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Beim Hundefleischfestival im chinesischen Yulin wurden Zehntausende Hunde geschlachtet

Wir waren am Samstag in Yulin, als Einwohner mit Litschiwein anstießen und sich frisch geröstetes, gebratenes und gekochtes Hundefleisch schmecken ließen.

Letzte Woche wurde viel über das chinesische Hundefleischfestival berichtet, das in den letzten 20 Jahren zu einer Tradition geworden ist. Der Name der Veranstaltung deutet bereits darauf hin: Für das Festival in der Stadt Yulin in der südchinesischen Povinz Guangxi werden jedes Jahr Zehntausende Hunde geschlachtet und gegessen—sehr zum Unwillen jener Menschen, die Hunde als Freunde und nicht als Nahrungsmittel betrachten. Ich war Samstag in Yulin, als Einwohner mit Litschiwein anstießen und sich frisch geröstetes, gebratenes und gekochtes Hundefleisch schmecken ließen.

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In China und dem Rest der Welt regten sich Tierfreunde sogleich über den angeblich maßlosen Appetit auf Hundefleisch auf. Mehrere chinesische Prominente appellierten im Internet dafür, das Festival zu unterbinden. Einheimischen widerstrebt der Gedanke, auf die jährliche Zusammenkunft zu verzichten, jedoch zutiefst. Eine Verkäuferin auf dem Fleischmarkt in der Innenstadt erzählte mir, dass sie nicht mehr zählen könne, wie viele Hunde sie in der letzten Woche verkauft hat. Schätzungsweise seien es mehr als Hundert pro Tag. Das Geschäft läuft so gut wie nie.

Shandai von der Tierschutzgruppe des Guangdong Shoushan Volunteer Center meint, dass frühere Schätzungen, die von 10.000 getöteten Hunden ausgingen, zu niedrig gegriffen seien. Ihr zufolge handle es sich eher um 40.000. (Dazu kommen 10.000 Katzen für alle, die keine „Hundemenschen“ sind).

Bei einem Gang durch die Stadt bekommt man den Eindruck, dass die Präsenz der Tierrechtler zu einer unverfrorenen Gegenreaktion geführt hat. Einheimische, die ihre Körbe mit frisch abgehackten Pfoten und Schwänzen füllen, verteidigten ihre Gepflogenheit. Eine Frau auf dem Markt erklärte entrüstet: „Ich zwinge sie ja auch nicht, Hundefleisch zu essen. Also können sie mich auch nicht zwingen, damit aufzuhören.“

„In diesem Jahr essen noch mehr Menschen Hundefleisch“, klagt Pian Shan Kong, ein Tierschützer aus Guizhou, der das Festival seit drei Jahren beobachtet. „Während Außenstehende protestieren, werden die Einheimischen zum Widerstand angestachelt.“ Kong hält sich zur Zeit vier gerettete Welpen in seinem Hotelzimmer in Yulin. Angeblich wurde der Mann, der ihm die Welpen verkaufte, wütend, als ihm klar wurde, dass sie nicht auf dem Teller landen würden. Er hatte damit gedroht, sie auf der Stelle aufzuschlitzen, wenn Kong nicht den überhöhten Preis zahlen würde.

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Die Hundeliebhaberin Yang Xiaoyun ging noch einen Schritt weiter und kaufte insgesamt 300 gefangene Hunde auf. Es dauerte 11 Stunden, bis sie die Hunde in ihre Heimatstadt in Tianjin befördert hatte. Auch wenn sie gute Absichten hatte—die 90.000 RMB (10.600 Euro), die sie für die Hunde bezahlt hat, fließen in die Taschen der Hundeverkäufer.

Die Hundefleischindustrie ist ein weithin unreguliertes Geschäft. Aktivisten behaupten, dass es sich bei den Tieren um gestohlene Haustiere oder streunende Hunde handeln würde, deren Verzehr ein Gesundheitsrisiko birgt. Die Hundehändler dagegen behaupten, dass es sich bei den Hunden um „tu gou“ handelt, die wegen ihres Fleisches auf Farmen gezüchtet werden. Die moralischen Einwände seien deshalb die gleichen wie bei anderen süßen Tieren wie etwa Lämmern.

Als Tierrechtler am Samstag vor dem Gebäude der Stadtregierung zu protestieren versuchten, wurden ihnen ein paar Transparente weggenommen und zerrissen. Darauf folgten wütende Beschimpfungen zwischen Einheimischen und Demonstranten. Schließlich wurden Sicherheitsleute herangezogen, um die Menge auseinanderzutreiben.

Während im übrigen China weiter darüber diskutiert wird, ob der Verzehr von Hundefleisch moralisch vertretbar sei oder nicht, steht für die Bewohner von Yulin fest, dass sie sich nicht von Welpenaugen von ihrem Festmahl werden abhalten lassen.

Ein Einheimischer erklärte stolz: „Wenn du nicht über die WM sprichst, sprichst du über unser Festival. Das kann nur gut für unseren Ruf sein, das beste Hundefleisch in China zu haben. In Zukunft wird Yulin noch berühmter sein.“