So essen und trainieren Profi-Surfer

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So essen und trainieren Profi-Surfer

Wie kommt es, dass wir in Neoprenanzügen eher aussehen wie eine wandelnde Presswurst, Profi-Surfer aber so verdammt gut? Vier Surfer erzählen uns, wie sie auf dem Board eine gute Figur abgeben.

Vielleicht liegt es an ihrer strahlenden Bräune oder an ihrem sonnengebleichten Haar, aber Profi-Surfer scheinen irgendwie immer vor Gesundheit zu sprühen. Ich habe mich mit vier der bekanntesten Surfer in Südkalifornien getroffen, um herauszufinden, was sie tun, um in ihren Neoprenanzügen so verdammt gut auszusehen, während unsereins (oder vielleicht auch nur ich) eher eine wandelnde Presswurst abgibt.

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Anders als andere Profi-Sportler sehen Surfer ihre Ernährung und ihr Training eher lockerer.

„Ich höre einfach auf meinen Körper", meint Conner Coffin, als wir im verträumten Garten seiner Familie in Santa Barbara zusammensitzen. Während wir uns unterhalten, fliegen Schmetterlinge vorbei, kein Scherz.

Conner ist Newcomer bei der Men's Championship Tour der World Surf League (WSL)—quasi die Weltmeisterschaft des Surfings. In 11 Orten rund um den Globus treten 34 Surfer gegeneinander bei Surf-Battles an.

Coffin in front of his grandmother's Santa Barbara garden. Photo by Natalie B. Compton.

Conner im Garten seiner Großmutter in Santa Barbara. Foto von der Autorin

Er versucht, Gluten und Milchprodukte zu vermeiden und isst eher gegrilltes Fleisch und Obst und Gemüse aus Eigenanbau.

„Ich koche gern mit Gemüse aus meinem Garten", meint Conner. „Zeitweise trinke ich morgens immer grüne Smoothies, die mag ich."

Auch Courtney Conlogue liebt grüne Smoothies. Die Surferin aus Santa Ana ist bei der Women's Championship Tour der WSL dabei und kämpft über das Jahr gegen die besten 16 Surferinnen der Welt. Derzeit steht sie auf Platz 1.

„Meine Gesundheit ist mir sehr wichtig", erzählt mir Courtney via E-Mail. „Was ich esse hat natürlich direkte Auswirkungen darauf, wie ich mich fühle, auf meine Leistung, meine Konzentration und Reaktionsfähigkeit, auf mein Training, meine Energie, meinen Schlaf und meine Lebensqualität."

Conlogue catches a barrel, photo courtesy of Billabong.

Courtney surft durch eine Barrel. Foto mit freundlicher Genehmigung von Billabong

Dass sie auf ihr Essen achtet, heißt nicht, dass sie Kalorien zählt oder sich in einer anderen Art und Weise extrem einschränkt. Sie liebt gedämpftes Gemüse und Studentenfutter, isst aber auch gern mal Pasta.

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„Ich mag Verschiedenes und will mich nicht zu sehr einschränken."

Wie zu erwarten war, essen sie alle kein Fast Food.

„Wenn ich viel surfe, versuche ich verarbeitetes Zeug zu vermeiden, aber ich esse insgesamt trotzdem viel. Ich bin wie ein Fass ohne Boden", meint Nathan Yeomans. Er ist regelmäßig bei den Qualifying Series der WSL dabei und lebt zusammen mit seiner Frau und seinen zwei Kindern in San Clemente.

„Nach einem Tag auf dem Surfbrett will man einfach nicht in den nächsten Taco-Laden fahren, das passt einfach nicht."

Kelias Lieblingsgericht im The Source Café in Hermosa Beach. Foto von der Autorin

Auch für Kelia Moniz ist Clean Eating sehr wichtig. Wir haben uns im The Source Café getroffen, nicht weit entfernt von ihrem Zuhause in Hermosa Beach. Sie hat eine Frittata gegessen, während ich eines ihrer Lieblingsgerichte gewählt habe: Avocado-Toast mit Cashew-Käse, Radieschen, Petersilie, Leinöl, keltischem Meersalz und Sumach.

Kelia stammt aus einer Surferfamilie und ist in Hawaii geboren und aufgewachsen. Sie ist zweifache Weltmeisterin der ASP (jetzt WSL) im Longboard-Surfen. Für diesen Titel gibt es nur eine Chance: einen Wettbewerb Ende des Jahres in Hainan, China.

„Der Wettbewerb zieht sich nicht über das ganze Jahr, sondern man hat nur eine Chance, um es nicht zu verkacken", meint Kelia. „Beim Surfen kann man schnell alles vermasseln. Man wird nervös oder erwischt einfach nicht die richtige Welle."

_I do eat whatever I want, but I do it in moderation,_ Moniz said of her diet. Photo by Natalie B. Compton.

„Ich esse, was ich will, nur in Maßen." So beschreibt Kelia ihre Ernährung. Foto von der Autorin

Nach einem Unfall auf den Malediven konnte sie 2015 nicht um den Titel kämpfen. Sie ist immer noch Profi-Surferin, wenn auch auf eine andere Art: Sie ist Teil des Roxy Surf Teams. Dafür reist sie zu Surf-Fotoshootings für die Marke um die ganze Welt.

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Mich interessiert, wie sie sich auf ein Shooting vorbereitet: „Manchmal muss ich mir selbst sagen: ,Stopp, genug Cookies.' Man kann alles in Maßen haben. Ehrlich gesagt versuche ich einfach, eine Routine reinzubringen. Wenn ich glücklich bin und mich einfach gut fühle, dann sieht man das am ehesten äußerlich. Ich versuche Dinge zu tun, die mich einfach echt glücklich machen."

Für Likes auf Instagram zu surfenstatt für Meisterschaftstitel ist auch nicht immer eitel Sonnenschein. Kelia stellt sich riesigen Herausforderungen, wie vier Meter hohen Wellen in Fidschi, selbst wenn sie am Ende blutige Wunden davonträgt, weil sie gegen ein Riff geschlagen ist.

Moniz is a fan of muay Thai, pilates, and plyometrics outside of surfing. Photo by Natalie B. Compton.

Wenn sie mal nicht surft, macht Kelia Muay Thai, Pilates und Plyometrie. Foto von der Autorin

Als Profi-Surfer kann man außerdem Essen in allen Ecken der Welt probieren.

„Das ist das Schöne daran, wenn man um die Welt reist", meint Courtney. „Ich liebe es, neue Länder zu entdecken und versuche immer auch Regionales zu probieren."

„Wenn es ums Essen geht, steht Japan bei mir definitiv ganz oben", schwärmt Kelia. „Ich bin mit authentischer japanischer Küche aufgewachsen. Jedes Mal, wenn ich da bin, muss ich etwas Verrücktes essen."

Nicht alle Länder sind kulinarisch so vielversprechend wie Japan. Am schwierigsten wird es für die Surfer, je näher sie ihrer Heimat kommen.

„In Amerika ist es mit am schwierigsten, etwas Gutes zu essen zu bekommen" meint Nathan.

Das denkt auch Kelia.

„In einigen kleinen US-Städten ist es schwieriger, etwas Gesundes zu finden", erklärt sie. „Wir mussten einmal zum Tanken in diese eine Stadt und da gab es echt nur Fast Food."

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Conner schwört unterwegs auf Snacks wie Lärabar und PROBAR Energieregel.

„Mit dem Essen ist es am schwersten. Stretching geht überall, man braucht nur eine Yogamatte und einen Foam Roller und dann geht's einem besser", meint er. „Aber an einigen Orten bekommt man nur schwer gutes Essen, gerade zum Beispiel am Flughafen: Ich werde immer so hungrig und dann isst man einfach wahllos das, was man da gerade finden kann."

Coffin's surf schedule jumps from Australia to Rio to Fiji, with brief stops at home in between. Photo by Natalie B. Compton.

Conner jettet zum Surfen um die Welt: Australien, Rio, Fidschi und einige kurze Zwischenstopps in der Heimat. Foto von der Autorin

Um nicht krank zu werden, verzichtet Conner unterwegs weitestgehend auf rohe Produkte, aber er vertraut auch auf natürliche Hilfsmittel.

„Aktivkohle hilft mir bei Magenproblemen. Außerdem Traubenkernextrakt und Wellness Formula—unterwegs mixe ich mir einen kleinen Immun-Cocktail zusammen."

Ähnlich machen es auch Courtney und Nathan. Für ihre Reisen nehmen sie immer pflanzenbasierte Pulver mit.

„Es scheint gut für das Immunsystem zu sein" beschreibt Nathan sein Nahrungsergänzungsmittel von Vitamineral Green™. „Trotz der ganzen Flugreisen und der Zeitverschiebung werde ich nicht so krank wie früher. Dadurch bekommt man die ganze Palette an Vitaminen."

Surfen ist natürlich ein wichtiger Bestandteil des Trainings. Sobald sie den lieblichen Gesang des Wellengangs vernehmen, verbringen sie stundenlang im Wasser. Nathan erinnert sich, wie er einmal in Kirra war, einem Pointbreak in Australien, der als einer der besten weltweit gilt, wo er so lange gesurft ist, dass er sich einen Muskel im Rücken gezerrt hat.

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Aber mittlerweile trainieren Surfer mehr als früher auch im Trockenen.

„Es gibt viele Übungen und Trainings, die ich gern an Land mache", meint Courtney. „Das bringt ein bisschen Spannung, Veränderung und Spaß in die Sache und eine gewisse Dynamik."

Dazu geht sie unter anderem zu Extreme Athletics in Costa Mesa.

„Spezielles Surfer-Training wird immer mehr zum Trend" meint Personal TrainerPaul Norris, CEO und Mitbegründer von Extreme Athletics.

„Als ich vor zehn Jahren angefangen habe, Surfer zu trainieren, dachte jeder, dass man als Surf-Training am besten surfen sollte. Surfen war keine traditionelle Sportart, wie Basketball, Baseball oder Football. Dafür trainiert man seit Jahren professionell."

Da sich die Wellenbewegung immer wieder verändert, müssen Surfer viele verschiedene Muskeln einsetzen. Für Paul Norris, selbst Surfer, ist das Wichtigste ein Stabilisierungs- und Gleichgewichtstraining. Dabei wird insbesondere der Bauchmuskelbereich und der untere Rücken sowie die Gelenke, insbesondere die Knie, trainiert. Er nutzt verschiedene Geräte wie Indo Boards, BOSU-Bälle und TRX-Bänder und außerdem Eigengewichtübungen.

Conlogue paddles out, photo courtesy of Billabong.

Courtney paddelt nach draußen. Foto mit freundlicher Genehmigung von Billabong

„Wenn man sich den Sport mal genauer anguckt, müssen Surfer extrem stark sein, insbesondere im unteren Körperbereich, weniger im oberen Körper. Vor allem müssen sie flexibel und beweglich sein."

Bei DSC Performance macht Nathan regelmäßig eine Art Physiotherapiemit Kevyn Dean, der außerdem ein Spezialist für Orthopädie ist. Hier kommen Yoga, Pilates und Plyometrie zusammen, sodass Ungleichgewichte ausgeglichen werden und Verletzungen vorgebeugt werden kann.

„Surfer müssen stark sein, aber auch beweglich und schnell", meint Nathan. „Man muss leicht sein, ein bisschen wie ein Runningback."

Kelia hat sich für intensivere Workouts entschieden, wie Muay-Thai-Boxen und CrossFit-ähnlichen Trainings, um stark zu bleiben und kleine Naschereien abzutrainieren.

„Training ist ein Muss—aber ganz ehrlich, man fühlt sich auch echt gut dabei. Man muss seinem Körper auch mal etwas Gutes tun."

Schlussendlich ist es doch kein großes Geheimnis, was alle Surfer wirklich fit hält: Sie verbringen Stunden damit, gegen den Strom zu paddeln, aber gleichzeitig achten sie darauf, was sie sich reinstopfen, so wie wir es alle tun sollten. Wenn du so gut aussehen willst, wie ein Profi-Surfer, halt dich einfach daran. Und vor allem: Hang loose!