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fußball und politik

Nach Terror in London: Darum haben saudische Nationalspieler eine Schweigeminute ignoriert

Australien gedenkt der Terroropfer von London, doch die Saudis machen nicht mit und haben dafür auch eine Erklärung. So richtig überzeugen kann die aber nicht.

So manch einer ist der Auffassung, dass im Fußball Schweigeminuten inflationär benutzt werden. Etwas anders sieht es nach Terroranschlägen aus. Dass man in solchen Fällen der Toten und Verletzten gedenkt, ist zu einer genauso gängigen wie nachvollziehbaren Geste geworden. Darum bricht im Internet gerade ziemlich viel Kritik über Saudi-Arabien ein: Deren Nationalmannschaft hat vor dem WM-Quali-Spiel gegen Australien die Schweigeminute ignoriert.

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Bei dem jüngsten Anschlag in London sind auch zwei Australier getötet worden. Darum wollte der australische Fußballverband vor dem Anpfiff eine Schweigeminute abhalten. Doch laut Daily Mail-Informationen soll der saudische Verband abgelehnt haben, Schweigeminuten seien nicht Teil der saudischen Kultur, hieß es als offizielle Erklärung. Auch auf Twitter verteidigte ein Saudi den Vorfall:

Trotzdem klingt das aufgrund der geopolitischen Großwetterlage ziemlich verstörend, zudem die Saudis in Australien nur zu Gast waren.

Klar kann man jetzt argumentieren, dass im Islam Trauer häufig durch Gebete oder Klagen ausgedrückt wird. Und man kann auch argumentieren, dass die saudischen Spieler, nachdem sie erstmal ihre Position auf dem Spielfeld eingenommen hatten, größtenteils bis zum Ende der Schweigeminute still dastanden.

Aber hätten die Saudis aus Respekt vor den Opfern eines Terroranschlags nicht einfach an der Schweigeminute teilnehmen können? Schließlich ist sie im Weltfußball absoluter Usus. Und schließlich gab es bei der Handball-WM 2015 in Katar auch eine Schweigeminute für den kurz zuvor verstorbenen saudischen König Abdullah. Gerade der letzte Punkt hat dann schon ein Geschmäckle. Von Doppelmoral.