
Weiterhin machen die meisten großen Pornoseiten die Inhalte des angesehenen Materials bereits in der URL deutlich—XVideos, XHamster und XXNX senden alle URLs wie www.pornoseite.com/view/peinlicher-exotischer-feti…. an die oben aufgezählten Firmen. Nur Pornhub und Redtube verschleiern die Titel der Videos mit Zahlenreihen, nach dem Schema www.pornoseite.com/watch_viewkey=19212.Einen weiteren wichtigen Punkt nannte mir der Datenschutzforscher Tim Libert: der Inkognito-Modus „tut so gut wie nichts, um dieses Tracking zu unterbinden. Im besten Fall wird die Adressleiste es unterlassen, etwas Peinliches zu vervollständigen, doch Werbefirmen und Datenhändler bekommen die Informationen immer noch. Was genau sie damit machen können, ist nicht immer klar—aber die Daten stecken irgendwo in einer Datenbank."Das sollte nicht weiter überraschen. Es gehört zu den Grundbedingungen des heutigen Internets, dass unsere Bewegungen so gut wie überall verfolgt und überwacht werden. Nicht unbedingt aus böser Absicht, sondern weil Web-Entwickler, auch die von Pornoseiten, sich zur Verbesserung der Funktionalität und Teilbarkeit ihrer Seiten auf die Werkzeuge von Dritten verlassen. Aktuelle Forschungsergebnisse zeigen, dass 91 Prozent aller Seiten von Gesundheitsdiensten—angeblich die sichersten Seiten im gesamten Netz—medizinische Suchanfragen an Dritte weitergeben. Natürlich tun Pornoseiten genau dasselbe: Libert ließ für mich einen Scan durchlaufen und fand heraus, dass auf 88 Prozent der 500 meistbesuchten Pornoseiten Elemente externer Anbieter eingebettet sind.
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Die Pornoseiten selbst haben möglicherweise gar kein Interesse daran, deine Daten zu sammeln und zu speichern. XVideos' Datenschutzerklärung verkündet: „XVideos speichert die IP-Adressen und Aktivitäten nicht registrierter Nutzer nicht." Libert erklärte mir, dies könne auch absolut wahr sein—doch gleichzeitig geben die Firmen immer noch Daten, wie beispielsweise die URLs, an Dritte weiter. Fest steht, dass wir als Nutzer keine Gewissheit haben, was Drittanbieter, von Google über AddThis bis Pornvertising, mit diesen Daten tun. Auf meine Nachfrage teilte AddThis mit, sie würden „keine persönlich zuordbaren Informationen von Websites sammeln" und ihre Datenschutzbedingungen würden „die Nutzung unserer Tools durch nicht jugendfreie Seiten" untersagen. Allerdings zeigte mir Ghostery, dass AddThis auf einigen der größten Pornoseiten installiert ist.„Aus technischer Sicht ist es unfassbar schwierig, als Nutzer zu verhindern, verfolgt und überwacht zu werden", sagte mir Brookman. „Schließlich hängen wir immer an einer IP-Adresse."„Ich bin überzeugt, dass die Regierung auf diese Weise einige der Menschen findet, die Kinderpornografie ansehen und verbreiten", fügte Brookman hinzu. Thomas' Albtraumszenario überzeugt längst nicht alle. Cooper Quintin, Technologe bei der Electronic Frontier Foundation, sagt, Thomas würde zwei verschiedene Dinge gleichsetzen, nämlich „die Bedrohung durch Datenhändler, die Surfgewohnheiten verfolgen, und die Bedrohung durch Hacker, die Informationen über Pornogewohnheiten veröffentlichen könnten. Beides ist definitiv möglich." Doch er nennt die Vorstellung, dass jemand einfach einen Haufen Pornodaten veröffentlichen könnte, „Panikmache".„Das viel wahrscheinlichere Szenario ist, dass jemand eine Pornofirma hackt und Kreditkarteninformationen stiehlt. Wenn dieser Fall eintritt, dann wird der Angreifer die Informationen viel eher verkaufen, als sie ‚for the lulz' zu veröffentlichen", sagte Quintin. „Ich denke, die größere Bedrohung ist, dass Datenhändler deine IP-Adresse nutzen, um die Informationen über deine Pornogewohnheiten mit bereits vorhandenen Tracking-Profilen abzugleichen, selbst wenn du im Inkognito-Modus surfst." Da Firmen, die mit Datensätzen von Internetnutzern handeln, ohnehin ein Interesse daran haben, Daten über deine Surfgewohnheiten abzugreifen, sind sie vielleicht auch in der Lage, Pornovorlieben zu verfolgen—leider gibt es vor allem in den USA, wo viele dieser Firmen gemeldet sind, kaum Gesetze, die die Unternehmen im Umgang mit den Daten einschränken.„Ich denke, wir brauchen strengere Gesetze, um das Sammeln von Informationen einzuschränken, mit denen Drittanbieter ansonsten nicht miteinander verbundene Daten in Verbindung bringen können", sagte Brookman.Thomas ist da schon einen Schritt weiter und hat angesichts der apokalyptischen Aussichten für die Privatsphäre einfach resigniert. Er macht sich jetzt keine Sorgen mehr. Das Ende der Anonymität, auch in Bezug auf Pornos, ist für ihn die unausweichliche neue Realität des Internets.„Leider ist Anonymität grundsätzlich nicht kompatibel mit Javascript und einem freien Internet", erklärte er mir. „Ich persönlich habe das Glück, dass wenn alle Pornovorlieben öffentlich würden, ich mich für meine wenig extravaganten Interessen nicht wirklich schämen müsste."Motherboard: Pornhub launcht Crowdfunding für den ersten Weltraumporno