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Pro-Gamer spielt zu gut, um wahr zu sein – und überrascht mit kreativer Ausrede

Mit seinem Meepo zerstörte er das gegnerische Team in 'Dota 2', doch dann bemerkten Reddit-Detektive Unregelmäßigkeiten. Der Fall wirft Fragen auf über Hardware und Fairness im eSport.
Bild: YouTube | LevoPhobia 

Wenn Gamer richtig gut spielen, wird ihnen fast reflexartig Betrug vorgeworfen. Die koreanische eSportlerin "Gegury" hat sogar Morddrohungen bekommen – einfach weil sie mächtige Overwatch-Skills hat. Bei einem wichtigen Qualifikationsmatch für das große Dota 2-Turnier "The International" kam es nun zu einem Vorfall, der besonders viele Fragen aufwirft.

Juan "Atún" Ochoa ist Mitglied des Dota 2-Teams "Thunder Predator" und als er am vergangenen Donnerstag mit seinem Helden "Meepo" die Konkurrenz von "SG e-sports" niedermacht, werden Zuschauer auf Reddit skeptisch. Der Verdacht: "Atún" hat geschummelt.

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Die Reddit-Detektive machen das an einer zentralen Fähigkeit von Atuns Spielfigur Meepo fest. Der goblinartige, schaufelschwingende Zauberer kann sich vervielfachen und mit der Spezialfähigkeit "Poof" einen Doppelgänger an die Position eines anderen teleportieren. Wo Meepos Klone auftauchen, erleiden Gegner Schaden. Meepo gilt als einer der mächtigsten Helden von Dota 2, er hat aber einen massiven Haken: Jeder Klon muss einzeln teleportiert werden. Meepo gut zu spielen, artet in gewaltige Fummelei aus. Eine Videoanalyse zeigt jedoch, dass sich Ochoas Figuren alle nahezu gleichzeitig teleportieren. Kein Mensch hat so schnelle Reflexe.

Kein Cheating, sondern zu gute Hardware

Vermutet wird, dass ein so genannter "Makro" zum Einsatz kam. Diese Software läuft im Hintergrund von Dota 2 und kann auf Kurzbefehl eine Abfolge vorbestimmter Aktionen automatisiert durchführen. Etwa das blitzschnelle Teleportieren mehrerer Spielfiguren an einen Ort. Im Turnier, an dem Atún teilnahm, gilt der Einsatz von Makro-Befehlen als klares Cheating. Nach den Enthüllungen der Reddit-Nutzer wurde das gesamte Team "Thunder Predator" von den Organisatoren disqualifiziert. Ihre sicher geglaubte Teilnahme am diesjährigen "The International" ist damit zunichte.

Die Erklärung des Teams ist dabei ungewöhnlich. Es war keine illegale Cheat-Software im Spiel, sondern eine Maus. Das erklärt das Team auf der offiziellen Facebook-Seite. Das Modell des Herstellers "Razer" erlaubt es Spielern unter anderem, Tasten individuell zu konfigurieren. Auch die Belegung mit Makros ist möglich, nur beeinflussen diese Dota 2 nun nicht direkt, sondern die Hardware, mit der das Spiel kontrolliert wird.

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Ab wann wird professionelle Hardware zum illegalen Vorteil?

Zwar hat auch diese Erklärung nichts an der Disqualifizierung von "Thunder Predator" geändert, aber sie berührt dennoch einen wichtigen Punkt. Nicht nur Software-Hilfsmittel können einen unfairen Vorteil bringen, auch die richtige Hardware entscheidet manchmal über Sieg und Niederlage. Dabei ist nicht immer klar, was noch legal und was schon Cheating ist.

Auch in analogen Sportarten gibt es regelmäßige Diskussionen über das genutzte Werkzeug. Zuletzt wurde in der Formel 1 darüber diskutiert, ob Rückspiegel einen kleinen Spoiler tragen dürfen. Nach Aussage des Rennstalls Ferrari ist der Mini-Spoiler notwendig für die Stabilität der Spiegel, aber nach Ansicht des Automobilsport-Verbands "FIA" handelt es sich wohl eher um einen illegalen Versuch, die Leistung der Rennwagen zu erhöhen.


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In seiner öffentlichen Kommunikation macht der Hersteller Razer es ziemlich deutlich, was mit seiner Hard- und Software gemacht werden soll: "Maximiere deinen unfairen Vorteil", so bewirbt der populäre Gaming-Zubehör-Entwickler die eigene Software "Synapse" auf seiner offiziellen Seite. Viele Profi-Spieler nutzen Hardware von Razer. Die Firma ist Sponsor für viele erfolgreiche Teams – doch die ganze Bandbreite der unterstützten Funktionen der Mäuse und Tastaturen dürfen Profis wohl nicht nutzen. Das zeigt der Fall um Atúns Meepo deutlich.

Für "Thunder Predator" ist dieses Debakel nicht das erste Mal, dass sie mit unsportlichem Verhalten auffallen: Durch geheime Absprachen versuchte eines ihrer Mitglieder, die Spielergebnisse zu verfälschen. Auch wenn also dieses Mal ein Team mit einem zweifelhaften Ruf abgestraft wurde, zeigt der Fall auch, dass die Grenzen der Legalität im eSport in Zukunft weiter diskutiert und klarer kommuniziert werden müssen. Schließlich wird es beim "The International 2018" im August um nicht weniger als 14,7 Millionen Dollar Preisgeld gehen.

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