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Popkultur

Glawischnigs allergischer Schock ist kein Grund zum Lachen

Politische Gegner markieren Nachrichten zum Thema mit "Haha". Dabei sind allergische Reaktionen alles andere als lustig.

Foto: Parlamentsdirektion | Bildagentur Zolles KG | Mike Ranz. Screenshots: VICE Media

Am Dienstag Nachmittag teilten die Grünen via Aussendung mit, dass ihre Bundessprecherin Eva Glawischnig am Wochenende mit einem schweren allergischen Schock ins Wiener AKH eingeliefert wurde. Alle ihre politischen Termine wurden abgesagt.

Zahlreiche Medien griffen das Thema logischerweise auf, manche übernahmen lediglich die Aussendung. Die Krone interpretierte den medizinischen Notfall beispielsweise als weiteren Beweis für eine Pechsträhne Glawischnigs: Erst das Zerwürfnis mit den Jungen Grünen, die zuvor in einem offenen Brief ihren Rücktritt gefordert hatten, und dann wurde auch erst kürzlich bekannt, dass Glawischnig einen Prozess gegen einen Facebook-User verloren hatte, der ein vermeintliches Glawischnig-Zitat erfunden hatte.

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Alles in allem sei 2017 nicht das Jahr der Glawischnig – lediglich ihr Ehemann Volker Piesczek tanze erfolgreich bei Dancing Stars. Vor dem Hintergrund der Notfalleinlieferung wirkt diese Einschätzung besonders makaber und zynisch. Wenn Glawischnig schon mit gesundheitlichen und beruflichen Problemen zu kämpfen hat, kann sie sich immerhin über den Hüftschwung ihres Mannes in einer Tanz-Show freuen, so der Eindruck.

Apropos makaber und zynisch: Auch viele Sympathisanten anderer politischer Parteien scheinen Glawischnigs medizinischen Notfall zum Lachen zu finden. So reagierten beispielsweise 170 User auf das oe24-Posting zum Thema mit "Haha" und viele Kommentatoren äußern sich hämisch über Glawischnigs allergischen Schock. So schreiben manche, dass es bestimmt auch andere Menschen gebe, die an allergischen Schocks leiden, andere meinen, der Schock wäre auf Botox zurückzuführen, wieder andere fragen zynisch "Zu viel Grünzeug gegessen?" und kommentieren, in China wäre außerdem gerade ein Sack Reis umgefallen.

Unter dem Posting der Kronen Zeitung reagierten bis zum Zeitpunkt dieser Veröffentlichung über 200 User mit "Haha"; die Kommentare fallen dabei ähnlich aus wie auf oe24:

Damit setzt sich ein Trend fort, der durch das Netz noch mehr Aufwind bekommen hat als am Stammtisch: In den Auseinandersetzungen zwischen gegnerischen Parteien und Ideologien geht es längst nicht mehr um politische Inhalte, sondern um persönliche Befindlichkeiten, Sympathien und Antipathien. Und diese Befindlichkeiten gehen anscheinend sogar so weit, dass man unliebsamen Politikern schon mal einen medizinischen Notfall "gönnt". Bei einem allergischen Schock weiten sich die Blutgefäße und in weiterer Folge sackt der Blutdruck ab, was dazu führt, dass lebenswichtige Organe nicht mehr richtig durchblutet werden. Das kann den Kreislauf zusammenbrechen lassen und zum Tod führen. Das scheint jedoch nur wenige der Kommentatoren zu interessieren.

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Wer versucht, weniger impulsiv und zynisch zu klingen, steigt im Forum offensichtlich auch deutlich schlechter aus: Ein Kommentar im Krone-Forum, der Glawischnig gute Besserung wünscht und darauf hinweist, dass man auch unsympathischen Menschen nichts Schlechtes wünschen sollte, wird mit 371 Daumen nach unten markiert.

Dem gegenüber stehen nur 126 positive Votings für den Kommentar; also knapp ein Drittel der negativen. Das alleine ist zwar nicht repräsentativ, aber doch ziemlich aussagekräftig – und was es aussagt, ist definitiv nichts Gutes.

Verena auf Twitter: @verenabgnr

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