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Geprankter Gamer wird während Livestream im Park von SWAT-Team überrascht

Das erste Swatting im öffentlichen Raum traf ausgerechnet einen Pokémon Go-Spieler.

Seit der Erfindung des Internets fühlen sich Prankster dazu berufen, die moralischen und rechtlichen Grenzen auszutesten und auch zu überschreiten: In den vergangenen Monaten zeigte das sowohl Englands bekanntester Troll, der nun

neun Monate

hinter Gittern verbringt, als auch das erste deutsche Swatting, bei dem YouTuber Drachenlord die

Feuerwehr

auf den heimischen Hof geschickt bekam.

Das Swatting, bei dem Einsatzkräfte unter dem Vorwand eines vorgetäuschten Notfalls oder einer Gefahrensituation zu einer ahnungslosen Person geschickt werden, ist dabei inzwischen zu einer der beliebtesten Prank-Methoden überhaupt avanciert. Während es beim Swatting bisher darum ging, die Einsatzkräfte in das Zuhause der geprankten Person eindringen zu lassen, fand nun im US-amerikanischen Colorado Springs das erste bekannte Swatting im öffentlichen Raum statt.

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Twitch-Streamer summit1g war hier mit einem Kollegen vor laufender Kamera für eine Session Pokémon Go unterwegs. Der 27-jährige ehemalige Counter-Strike-Profi verdingt sich hauptberuflich als Livestreamer und hat auf Twitch mit dem Zocken unterschiedlichster Spiele bereits satte 86 Millionen Views gesammelt.

Mehr als 30.000 Zuschauer waren dann laut einem Bericht des Gaming-Portals Onlinewelt auch dabei, als ein Polizeiwagen anrauschte und ihn mehrere Beamte mit gezogener Waffe aufforderten, sich langsam und mit gut sichtbaren Händen zu nähern. Kurz zuvor hatte ein Chat-Teilnehmer auf Summits Twitch-Kanal die anderen Zuschauer dazu aufgefordert, den Stream in wenigen Minuten besonders aufmerksam zu verfolgen.

Wie auf Abruf erschien dann plötzlich die Polizei, welche laut KKTV informiert worden war, dass sich im Park „ein Verdächtiger mit einer AK 47 aufhalte. Er sagt, er habe ferngesteuerte Bomben im Park deponiert und will Polizisten töten". Besonders angesichts der jüngsten Attentate in den USA—beim Amoklauf in Orlando war eine der AK 47 ähnliche AR 15 verwendet worden, wenig später wurden in Dallas gezielt Polizisten ermordet—ein höchst makabarer Prank, den summit1g aber als abgebrühter Streamer schon vorher gerochen hatte. Denn wie in diesem Live-Mitschnitt zu sehen ist, kam ihm der Aufruf in seinem Chat gleich verdächtig vor.

Dementsprechend ruhig blieb der Streamer dann auch angesichts der auf ihn gerichteten Waffen und konnte die angerückte Polizei recht schnell aufklären:

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„Ich gab den Beamten ein paar Infos, was hier gerade passierte, weil ich es schon ahnte, angesichts dessen, was anderen Streamern die ganze Zeit passiert—allerdings eher bei ihnen zuhause. Man kommt an die Adresse von jemanden und swattet ihn. Ich hätte aber nie gedacht, dass so etwas mal in einem Park passiert", so Summit gegenüber KKTV. Ob es wirklich ein beruhigendes Zeichen ist, dass Summit sich beim Thema Swatting-Prank so gut auskennt, oder ob das nicht viel mehr noch einmal zeigt, wie weit verbreitet das Phänomen inzwischen ist, sei dahingestellt.

Auch ob der noch unbekannte Prankster ausschließlich über den Livestream Summits Standort identifizierte oder möglicherweise über Pokémon Go seine

GPS-Daten gehackt

hatte, ist nicht klar. Sollte der Urheber des Pranks von der Polizei ermittelt werden, droht ihm eine empfindliche Strafe. Erst im November vergangenen Jahres war ein

22-jähriger Swatter

zu einem Jahr Gefängnis verurteilt worden.