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Die verhafteten VICE News-Journalisten wurden in ein abgelegenes Gefängnis verlegt

„Dieses Vorgehen ist eine offensichtliche Behinderung einer fairen Gerichtsverhandlung, wie sie die Türkei mehrmals versprochen hat."
via VICE News

Das dreiköpfige Team von VICE News—das unter unbegründeten und absurden Anschuldigungen in der Türkei festgenommen wurde—ist nun in ein „ Typ-F-Hochsicherheitsgefängnis" gebracht worden. Dieses befindet sich mehr als fünf Stunden von ihren Rechtsbeistand und dem Gericht entfernt, in dem die Anschuldigungen verhandelt werden, wie Kevin Sutcliffe, der Head of News Programming für VICE in Europa, festhielt.

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„Dieses Vorgehen ist eine offensichtliche Behinderung einer fairen Gerichtsverhandlung, wie sie die Türkei mehrmals versprochen hat", so Sutcliffe. „Wir fordern die türkische Regierung auf, die haltlosen Anschuldigungen fallen zu lassen und unsere Kollegen sofort freizulassen."

Ein türkisches Gericht erhob am Montag gegen zwei VICE News-Journalisten und ihren Kollegen Anklagepunkte wegen Terrorismus. Internationale Menschenrechtsorganisationen riefen zur Freilassung der Journalisten auf.

Die britischen Journalisten Jake Hanrahan und Philip Pendlebury sowie der irakstämmige Übersetzer und Journalist Mohammed Ismael Rasool werden seit Donnerstag in der Türkei festgehalten. Die drei wurden in der südtürkischen Stadt Diyarbakir mit ihrem Fahrer in Haft genommen, der am Montag frei kam.

Mohammed Ismael Rasool via VICE News

Sutcliffe verurteilte die Inhaftierung der Journalisten in einen Statement am Montag.„Heute hat die türkische Regierung haltlose und besorgniserregend falsche Vorwürfe der ‚Arbeit für eine terroristische Organisation' gegen drei VICE News-Journalisten erhoben, um diese einzuschüchtern und ihre Berichterstattung zu zensieren", sagte Sutcliffe damals. „Bevor sie ungerechtfertigt festgenommen wurden, hatten diese Journalisten über die Situation in der südosttürkischen Provinz Diyarbakır berichtet und diese dokumentiert."

„VICE News verurteilt die Versuche der türkischen Regierung, unsere Korrespondenten mundtot zu machen, aufs Schärfste. Unsere Reporter haben unerlässliche Berichterstattung aus der Region geliefert," fügte Sutcliffe hinzu. „Wir arbeiten weiterhin mit allen entsprechenden Behörden zusammen, um die sichere Freilassung unserer drei Kollegen und Freunde voranzutreiben."

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Amnesty International, PEN International und das Committee to Protect Journalists (CPJ) haben sich dem Ruf nach der sofortigen Freilassung der Journalisten angeschlossen.

„Es ist absolut richtig, dass die Journalisten über diese wichtigen Geschehnisse berichten", teilte die Menschenrechtsorganisation mit. „Die Entscheidung, die Journalisten festzunehmen, war falsch und die Vorwürfe der Unterstützung des Islamischen Staats sind unbewiesen, unerhört und bizarr."

Die Vorwürfe kommen zu einer Zeit, in der die Meinungsfreiheit und freier Journalismus in der Türkei immer mehr unter Druck geraten. Zeynep Oral, Präsident von PEN Türkei kritisierte, dass es zunehmend schwieriger für Journalisten würde, ihrer Arbeit nachzugehen.

„In einer Zeit der Unsicherheit, sowohl im Land als auch der Region, brauchen wir die Freiheit des Wortes und das Recht auf Informationen", sagte Oral. „Wir wollen Gerechtigkeit und die sofortige Freitlassung von Journalisten, die ihren Job machen."

Zu der verstärkten Zensur seitens der Regierung gehören auch Bemühungen, soziale Netzwerke wie Twitter und YouTube vorübergehend unzugänglich zu machen—beide Websites wurden 2011 während den Aufständen des Arabischen Frühlings in Nahost und Nordafrika viel genutzt. Berichten zufolge hat die Unterdrückung der Medien in der Türkei zugenommen, seit es Präsident Recep Tayyip Erdoğan in den Wahlen diesen Juni nicht gelang, eine Mehrheit zu sichern.

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„Seit seine Partei es versäumt hat, bei den Wahlen im Juni eine Mehrheit zu gewinnen, hat Erdoğan seine Bemühungen intensiviert, jegliche kritische Berichterstattung zu unterdrücken, vor allem jene über die eskalierenden Konflikte im größtenteils kurdischen Südosten", sagte Maureen Freely, die Präsidentin von PEN in England. „Sein Ziel ist es, die Story zu kontrollieren, wie immer. Wenn diese Journalisten weggesperrt bleiben, wird er seinen Willen bekommen haben."

Trotz des wachsenden Einsatzes der Türkei, gemeinsam mit der von den USA angeführten Koalition Extremisten in der Region zu bekämpfen, zögert die Regierung, kurdische Kämpfer, die entlang der türkisch-syrischen Grenze den Islamischen Staat bekämpfen, auszubilden und zu bewaffnen. Es wird befürchtet, diese Kämpfer könnten sich der PKK anschließen, die von der Türkei, der EU, den USA und Deutschland als terroristische Vereinigung eingestuft wird.

Hanrahan und Pendlebury sind erfahrene Korrespondenten. Zusammen haben sie bereits über die Flüchtlingskrise in Calais, das Referendum zur schottischen Unabhängigkeit, irischen Republikanismus und andere Themen berichtet.

Neben seiner Arbeit für VICE News hat Hanrahan außerdem für den Guardian, den Independent, Wired und Rolling Stone Middle East geschrieben. Pendlebury ist ein versierter Kameramann und Redakteur, der im Irak, in Afghanistan, Nordkorea und vielen weiteren Ländern gefilmt hat.

Rasool ist ein erfahrener Journalist und Übersetzer, der zuvor schon mit VICE News im Irak zusammenarbeitete. Er hat zudem im Nahen Osten an vielen weiteren Aufträgen für AP, Al Jazeera und Anatolia Agency gearbeitet.


Titelbild via VICE News