Frauen trinken jetzt fast genauso viel wie Männer

Dass Frauen was die Trinkgewohnheiten betrifft Männer langsam einholen, ist nichts Neues. Aber eine weltweite Studie, die vor ein paar Tagen veröffentlicht wurde, legt nahe, dass der Unterschied zwischen den Geschlechtern in puncto Alkoholkonsum geringer ist als je zuvor.

Forscher der University of New South Wales in Australien haben 86 Studien aus 36 Ländern analysiert und die Daten von über vier Millionen Männern und Frauen, die zwischen 1891 und 2000 geboren wurden, verglichen. Die Ergebnisse, die in der Zeitschrift BMJ Open veröffentlicht wurden, zeigen, dass Männer, die Ende des 19. bis Anfang des 20. Jahrhunderts geboren wurden, doppelt so häufig Alkohol tranken wie Frauen derselben Generation. Bei den Jahrgängen 1991 bis 2000 hat sich dieser Faktor auf 1,1 verringert.

Auch beim problematischen Konsum waren Männer früher (geboren zwischen 1891 und 1910) dreimal häufiger betroffen als Frauen, heute (geboren zwischen 1991 und 2000) nur noch 1,2 Mal häufiger. Die Kluft zwischen den Geschlechtern hat sich auch bei alkoholbedingten Schäden nahezu ausgeglichen: Traf es Männer Anfang des 20. Jahrhunders noch 3,6 Mal häufiger als Frauen, sind Frauen mittlerweile fast genauso häufig betroffen.

Wir haben Emily Robinson von Alcohol Concern, einer britischen Organisation, die sich gegen Alkoholmissbrauch einsetzt, nach möglichen Gründen für den steigenden Konsum der Frauen gefragt: „Seit den 50ern trinken Frauen immer mehr. Auch zu Hause wird mehr getrunken, weil Alkohol günstig und einfach zu bekommen ist, er ist eine alltägliche Ware geworden. Außerdem wirbt die Alkoholindustrie immer mehr mit Produkten und Marken speziell für Frauen."

Ja, ja, wir alle kennen ja dieses rosa Wasser für den „Mädelsabend".

Vor Kurzem hat die britische Regierung außerdem neue Alkoholrichtwerte veröffentlicht: Männer sollten nun nicht mehr 21, sondern nur noch 14 Einheiten Alkohol pro Woche konsumieren. Das entspricht sechs Pints Bier oder sechs Gläsern Wein à 175 ml. Damit wurden die Werte für die Geschlechter angeglichen. In einem Bericht äußerte sich das Gesundheitsministerium jedoch besorgt, dass durch diese Angleichung der Eindruck entsteht, dass Frauen einfach genauso viel trinken können wie Männer.

Darüber kann man beim nächsten Kneipenbesuch mal drüber nachdenken.