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Wie der Papst der Homoehen-Gegnerin Kim Davis für ihren „Mut“ dankte

Um nicht aufzufallen, wurde die Beamtin in einem Geländewagen und mit anderer Frisur zur Audienz gebracht.
Foto: Imago | Morehead US

Kim Davis, die Standesbeamtin aus Kentucky, die aufgrund ihres Glaubens keine gleichgeschlechtlichen Ehen schließen will und deswegen sogar kurz im Gefängnis saß, wurde während seiner USA-Reise insgeheim von Papst Franziskus empfangen.

Davis' Anwalt Mathew Staver meinte am Dienstagabend gegenüber CBS News, dass seine Klientin undercover in die Vatikan-Botschaft in Washington D.C. gebracht wurde. Federico Lombardi, der Leiter des vatikanischen Presseamtes, sagte daraufhin, dass er die Geschichte weder bestätigen noch dementiere könnte und es auch kein weiteres Statement geben würde. Als Davis am Mittwochmorgen in einem landesweit übertragenen Interview dann jedoch von dem geheimen Treffen schwärmte und dazu noch Aufnahmen davon auftauchten, bestätigte Lombardi die Privataudienz gegenüber der New York Times schließlich doch, führte das Ganze allerdings nicht weiter aus.

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Davis meinte gegenüber ABC, dass sie und ihr Ehemann Papst Franziskus letzten Donnerstag getroffen hätten, nachdem ein Vertreter der Kirche die beiden überraschend angerufen hatte. Um nicht aufzufallen, wurde die Beamtin in einem Geländewagen und mit anderer Frisur zur Audienz gebracht.

„Ich bin in Tränen ausgebrochen", erzählte Davis. „Ich habe jetzt nichts Besonderes an mir und deswegen war es ja auch so überwältigend, dass Papst Franziskus mich treffen und kennenlernen wollte."

„Ich reichte ihm meine Hand, die er sofort schüttelte. Dann umarmten wir uns und er dankte mir für meinen Mut", fuhr sie fort und fügte anschließend noch hinzu, dass diese Begegnung ihre Handlungen und Taten der vergangenen Wochen „doch irgendwie bestätigen" würde.

Den Berichten zufolge überreichte der Papst Davis auch einen Rosenkranz, den sie ihren katholischen Eltern schenken will. Davis selbst ist eine apostolische Christin und gehört der Solid Rock Apostolic Church an—ein Teil einer protestantischen Bewegung namens Apostolic Pentecostalism. Diese Bewegung lehnt die Heilige Dreifaltigkeit ab und glaubt an eine Gotteserfahrung, die sich nur um Jesus dreht. Den Anhängern wird gelehrt, dass man Erlösung durch drei Dinge erlangt: Taufe, Buße und Reden in fremden Zungen.

Während seiner fünftägigen Reise durch die USA hat Papst Franziskus das Thema der gleichgeschlechtlichen Ehe weitestgehend vermieden und sprach in seinen Reden vor allem von den leichter verdaulichen und progressiveren Aspekten der katholischen Kirche. In seiner Abschlussansprache vor dem Kongress in Washington (am gleichen Tag traf er sich auch mit Davis) wandte sich der Pontifex dann aber an die Familien, eine Institution, die seiner Aussage nach „von inneren und äußeren Einflüssen gefährdet wird—und zwar so schlimm wie noch nie zuvor."

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„Fundamentale Beziehungen werden in Frage gestellt. Das Gleiche passiert mit der Grundlage der Ehe und der Familie", meinte der Papst gegenüber den Abgeordneten. Dabei befand er sich nur ein paar Meter von den Richtern des Supreme Courts entfernt, die erst vor ein paar Monaten die gleichgeschlechtliche Ehe in den ganzen USA legalisiert hatten.

Nach seiner Rückkehr in den Vatikan sorgte Papst Franziskus dann für noch mehr Aufsehen, als er anmerkte, dass Regierungsbeamten das „Menschenrecht" besitzen würden, Pflichten zu ignorieren, die sie nicht mit ihrem Gewissen vereinbaren könnten—ein scheinbarer Fingerzeig in Richtung der Kontroverse um Davis' Verweigerung, homosexuelle Menschen zu ehelichen. Die katholische Kirche spricht sich schon lange gegen die gleichgeschlechtliche Ehe aus.

„Gewissenhafte Einwände müssen in jedem rechtlichen System Einzug halten, denn das ist ein Grundrecht", sagte der Papst. „Ich habe hier natürlich nicht alle Fälle von gewissenhaften Einwänden im Kopf, aber ja, ich kann dennoch sagen, dass das ein Grundrecht eines jeden Menschen ist."

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Davis vertritt auch weiterhin die Meinung, dass sie trotz ihres Status als offizielle Beamtin aufgrund ihres apostolisch-christlichen Glaubens homosexuellen Paaren keine Eheurkunde ausstellen kann. Konservative Christen (und darunter auch einige Präsidentschaftskandidaten der Republikaner) sind der Meinung, dass Davis sich nur für die Religionsfreiheit einsetzen würde.

Die American Civil Liberties Union—die per Gericht durchsetzen ließ, dass homosexuelle Paare in Davis' Zuständigkeitsbereich Rowan County auch weiterhin heiraten können—argumentiert damit, dass Davis als offizielle Standesbeamtin dazu verpflichtet ist, Ehen zu schließen, ganz egal wie ihre Ansichten auch aussehen mögen. Hier geht man davon aus, dass solche Urkunden keine religiöse, sondern staatliche Sache sind—Davis' Kritiker berufen sich damit auf die Trennung von Kirche und Staat in öffentlichen Angelegenheiten.


Titelfoto: Imago | Morehead US