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Die größte Diskothek Norddeutschlands soll 1500 Flüchtlinge aufnehmen

Für ‚besorgte Bürger‘ auf Facebook klingt das nicht gerade nach Party…

Benefiz-Raves, Spenden am Einlass, Schweigeminuten auf Festivals—die komplette Musik- und Clubszene ist mittlerweile in die Flüchtlingsthematik eingestiegen und engagiert sich kräftig. Jetzt plant laut Herzogtum Direkt das Land Schleswig-Holstein für den kommenden Winter Platz für 20.000 Menschen zu schaffen, unter anderem auf dem Gelände des größten Partytempels Norddeutschlands, der Nacht-Arena Ziegelei Groß Weeden. Dabei soll das Gebäude der Ziegelei als Wirtschaftsgebäude für die Versorgung und Betreuung genutzt werden, während bis Ende November 800 Flüchtlinge in 200 dafür aufgestellten Containern unterkommen sollen—weitere Container folgen in einem zweiten Abschnitt. Obwohl laut dem Betreiber der Ziegelei zurzeit noch Gespräche geführt werden, dementsprechend noch nichts feststeht und derzeit noch Partys auf dem Gelände stattfinden, sind viele Menschen auf Facebook bereits entrüstet:

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Diese zwei Kommentare sind sich sicher, dass Deutschland früher oder später ein einziges großes Flüchtlingslager werden soll. Beide sind sich auch ziemlich einig darin, dass man dank der Flüchtlinge bald überhaupt nicht mehr feiern und tanzen gehen kann.

Nur noch Flüchtlinge. In Schleswig-Holstein leben 2,8 Millionen Menschen und es sollen 20.000 Flüchtlinge aufgenommen werden. Wieviel Prozent der örtlichen Bevölkerung sind das noch gleich? Ach ja, richtig, weniger als 1%. Was die Rudelsatzzeichen angeht, lies am Besten dieses Terry Pratchett-Zitat: „Und hast du die Ausrufezeichen bemerkt? Es sind fünf. Ein sicheres Zeichen dafür, daß jemand die Unterhose auf dem Kopf trägt."

OK, diese Kommentare haben beinahe nichts mehr mit der Ziegelei zu tun. „Die" wollen nicht „überall" Zelte für Flüchtlinge hinstellen, sondern Container im festen Gebiet um die Ziegelei Groß Weeden. Offensichtlich darf auch ein „Nimm du doch selbst Flüchtlinge auf!" nicht fehlen, begleitet von dem Facebook-Kommentatoren-Phänomen, Leerzeichen zwischen die Satzzeichen einzubauen… !!! Doch damit nicht genug: Auch die Kinder, die Familien und die Älteren haben Angst und schieben Panik, alles wird weggeschlossen, die Kinder eingesperrt. Nein, hier am Dorf will man dieses Problem nicht haben, sollen sich doch die Großstädter mit ihren teuren Anzügen und Mobiltelefonen darum kümmern.

Zu guter Letzt: Was wäre eine Facebook-Diskussion zur Flüchtlingskrise ohne Verschwörungstheoretiker?

Natürlich ist es verständlich, dass es niemand wirklich begrüßt, wenn der Lieblingsclub tatsächlich vorübergehend schließen sollte, dennoch ist Groß Weeden lediglich eine halbe Stunde von Lübeck entfernt. Wer es schafft, zum Feiern in ein 60-Seelen-Dorf zu fahren, den sollten 30 Minuten mehr Fahrzeit für eine größere Clubauswahl auch nicht stören—besonders, wenn dadurch Flüchtlingen ein Dach über dem Kopf gewährt wird. Und wer weiß, vielleicht haben die bald 860 Menschen in Groß Weeden irgendwann auch Lust auf Party.