht mehr generell in Frage gestellt wird. Norbert Hofer hat vor allem der Skandal um sein nun endgültig festgemachtes, von ihm neuerdings „ehemalig" genanntes Bekenntnis zum Deutschnationalen stark zugesetzt—auch weil er dieser Frage im gewohnten NLP-Sprech auszuweichen versuchte.Kanzler Kern hat diese Flucht bei der TV-Konfrontation der Kandidaten jedoch nicht zugelassen und in ungewohnt aggressiver Manier nachgebohrt. Bei den Umfragen zeigte sich, dass ihm das keineswegs geschadet hat—der Wahlkampf verlief mit einer friedlichen FPÖ ohnehin zu freundlich. Hofer wurde auch auf andere Ungereimtheiten abgeklopft und verlor mehrere Male die Selbstbeherrschung. Das ließ die FPÖ, die aufgrund der aktiven und erneuernden Regierungspolitik schon seit 2016 in den Umfragen verlor, erneut absteigen. SPÖ und ÖVP vereinbarten wenige Wochen nach der Wahl die Regierungsinserate in allen Zeitungen und Zeitschriften radikal zu streichen und auch die regierungsnahen Stellen anzuweisen, auf Gefälligkeitsinserate zu verzichten.Ausgleichend wurde die Presseförderung reformiert und die Vergabe auch nach qualitativen Richtlinien ausgelegt, die von einer unabhängigen internationalen Kommission definiert werden, der auch Vertreter deutscher Boulevardmedien (vor allem jener des Springer-Verlages) angehören. Die Kronen Zeitung gerät nach dieser Entscheidung in eine finanzielle Krise, aus der ihr auch Inserate der FPÖ nicht heraushelfen konnten. 2020 stellt die Kronen Zeitung ihr Erscheinen als Printmedium ein, die Familie Dichand verkauft ihre Anteile, die sie an Krone und Heute hält, an eine ominöse Stiftung. Wolfgang Fellners Sohn Nikolaus erwirbt 2021 die Markenrechte. Mit Geld einer anderen Privatstiftung, hinter der—so munkelt man—sich Strohmänner der SPÖ verbergen. Willkommen Österreich. Von nun an geht's bergauf.Kern und Kurz wissen, dass sie jedem FPÖ-Politiker intellektuell überlegen sind. Und sie wissen, dass Norbert Hofer NLP-gestützt und folglich flach denkt.