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Unter Umständen

Schwanger, Woche 18: Das Baby mit dem Riesenständer und die Sache mit dem erfundenen Ausfluss

In der achtzehnten Schwangerschaftswoche quält sich unsere Autorin mit den ewig selben Fragen, dem Mini-Schniedel ihres heranwachsenden Kindes und der neuen Verantwortung, die das kleine Ding in ihrem Bauch mit sich bringt.

„Und wisst ihr schon, was es wird?“ Wir wissen. Ich habe bei der Nackenfaltenuntersuchung unschuldig gefragt, ab wann man da was sehen kann, der ältliche Herr Doktor, der sich seine Pension mit teuer bezahlten Untersuchungen panischer Mütter auffettet (bösartige Unterstellung meinerseits), hat nachgesehen: Es wird ein Bub. Ich erzähle es dem Liebsten und belege es mit einem Beweisfoto. Tatsächlich, klein aber doch, baumelt da was Helles, Weißes im Fruchtwasser, ganz eindeutig: Ein Mini-Schniedl.

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Kurzer Dialogausschnitt:

Liebster (beeindruckt und stolz): „Was so groß ist der schon, dabei ist der Embryo noch so klein!“

Ich: „Das ist das Bein. Das kleine weiße dazwischen.“

Liebster (verwirrt): „Achso“

Das mit dem Baby im Bauch ist wie im Flugzeug sitzen: Man hat in der Schule ganz grundsätzlich gelernt, wie’s funktioniert und warum das riesige schwere Teil nicht einfach so vom Himmel fällt. Trotzdem hält man sich währenddessen trotzdem lieber ab und zu an der Armlehne fest. Wenn ich also auf den Bildschirm starre, auf dem Flimmern Herzschlag illustriert und ich einzelne Körperteile erkenne(n) soll: Ja, das ist in echt in meinem Bauch drin. Aber ist das WIRKLICH in meinem Bauch drin? Ein schräges Gefühl. Zumal man leider fix weiß, auf welchem Wege der Kleine da rauswollen wird.

Ansonsten bin ich überrascht, wie unspektakulär die Schwangerschaft bisher so verläuft. Die aberwitzigen Märchen von ständiger Heulerei, wirren Gefühlsausbrüchen und Speiborgien treffen bei mir nicht zu. Ich habe keine seltsamen Gelüste. Mich plagt kein Hormonrausch. Und ganz ehrlich, ich habe völlig verkatert bei dieser einen Doku mit dem toten Elefantenbaby mehr geheult. Langsam glaube ich, dass das sowieso alles nur reine Mythologie ist.

Sagen wir so: Wenn man erfährt, dass jemand gestorben ist, weint man. Da kommt einem keiner mit den Hormonen. Wenn man erfährt, dass man schwanger ist, ist das dasselbe, nur umgekehrt: Die Konsequenzen von der bevorstehenden Geburt sind gleichermaßen weitreichend. Neues Leben, Verantwortlichkeiten für die nächsten 20 Jahre (mindestens!), kein Geld, kein Alkohol, etc. Wer bei einer Veränderung dieser Größenordnung nicht weint vor Schreck ist mir unheimlich und nein, das hat mit Hormonen nichts zu tun. Und überhaupt, was ist mit dem einen Jahr, in dem ich mich fast ausschließlich von Nudeln mit Pesto ernährte, ganz unschwanger, weil ich ständig drauf Lust hatte?

So stellt sich also auch mit einer Schwangerschaft keine permanente rosarote Gefühlswolke ein. Nein, eine Schwangerschaft macht nicht glücklich. Nein, man leidet auch nicht dauernd. Es geht einem großteils so wie eh immer, man geht hackeln und trifft Menschen (man schläft nur früher ein). Für die VielfragerInnen überlege ich inzwischen, mir ein paar detailreiche, dafür rein rhetorische Leiden auszudenken, damit die Fragerei ein Ende hat. Noch schwanke ich zwischen grausligem Ausfluss unten („Die Pilzinfektion verpickt mir ständig die Unterhose!) oder oben („Aus dem Busen rinnt immer so bröckelig gelbliches Zeug raus!). Inspirierende Vorschläge werden gerne angenommen.

Und derweil mir langsam, aber sicher das Gewand ausgeht, die guten Nachrichten:

Dita von Teese designt Still-BHs. Fuck yes.