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Welterbe

Die UNESCO hat eine alte Fleischfabrik zum Weltkulturerbe erklärt

Zum Welterbe gehören Stätten, die für das Patrimonium von Nationen und Zivilisationen eine große Ehre bedeuten. Neu auf der Liste: Fray Bentos, eine heruntergekommene ehemalige Fleischverarbeitungsfabrik in Uruguay.
Photo via Flickr userSeniju

Vom Welterbe habt ihr wahrscheinlich schon einmal gehört. Orte von außergewöhnlicher kultureller oder physischer Bedeutung bekommen diesen Titel von der UNECO verliehen. Monumente menschlicher Errungenschaften und Genialität sollen uns in Staunen versetzen und Wanderlust aufkommen lassen. Orte wie der Taj Mahal in Indien. Angkor Wat in Kambodscha. Die Pyramiden von Gizeh in Ägypten.

Zum Welterbe gehören Stätten, die für das Patrimonium von Nationen und Zivilisationen eine große Bedeutung haben. Neu auf der Liste: Fray Bentos, eine heruntergekommene ehemalige Fleischverarbeitungsfabrik in Uruguay.

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Moment, wie bitte?

Ja. Die UNESCO hat gerade 27 neue Stätten in ihre Liste des Welterbes aufgenommen. Eine davon ist Ephesos in der Türkei, deren antike Ruinen locker mit denen in Griechenland mithalten können. Und dann war da noch Fray Bentos.

Na, wie wärs mit einem Trip nach Uruguay? Kommt schon, das ist wie bei Willy Wonka! Nichts schreit mehr nach Spaß als ein Haufen verärgerter Kuhgeister.

Die Fray Bentos kulturell-industrielle Landschaft, wie sie mittlerweile genannt wird, war früher eine Fabrik, die 1859 vom deutschen Unternehmen Liebig's Extract of Meat Company eröffnet wurde. Während des Ersten Weltkrieges wurden mit der Fleischpastete der Firma die Truppen des Landes ernährt. 1924, nachdem Deutschland den Krieg verloren hatte, gelangte die Fabrik in britische Hände und das Unternehmen fing an, gefrorenes Rindfleisch in das Weltreich der Königin zu exportieren. Unter den Einheimischen ist die Stätte als Frigorífico Anglo—oder britischer Kühlschrank, laut unserer hammermäßigen Übersetzung—bekannt. Fleischpasteten, die Generationen von Briten beispielsweise in Form von steak and kidney puddings genossen, stammten aus dieser südamerikanischen Industriestadt.

Was ist nur mit der UNESCO los, dass sie eine Fleischfabrik auf die gleiche Stufe mit dem Great Barrier Reef, der Akropolis und Machu Picchu stellt? Man weiß es nicht.

Andererseits war Fray Bentos aber auch mitverantwortlich für das Wachstum des britischen Weltreichs und steht stellvertretend für die Industrialisierung von Nahrungsmitteln. In dieser Stadt wurde das Fleisch hergestellt, das den Alliierten dabei half, den Zweiten Weltkrieg zu gewinnen. Das Essen, das die britische Monarchie ernährte. Der Shepherd's Pie, der bei der englischen Kolonisierung der Welt zur Seite stand.

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Als der Prince of Wales die Stadt 1999 besuchte, hatte er Folgendes zu sagen: „Ich bin damit aufgewachsen. Ich erinnere mich, wie ich Corned Beef aß, bis es mir zum Hals raushing."

Trotzdem vielleicht nicht unbedingt der erste Ort, der mir einfällt, wenn ich an das UNESCO Welterbe denke. Dschingis Khans Geburtsstätte wär mir irgendwie lieber, anstatt meine Reise um mechanisierte Schlachtung zu planen. Aber vielleicht bin ich da nur komisch.

Wie ihr euch wahrscheinlich schon gedacht habt, steckt dahinter eine allgemeine Tendenz der UNESCO, mehr industrielle und kommerzielle Stätten ihrer Liste hinzuzufügen, vorausgesetzt natürlich, sie haben eine geschichtliche Relevanz. Eine Reihe von japanischen industriellen Stätten, die verdeutlichen sollen, wie Japan sich zu einem industriellen Machtzentrum entwickelte, bekamen kürzlich ebenfalls einen begehrten Platz auf der Liste.

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In der uruguayischen Fleischfabrik befindet sich heute ein Museum. Besucher erfahren, wie der Prozess von der Beschaffung, der Verarbeitung, der Verpackung bis zum Versand funktionierte. Hier kletterten die Kühe auf eine Holzrampe und—laut eines heimischen Guides, der mit der britischen Tageszeitung The Telegraph sprach—blickten ihrem Schicksal auf altmodische Art ins Auge: „Wie ihr Engländer die Schwerkraft eingesetzt habt, war genial. Die Kuh lief zum höchsten Punkt der Fabrik hoch, wurde dann [mit dem Blick auf die anderen Kühe gerichtet] getötet und zu Kernleder, Fleisch und Corned Beef verarbeitet, was auf den unteren Etagen passiere."

Klingt super, oder? Nichts wie ran an die Urlaubsplanung und vergiss deine Freunde nicht! Nichts hebt die Sommerstimmung mehr als ein Besuch in einem Schlachthaus.