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Russland

Titten und Schawarma–Putins Antwort auf die Sanktionen?

„Hübsche Mädchen und Schawarma” ist eine Seite, die vor einigen Wochen auf VKontakte, dem russischen Äquivalent zu Facebook, entstand. Steckt Putin dahinter?

Wie die Zeit zweifelsohne zeigt, treibt nichts einen multinationalen Schattenkrieg so sehr an, wie der gute, alte Food Porn.

Eine neue Episode in der russischen Nahrungsmittelpropaganda: Vor einigen Wochen ist in Russland eine Social Media-Bewegung entstanden und Gerüchten zufolge soll Wladimir Putin der Drahtzieher hinter einem zutiefst antiwestlichen russischen Social Media-Stellvertreterkrieg, der unter dem geheimnisvollen Codenamen „Hübsche Mädchen und Schawarma" geführt wird, sein.

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Fotos via VK.com

„Hübsche Mädchen und Schawarma" ist eine Seite, die vor einigen Wochen auf VKontakte, dem russischen Äquivalent zu Facebook, entstand. Mittlerweile zählt sie 9.000 Followers. Und ja, der Name ist selbsterklärend: Auf der Seite sind zahlreiche junge, attraktive Frauen in provokanten, aufreizenden Posen zu sehen, wie sie Schawarma—der nahöstliche Gaumenschmaus, der auch in Russland sehr beliebt ist—essen.

Es handelt sich dabei um eine Propaganda-Kampagne, die direkt mit der Ukrainekrise in Verbindung steht. Und der größte Feind sind natürlich wir, hier im Westen, mit unserem repressiven Kapitalismus, unserem bacchantischen Essen und unserer Liebe für Denim.

Der Clou? Tja, obwohl viele es für einen Scherz halten, behauptet die Gruppe, von Putins Gesundheitsministerium unterstützt zu werden.

VKontakte—a.k.a. VK—hat fast 67 Millionen User. 2006 wurde die Website von Pavel Durov, dem baltischen Mark Zuckerberg, gegründet und seither ist sie das wichtigste Social Media-Netzwerk des Landes. Putin und der Kreml haben die Website schon seit Beginn im Visier. Wie MOTHERBOARD kürzlich berichtete, verlor Durov den Kampf um die Kontrolle über VKontakte gegen Anhänger von Putin.

Kurz gesagt, die Inhalte des russischen Facebook sind mehr oder weniger unter Putins Kontrolle.

Aber warum Schawarma und warum jetzt? Könnte möglicherweise irgendetwas an den Behauptungen, dass die russische Regierung in der Sexy-Schawarma-Geschichte eine Rolle spielt, dran sein? Man kann es nicht mit Sicherheit sagen, aber ein klares Motiv gäbe es.

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In Russland besteht derzeit ein Importverbot auf viele Nahrungsmittel, unter anderem, aus der Europäischen Union, den Vereinigten Staaten, Kanada und Australien. Das 9 Milliarden Dollar schwere Verbot war die Reaktion auf die Sanktionen, die der Westen Russland nach dem Debakel in der Ukraine auferlegt hatte.

Das russische Embargo läuft im August aus, aber Russland wird das Verbot sehr wahrscheinlich nicht aufheben, nachdem die Europäische Union mit weiteren Sanktionen drohte, wenn Russland mit der Ukraine kein Friedensabkommen abschließt.

Seit Russland dieses Importverbot beschlossen hat, hat dieser Konflikt im Kalten Krieg-Stil einige surreale Wendungen genommen.

Wir haben eine Flut von zweischaligen Weichtieren mit zweifelhafter Herkunft wie die neu entdeckte „weißrussische Auster" beobachtet, während russische Köche ohne importierte Austern auskommen müssen. Und weil Russland die heimischen Nahrungsporduktion antreiben muss, war plötzlich von gentechnisch veränderten Superkühen die Rede, die mehr mit dem unsterblichen Highlander als sonst was gemeinsam haben.

Und wer könnte das philippinische Krokodilfleisch vergessen, das den Russen als alternative Eiweißquelle dienen sollte?

Seit dem Verbot ist die Lage ein bisschen ausgeartet und Putin könnten ganz gut einen PR-Schub gebrauchen. Es würde also durchaus Sinn ergeben, wenn er die treibende Kraft hinter der Kebab-Werbung unter den russischen Millennials wäre—um sich von den bösen Burgern aus dem Westen zu entfernen und zurück zu Borschtsch, gefülltem Kohl und dem omnipräsenten Kebab zu finden.

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Die VKontakte-Page hat sich mittlerweile zu einem Griff ins Klo entpuppt. Halb nackte Frauen pressen sich Schawarma-Sandwiches auf die entblößten Brüste oder imitieren mit ihren Sandwiches eine sexuelle Handlung. Die Kommentatoren—der Großteil davon Männer—bewerten die Frauen und geben clevere Kommentare ab wie: „Wo hast du dieses Schawarma-Sandwich her?"

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In den Kommentaren wimmelt es nur so von Sexismus und Rassismus. Als ein User beschließt, alle Bedenken in den Wind zu schlagen und ein Foto von einer Frau mit langen Beinen zu posten, die ein Stück Pizza isst, ist die Kacke am Dampfen. Zahlreiche Kommentatoren bezeichnen sie als Roma. Ein Gruppenmitglied schreibt: „Oh, keine Pizza. Orientalische Schönheiten mit Schawarma—ja!" Ein weiterer Kommentator gibt seinen Senf zur Seite dazu und lädt ein Nacktbild von ihm selbst hoch, auf dem er in eine Kaffeekanne uriniert.

Kurz zusammengefasst: Die Welt ist im Arsch. Leute sind scheiße. Politiker sind noch schlimmer.

Und Schawarma? Das ist lecker. Wenigstens sind wir uns da einig.