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Beziehung

Wann Leute wussten, dass sie ihre Beziehung beenden müssen

Egal, wie lange man versucht, sich das immer unerträglicher werdende Miteinander schönzureden: Irgendwann kommt für die Meisten der Moment, ab dem es kein Zurück mehr gibt.
Symbolfoto: Hernán Piñera | Flickr | CC BY-SA 2.0

Die Gründe dafür, warum Beziehungen enden, sind ebenso unterschiedlich wie Beziehungen selbst. Mal schmeißt man alles hin, nur um dann kurz darauf wieder zusammenzukommen, bis man schließlich so tief in einer Drama-Schleife steckt, dass absolut gar niemand im Freundeskreis mehr Lust hat, sich die ganze Scheiße anzuhören. Mal blutet die Liebe zwischen zwei Menschen über Jahre hinweg langsam aus, ohne dass irgendjemand sich dazu in der Lage sieht, die gemeinsame Zeit endgültig zu beerdigen.

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Manchmal gibt es sie aber auch, die Momente absoluter Klarheit, in denen man versteht: So kann es nicht weitergehen. Diese Beziehung ist zum Scheitern verurteilt. Wir haben unsere Leser gebeten, ihre ganz persönlichen Trennungserleuchtungen mit uns zu teilen.

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Antonio*

Ich war um 2002 in einer Beziehung, die weniger als einen Monat gehalten hat. Er lebte im Keller der Mutter eines Freundes, was mich eigentlich schon von vornherein hätte stutzig werden lassen sollen. Er redete schon zwei Wochen, nachdem wir uns kennengelernt hatten, davon zusammenzuziehen—ein weiteres Warnsignal. Mir wurde allerdings erst wirklich klar, dass ich das Ganze beenden musste, nachdem er mir Aufnahmen seiner „Band" vorgespielt hatte, die schreckliche Cover-Versionen von Reggae-Songs machte. Nachdem ich mit ihm Schluss gemacht hatte, musste ich ihn allerdings erst noch quer durch die Stadt fahren und zu der Bushaltestelle bringen, an der ich ihn kurz zuvor abgeholt hatte. Die Fahrt war so unangenehm, dass sie mir unerträglich lange vorkam. Mittlerweile kann ich mich nicht einmal mehr daran erinnern, wie er hieß.

Sarah

Mein Ex-Freund und ich haben uns darüber gestritten, ob wir unsere potenziellen zukünftigen Kinder beschneiden lassen würden oder nicht. Ich war absolut dagegen, er hingegen total dafür. Ich wusste, dass wir niemals miteinander glücklich werden würden, als er meinte: „Wenn du dich weigerst, unser Kind beschneiden zu lassen, dann schnappe ich es mir eben und mache es ohne dein Wissen."

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Claire

Irgendwann ist mir aufgefallen, dass er ziemlich dumm ist—obwohl er sogar mal was bei einer Quizshow im Fernsehen gewonnen hat!

Emma

Mein Ex-Mann kam einmal um vier Uhr morgens betrunken und blutüberströmt nach Hause. (Wir wissen immer noch nicht, ob es sein Blut war oder das von jemand anderem.) Als er sich auf den Rand unseres Bettes setzte, sah ich vor dem gedämpften Licht der Straßenlaterne vor unserem Fenster nur seine Silhouette. Während er versucht hat, sich seine Schuhe auszuziehen, ist er immer wieder nach vorne gekippt und auf den Boden geknallt.

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Ich bin Sterbehelferin und bin ständig von alten, kranken und sterbenden Menschen umgeben. Deshalb kam mir der Gedanke: So könnte es aussehen, wenn wir 70 sind. Er, von der Demenz gezeichnet, unselbstständig und körperlich am Ende und ich an seiner Seite. Seine Betreuungsperson, die ihm durch all die schrecklichen Jahre unerschütterlich die Stellung gehalten hat, weil sie sich dabei die ganze Zeit an die Momente erinnerte, in denen alles besser war. Dann hielt ich plötzlich inne, weil ich erst 34 war und die besseren Zeiten schon seit etwa zehn Jahren hinter uns lagen. Unsere Hochzeiten haben nicht einmal ein Jahr gedauert. Eine Woche später sagte ich ihm, dass ich die Scheidung möchte.

John

Im Studium ging ich mit einem ehemaligen Mormonen aus. Ich selbst komme aus einer Familie von atheistischen Juden. Damals habe ich gerade die Biographie von Joseph Smith gelesen und war wie besessen vom Mormonentum—die spezielle Unterwäsche, die goldenen Teller und was sonst noch so dazugehörte. Ich habe diesen armen Kerl total fetischisiert.

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Eines Tages sind wir dann zusammen ins Naturkundemuseum gegangen. Als wir uns gerade die Dinosaurier ansahen, drehte ich mich zu ihm um und fragte ihn: „Glauben Mormonen wirklich, dass die Erde erst 6.000 Jahre alt ist?" Man konnte ihm ansehen, wie unangenehm ihm die Frage war. Schließlich meinte er: „Na ja, zumindest keine 6.000 Menschenjahre."

Mich überkam ein kalter Schauer, als ich merkte, dass er nicht an die Evolution glaubte. Ich sagte ihm, dass ich mich nicht wohl fühlen würde (was tatsächlich so war), ging nach Hause und ignorierte seine Anrufe von da an. Ich glaube, meine eigene religiöse Intoleranz hat mich allerdings mindestens genauso erschreckt wie seine Glaubensvorstellungen.

Stephanie

Mein Ex-Mann und ich haben mal darüber gesprochen, eine Kreuzfahrt zu machen. Ich reagierte allerdings etwas misstrauisch, weil er Menschenmengen eigentlich total hasste. Er versicherte mir aber, dass alles bestens sein würde, also fuhren wir nach Florida und gingen an Bord. Er war von Anfang an andauernd genervt: „Wo sind unsere Koffer? Warum ist unsere Kabine so klein?"

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Um die Situation ein wenig aufzulockern, schlug ich vor, an Deck zu gehen. Er wollte allerdings in der Kabine bleiben, um „den langsamen Tod unseres Portiers zu planen". Ich fand einen schönen Platz und bin irgendwann einfach eingenickt, weil ich durch den ganzen Stress total erschöpft war. Ich wurde schließlich geweckt, weil mich mein Mann buchstäblich in die Luft gehoben und wild geschüttelt hat—wie eine alte Stoffpuppe. Und das nur, weil ich nicht sofort reagiert hatte, als er mich wecken wollte.

Wir waren zehn Jahre lang verheiratet, aber rückblickend erinnere ich mich immer an diesen einen Moment—wie mein Kopf hin und her geschüttelt wurde, während im Hintergrund eine Calypso-Band spielte. Durch die Art, wie er in dieser Situation mit mir umging, wurde mir endgültig klar, dass es niemals funktionieren würde. Es waren sehr lange sieben Tage.


*Alle Namen wurden geändert.

Foto: Hernán Piñera | Flickr | CC BY-SA 2.0 [Symbolfoto]