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Drogen

Die UN könnten die weltweite Cannabis-Politik ändern

In Deutschland hätte das vor allem Auswirkungen auf CBD-Konsumierende.
Eine kiffende Ente
Foto: imago | Steinach

Man könnte diese Nachricht auch als ziemlich schlechten Witz erzählen, nämlich so: Was ist noch langsamer als ein UN-Bürokrat? Ein UN-Bürokrat, der sich mit Cannabis beschäftigt. Ein schlechter Witz, aber leider wahr. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Weltgesundheitsorganisation (WHO) haben nach langem, langem Beraten jetzt endlich eine offizielle Empfehlung an die Vereinten Nationen ausgesprochen: Die UN sollen Cannabis als Droge neu einstufen. Das Ergebnis dürfte nicht ganz die hohen Erwartungen von Legalisierungs-Fans erfüllen, aber es könnte doch Einfluss auf Cannabis-Konsumierende in Deutschland und der ganzen Welt haben.

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THC-haltiges Cannabis wird demnach weiterhin illegal bleiben. Bei Cannabidiol (CBD), dem nicht psychoaktiven Stoff in Cannabis, könnte sich dagegen einiges tun.

Bereits im Juni kamen Expertinnen und Experten verschiedener wissenschaftlicher Sparten bei der WHO zusammen, und dann erneut im November, um eine Frage zu diskutieren, die weltweit viele Menschen bewegt: Ist Cannabis wirklich so gefährlich wie Heroin, Kokain, Meth – oder müssen wir unseren Umgang mit dem Stoff überdenken?


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Zuerst aber die schlechte Nachricht, für die ich ein wenig ausholen muss, bis in die Sechziger Jahre: Seit 1961 ist Cannabis im Einheitsabkommen über die Betäubungsmittel (SCND), der sogenannten Single Convention, gelistet. 183 Staaten, auch Deutschland, unterzeichneten diesen Vertrag und verpflichteten sich, die darin gelisteten Drogen zu verbieten, Drogenhandel zu kontrollieren und die organisierte Kriminalität zu bekämpfen. Cannabis findet sich innerhalb des Vertrags unter anderem in der Liste IV. Dort steht Cannabis neben besonders süchtig machenden Stoffen wie Heroin. Das will die WHO jetzt ändern und empfiehlt, Cannabis nur noch in der Liste I aufzuführen. Das wäre jedoch nur ein bürokratischer Vorgang, der für Konsumierende keinerlei Bedeutung hat. THC-haltiges Cannabis als Genussmittel bliebe illegal.

Und hier die Good News der Woche: Die WHO hat sich zum Thema CBD endlich klarer geäußert. CBD wird bei deutschen Konsumierenden gerade immer beliebter, egal ob als Öl oder in Blütenform. Einerseits ist die Rechtslage ziemlich verworren. Andererseits eröffnen in ganz Deutschland neue CBD-Shops, in denen man oft auch Blüten kaufen kann, die äußerlich von THC-Gras nicht zu unterscheiden sind. Die WHO empfiehlt jetzt CBD-Präparate ganz aus der Single Convention zu streichen, wenn der THC-Gehalt 0,2% nicht übersteigt. Georg Wurth, Geschäftsführer des Deutschen Hanfverbands, nennt die Stellungnahme der WHO deswegen einen "Meilenstein": "Angesichts der aktuell zahlreichen Beschlagnahmung von Nutzhanfblüten in Deutschland ist außerdem die Forderung der WHO wichtig, dass der Handel mit solchen Produkten keiner Einschränkung unterliegen sollte."

Doch der WHO-Beschluss ist lediglich eine Empfehlung. UN-Generalsekretär António Guterres muss jetzt entscheiden, ob er ihn den UN-Mitgliedsstaaten zur Abstimmung vorlegt. Sollten diese den Beschluss ablehnen, bedeutet das für die internationale Drogenpolitik dennoch wenig. Und hier wird es endgültig absurd: Denn obwohl UN-Verträge eigentlich bindend sind, haben sich schon mehrere Länder über die Single Convention hinweggesetzt. Kanada und Uruguay haben trotz der UN-Verträge legalisiert, Luxemburg wird bald nachziehen. Abgestraft werden sie dafür wohl nicht. Und so werden wohl noch weitere Länder Cannabis legalisieren, während die WHO und die UN gemütlich an ihren Paragrafen schrauben.

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