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Sex

Tinder Select für Superschöne und Reiche ist vermutlich die traurigste Dating-App der Welt

Und das sage ich nicht nur, weil ich nicht mitmachen darf.
Fotos: imago

Normalsterbliche Singlemenschen! Ihr habt es schon immer geahnt, wenn ihr an einem einsamen Samstag einen Daumenkrampf hattet und das Gefühl, Tinder leergeswipt zu haben: Die heißen, spannenden Menschen sind woanders. Und du bist nicht heiß genug, um zu wissen, wo dieses Woanders ist.

Tech Crunch liefert nun den Beweis, dass es wahr ist. Laut deren Recherchen soll Tinder seit einem halben Jahr eine geheime Version der App für speziell ausgewählte Benutzer haben: "CEOs, Supermodels und andere hyperattraktive / aufstrebende wohlhabende Menschen". Diese Supermenschen, die zu Tinder Select eingeladen wurden, dürfen zwar einen weiteren Kandidaten "nominieren" – ihr +1 darf aber wiederum niemand anderen mehr reinbringen, damit nicht zu viel Gesindel mitmischt. Tinder Select soll ein besseres Design als Tinder haben und mit ein paar Klicks können die User zwischen dem Elite-Tinder und dem Pöbel-Tinder wechseln.

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Hört sich an wie eine Mischung aus "The Circle" und der Wichtigtuer-Partys, auf die Mia in La La Land geht. Tinder Select ist ein Exklusivclub der einsamen Herzen mit einer VIP-Empore, von der man auf die Menschen gucken kann, die unten auf dem Dancefloor schwitzen. Mit der Option, sich gelegentlich nach unten zu begeben, um mit dem Pöbel zu tanzen.

Ist das Neid, der aus mir spricht? Klar. Ich wäre gern "hyperattraktiv/ hyperreich". Ich würde gern diese Menschen swipen, die so heiß sind, dass sie auch im echten Leben aussehen wie ihre Selfies. Das Ding ist: Die Leute auf der VIP-Empore sind selten die mit den meisten Abenteuern im Club. Sie dürfen nur Spaß haben, der auf Fotos gut aussieht, ihre soziale Stellung nicht gefährdet und ihr Make-up nicht verschmiert. Eine Quelle sagte zu Tech Crunch, Tinder Select sei für "Celebritys und Leute, die richtig erfolgreich auf Tinder sind".

"Richtig erfolgreich auf Tinder" habe ich bisher verstanden als: Er/sie hat einen Weg gefunden, mit Minimalaufwand Sex mit heißen Fremden zu haben. Oder alternativ die Liebe des Lebens zu finden, mit der man nun eine Weltreise/selbstgebackene Pizza/Babys macht. Auf jeden Fall hat dieser jemand Besseres zu tun, als weiterzuswipen. Laut Tech Crunch hat "richtig erfolgreich auf Tinder" etwas mit dem Elo-Score zu tun, dem internen System, mit dem Tinder seine User nach Beliebtheit sortiert. Und etwas sagt mir, dass sie dabei nicht hauptsächlich durch Humor Punkte sammeln, oder die Fähigkeit, ein okayes Menschenwesen zu sein, sondern eben durch schöne Selfies, das richtige Alter oder den richtigen Beruf.

Na dann viel Dating-Spaß mit Selbstdarstellern, deren Talent darin besteht, ihr Leben als eine Hochglanzstrecke zu inszenieren, Yuppies und B-Sternchen. Wo bleiben die hässlichen, aber lustigen Menschen? Die charmanten Loser? Menschen, die zwar keine Follower und coole Jobs haben, dafür spannende Geschichten?

Im Jahr 2017 haben wir inzwischen akzeptiert, dass Tinder anstelle des romantischen Einkaufswagen-Zusammenstoßes im Supermarkt getreten ist. Aber ein Club der oberen 0,001 Prozent – das hört sich ungefähr so spaßig an wie Dating mit ElitePartner. War Tindern nicht dazu da, sich schnell ein paar irre Abenteuer zu erswipen? Ein spontanes Date mit einem arbeitslosen Rasta-Typen, der mitten in der Nacht mit einem Joint vor der Tür steht. Ein One-Night-Stand mit einem Fitnesstrainer, mit dem man gern das Bett, aber nicht unbedingt den Tisch bei der Familienfeier teilen will. Oder eine Sommeraffäre mit einem extrem unerfolgreichen DJ. Tinder Select hört sich dagegen an wie eine Petrischale der Elite, dazu da, instagramtaugliche Superbeziehungen zwischen Supermenschen zu züchten.

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