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IKEA entwickelt Unterkünfte für Flüchtlingslager

Im Zuge eines Expansionskurses jenseits von Bücherregalen und Fleischbällchen wird IKEA demnächst weltweit Flüchtlingslager einrichten.

Foto via IKEA Foundation

Der Hohe Flüchtlingskommissar der Vereinten Nationen (UNHCR) hat sich mit dem schwedischen Möbelriesen zusammengetan, um in Krisengebieten neue Flüchtlingsunterkünfte bereitzustellen. Der wohltätige Flügel des Unternehmens, die IKEA Foundation, erklärte sich bereit, mit dem Flüchtlingskommissariat zusammenzuarbeiten und Hütten für die syrischen Flüchtlingen im nordirakischen Notaufnahmelager von Kawergosk zu entwerfen, die selber zusammengebaut werden können.

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Die Häuser sind ungefähr doppelt so groß wie die Flüchtlingszelte der UNHCR und zudem mit isolierten Wänden, Solarzellen und Raumunterteilungen ausgestattet. Errichten lassen sich die Unterkünfte, die ein bisschen wie sterile Gartenhäuser aussehen, mit Hilfe einer illustrierten Anleitung und innerhalb von vier Stunden.

„Die Hütten sind in Äthiopien getestet worden und haben sich als sehr erfolgreich erwiesen“, sagte Olivier Delarue, leitender Referent der UNHCR-Abteilung für Innovation, der bei der Zusammenarbeit eine zentrale Rolle spielt. „Die Flüchtlinge waren sehr glücklich über die Lebensverhältnisse. Die [Unterkünfte] wurden auf der Grundlage ihres Feedbacks und von 60 Jahren UNHCR-Erfahrung entwickelt“, sagte er.

In einem Video der IKEA Foundation, in dem der Aufbau der Wohneinheit vorgeführt wird, erklärt ein Ingenieur: „Es ist wie ein IKEA-Bücherregal, es kann leicht transportiert und vor Ort aufgebaut werden.“

IKEA arbeitet mit der UN-Flüchtlingsorganisation UNHCR zusammen, um Flüchtlingsunterkünfte im nordirakischen Lager von Kawergosk aufzubauen.

Die bisherigen UNHCR-Zelte bestehen aus nicht-wetterbeständigem Material. In Verbindung mit den dünnen Stangen bieten sie kaum Schutz vor äußeren Einflüssen. Während die Zelte nicht länger als sechs Monate halten, sollen die neuen Unterkünfte eine Lebensdauer von bis zu sechs Jahren haben.

Nach sechs Monaten Überzeugungsarbeit willigte auch die libanesische Regierung widerwillig in einen Testlauf der Unterkünfte ein. Doch noch immer stehen nicht ansatzweise genügend Kapazitäten zur Verfügung, um die bedürftigen Flüchtlinge unterzubringen. Etwa die Hälfte der ungefähr 2,5 Millionen syrischen Flüchtlinge hält sich im Libanon auf, doch das Land hat es nicht besonders eilig, ihnen einen permanenten Aufenthalt zu genehmigen.

Die Bedenken des Libanon gegenüber einer dauerhaften Aufnahme von Flüchtlingen sind historisch bedingt. Als die Gründung des Staates Israel 1948 zu einem Massenexodus der Palästinenser führte, flüchteten Zehntausende Palästinenser in die israelischen Nachbarländer Jordanien, Libanon und Syrien. Die ursprünglichen Flüchtlingszelte wandelten sich nach und nach in Betonhäuser, die sich noch immer an Ort und Stelle befinden.

Ähnlich ist die Situation in Jordanien. Hier machen die Palästinenser, die als Flüchtlinge ins Land kamen, zwei Drittel der Gesamtbevölkerung aus. Die Mehrheit von ihnen lebt seit Generationen in den UNHCR-Lagern, die vor Jahrzehnten errichtet worden waren. 60 Jahre später sind die eigentlich als temporäre Lager gedachten Orte zu heruntergekommenen Slums geworden, in denen Verbrechen, Drogen und Arbeitslosigkeit herrschen.

Der UNHCR ist sich dieser Sorgen bewusst. „Die Unterkünfte funktionieren nach dem Baukastenprinzip und können jederzeit wieder auseinandergebaut werden, wenn die Flüchtlinge zurückkehren möchten“, sagte Delarue. Die sich rapide verschärfende syrische Flüchtlingskrise werden sie dennoch nicht vollends lösen können.

Die UN schätzte, dass bis zum Ende des Jahres 2014 acht Millionen Menschen aus Syrien vertrieben werden, berichtete die Nachrichtenagentur Reuters. Dass all diese Menschen in IKEA-Häusern unterkommen werden, ist eher unwahrscheinlich.