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1:0 für Graffiti: Investor muss Sprühern Schadensersatz in Millionenhöhe zahlen

Dass Sprüher vor Gericht stehen, ist keine Seltenheit. Doch diesmal waren sie in der Rolle des Klägers – und gewannen!
imago | Levine-Roberts

Wann ist Graffiti mutwillige Zerstörung fremden Eigentums und wann schützenswerte Kunst? Eine Frage, die für viele gar nicht so einfach zu beantworten ist. In New York wurde jetzt aber zumindest in einem konkreten Fall eine klare Antwort gefunden: Graffiti in der Industrieanlage "5Pointz" ist Kunst und wer die wiederum mutwillig zerstört, muss dafür zahlen.

Über 20 Jahre lang durfte die Anlage im Stadtteil Queens von Graffiti-Künstlern als Leinwand für ihre Bilder benutzt werden. Sogar mit Genehmigung des Eigentümers. Aus einer stillgelegten Fabrik für Wasserzähler wurde so 5Pointz: ein Mekka für Sprüher aus aller Welt und nicht zuletzt eine wichtige Touristenattraktion. Bis der Eigentümer Jerry Wolkoff 2013 plötzlich beschloss, ohne Vorwarnung die Wände und somit auch die Kunstwerke des Gebäudes mit weißer Farbe zu übermalen. Ein Jahr später ließ er alles komplett abreißen. Wo früher 5Pointz das Stadtbild zierte, sollten nun Luxuswohnungen entstehen.

21 Sprüher klagten auf Schadenersatz. Wolkoff hätte ihnen keine Möglichkeit gegeben, ihre Bilder zu retten. Der wiederum argumentierte, er hätte den Künstlern ersparen wollen, zusehen zu müssen, wie ihre Werke Stück für Stück zerstört werden. Sowohl die Geschworenen-Jury als auch der Richter haben nun ein klares Urteil gefällt: schuldig. 45 der 49 zerstörten Werke hätten laut Richter Frederic Block einen anerkannten Rang als Kunst gehabt und seien vorsätzlich und unrechtmäßig zerstört worden – ein Akt der Unbarmherzigkeit, wie Block laut dem Spiegel weiterhin urteilte.

Immobilieninvestor Wolkoff muss nun 6.7 Millionen Dollar Strafe an die 21 Künstler zahlen. Es passiert nicht häufig, dass Sprüher in einem Gerichtssaal jubeln. Aber gestern war wohl so ein Tag.

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