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Heulsuse der Woche

Heulsuse der Woche: Randalierender Bratwurst-Gourmet vs. Fashion-Week-Spießer

In Erfurt randaliert ein Betrunkener wegen fehlender Bratwurst-Gewürze und ein Designer muss seine Fashion-Week-Party vorzeitig beenden.
Ein Mann isst eine Wurst, ein anderer Mann hält sich vor Models die Ohren zu
Symbolfotos || Wurstesser: imago | allOver-MEV || models: imago | Pacific Press Agency

|| Mann, der sich die Ohren zu hält: imago | Thomas Frey

Wieder einmal wundern wir uns über Menschen, die an der Komplexitätsmauer der bösen, bösen Welt zerschellen.

Heulsuse #1: Der randalierende Bratwurst-Gourmet

Der Vorfall: Ein Mann kauft eine Bratwurst an einem Bratwurststand in Erfurt. Er fragt nach Gewürzen. Die Verkäuferin hat keine. Die angemessene Reaktion: Die Bratwurst trotzdem essen. Schließlich liegt Erfurt in Thüringen, Heimat der ohnehin schon sehr guten Thüringer Rostbratwurst, in der nach Reinheitsgebot in Mittelthüringen sowieso schon Knoblauch drin ist. Das weiß schließlich jeder. Die tatsächliche Reaktion: Der Mann rastete völlig aus. So protokolliert es später die Landespolizei Erfurt in einem erschütternden Bericht. Voller Blutdurst oder Wurstwut – oder beidem – bespuckte er die Bratwürste, die ihm auf dem Grill arrogant entgegenbrutzelten. DAS. IST. THÜRINGEN! WO SIND DIE GEWÜRZE?, mag der betrunkene Mann innerlich monologisiert haben. Dann lief er weg.


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Aus dem VICE-Netzwerk: Auf die Dänen sind stolz auf ihre Würste


Eine Bratwurst, also die Königin der Thüringer Cuisine, mit Besoffenenspeichel zu benetzen, bleibt jedoch in Erfurt nicht folgenlos. Die Bundespolizei stellte den 35-Jährigen. Und dann? Ja, dann ging es erst richtig los. Der Mann, offenbar im Rumpelstilzchen-Modus, schlug solange gegen die Scheiben mehrerer Geschäfte, bis die Polizei ihn mitnahm. Auf der Wache gelang es ihm, dass Promillebarometer des Messgeräts bis auf den Wert 2,6 zu pusten. Als ihn die Beamten wieder in die Erfurter Freiheit entlassen hatten, setzte der Mann sein Werk fort und bepöbelte Passanten. Das brachte ihm einen weiteren mehrstündigen Aufenthalt auf der Wache ein. Und eine Anzeige wegen Sachbeschädigung.

Heulsuse #2: Der Fashion-Week-Spießer

Der Vorfall: Irgendein Designer feiert in Berlin bis nach 22 Uhr eine Fashion-Week-Party deren Lärm auch an das Ohr eines Anwohners drang. Die angemessene Reaktion: Das tun, was Bewohner dieser Stadt schon immer getan haben, um nicht wahnsinnig zu werden – besonders während der sogenannten Berliner Fashion Week, der Baumarkteröffnung unter den Modewochen: mit den Schultern zucken und den Quatsch ignorieren. Oder runtergehen und den Modeheinis ihre Weißweindosen leersaufen. Die tatsächliche Reaktion: Der Anwohner rief die Polizei, denn die Party in der Berliner Holzmarktstraße war nur bis 22 Uhr angemeldet. Den Nachbar störte aber nicht das Gejohle der Gäste, sondern ein Stromgenerator, der dafür sorgen sollte, dass die sicher sehr, sehr schönen Menschen ordentlich ausgeleuchtet werden. Kurz nach dem Verstreichen des amtlich genehmigten Party-Zeitfensters setzte der Anwohner jedenfalls den Notruf ab. Um 22:30 Uhr beendete die Polizei die vermutlich kürzeste Feier Berlins.

Der Designer, Dawid Tomaszewski, war da schon weg. Durch einen Bericht in der B.Z. über seine After-22-Uhr-Party dürfte er nun aber zur Legende in der Berliner Modewelt geworden sein, über die man sich im Soho-House anerkennende Geschichten in die epilierten Ohren flüstert.

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Und jetzt seid ihr dran: Wer soll die Heulsuse der Woche sein?*

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