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Im Iran wird Techno mit Gefängnis und Elektro-Schocks bestraft

Drei Männer wurden wegen der Verbreitung elektronischer Musik zu drei Jahren verknackt.
Mehdi Rajabian muss vermutlich drei Jahre in ein Teheraner Gefängnis. Foto: WikiCommons/By Pooya73 (CC By 4.0)

Zwei Musiker und ein Filmproduzent aus dem Iran sitzen seit letzter Woche in Teheran in Haft. Ihr Verbrechen: Sie haben elektronische Musik verbreitet. Ihre Strafe: drei Jahre Knast. Bereits im vergangenen Jahren wurden die Brüder Mehdi und Hossein Rajabian sowie ihr Freund Yousef Emadi dafür in einem dreiminütigen Prozess für drei Straftaten verurteilt: „Beleidigung des heiligen Islam", „Verbreitung von Propaganda gegen die islamische Republik Iran" und „illegale audio-visuelle Aktivitäten" für die Verbreitung von Musik, die nicht durch das Kulturministerium genehmigt wurde.

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Das Trio wurde im Oktober 2013 von der Revolutionsgarde verhaftet, die wie eine Armee nach innen die Einhaltung des islamischen Sittenkodex' überwacht. Die Festnahmen erfolgten im Zuge der dann später blockierten Website „Barg Music", die elektronische Musik mit subversiven Texten gegen Regime und Religion veröffentlichten. Mehdi Rajabian hatte diese Seite betrieben.

Zudem hatten die drei mit Sängerinnen zusammengearbeitet, was im Iran verboten ist; Frauen dürfen nur als Teil von Gruppen singen.

Erst nachdem jeder eine Kaution von ca. 66.000 Dollar gezahlt hatte, kamen sie vorerst frei. Die drei Inhaftierten arbeiteten damals zusammen in einem Büro in der nordiranischen Stadt Sari. Hossein Rajabian wurde zusätzlich noch wegen seines Films The Upside-Down Triangle angeklagt, der sich mit mit den Schwierigkeiten für Frauen beschäftigte, sich im Iran scheiden zu lassen. Ursprünglich sollte das Strafmaß sogar auf sechs Jahre Haft lauten, aber ein Berufungsgericht verkürzte die Strafe auf drei Jahre, setze jedoch weitere drei zu Bewährung aus. Wegen „gutem Verhalten", wie es der Urteilsbegründung heißt.

Amnesty International kategorisiert die drei Männer als politische Häftlinge. Sie hatten während des Prozesses keinen anwaltlichen Beistand und wurde laut Berichten durch Gewalt zu Geständnissen gezwungen. Laut einer Meldung von Amnesty wurden alle drei Männer geschlagen und Elektro-Schocks ausgesetzt. Mehdi Rajabian soll bei diesen Folteraktionen eine muskulare Dystrophie (Muskelschwund) erlitten haben. Diese Praxis ist im Iran schon mehrfach beobachtet und von verschiedenen Organisationen moniert worden. International gibt es Solidaritätsaufrufe, zum Beispiel hier.

Die iranische Gesellschaft ist zwischen Liberalität und Konservatismus gespalten. Das islamische Regime regiert allerdings mit harter Hand. Seitdem Hassan Rouhani 2013 zum neuen iranischen Präsidenten gewählt wurde, berichtete westliche Medien zwar immer wieder von einem gemäßigten Kurs, den das Regime von nun an einschlage. De Facto ist die Anzahl von Inhaftierungen iranischer Musiker wegen angeblicher Propaganda gegen den Islam und/oder das Regime im vergangenen Jahr deutlich angestiegen.

Aktuell klärt die Dokumentation Raving Iran über die gewaltsamen Sanktionen des klerikal-faschistischen Regimes gegen die DJs Annoosh und Arashzu auf. Lies hier unser Interview mit der Regisseurin Susanne Regina Meures.

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