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Warum Celtic-Fans ihre israelischen Gegner mit Palästina-Flaggen empfingen

Während des Champions-League-Qualispiels gegen Hapoel Beer Sheva bekundeten Celtic-Fans ihre Solidarität mit Palästina. Sie sehen die Palästinenser als Leidensgenossen im Geiste.
Foto: Imago

Die Begegnung zwischen Celtic Glasgow und Hapoel Beer Sheva hört sich eigentlich nicht nach einem spannenden Fußball-Krimi an. Das Champions-League-Qualispiel bewies jedoch vor allem wegen einer besonderen Spannung auf den Rängen das Gegenteil: Die Celtic-Anhänger wedelten während des Spiels gegen den israelischen Meister hunderte Palästina-Flaggen. Eine klare politische Botschaft, die beinahe schon zur Celtic-Tradition geworden ist.

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Celtic fans were warned not to fly the Palestinian flag during a match against Israel. Look what they did anyways pic.twitter.com/m4flWl3ZBz
— سامر / Samer (@WaladShami) 17. August 2016

Schon vor der internationalen Partie gab es Befürchtungen, dass sich zahlreiche Celtic-Anhänger zum Israelisch-Palästinensischen Konflikt äußern würden. Über 1200 Fans hatten vor dem Qualispiel gegen Beer Sheva ihre Teilnahme am Facebook-Event „Fly the flag for Palestine, for Celtic, for Justice" (Zeig Flagge für Palästina, für Celtic, für Gerechtigkeit") zugesichert. In einem langen Statement sprachen die Aktivisten von „israelischer Apartheid, Siedlerkolonialismus und unzählige Massaker am palästinensischen Volk". Die schottische Polizei rief im Vorfeld der Partie dazu auf, dass die Fans das Mitbringen der Flaggen unterlassen sollten und die Anhänger deswegen sogar laut schottischer Gesetzgebung verhaften werden können. Die UEFA verbietet sowieso seit jeher politische, ideologische und religiöse Botschaften in den Stadien. Aber warum solidarisieren sich so viele Celtic-Anhänger mit Palästina?

Sean Huddleston, Universitätsdozent aus Schottland und glühender Celtic-Fan, glaubt, dass die Antwort in der historischen Identifikation und dem Verständnis der Celtic-Anhänger für die palästinensischen Themen liegt. „„Ein Celtic-Fan, der sich mit Irland verbunden fühlt, kann sich aufgrund der wahrgenommenen Parallelen zwischen dem irisch-republikanischen und dem palästinensischen Kampf leicht mit der palästinensischen Sache identifizieren", erklärt Huddleston über die Anhänger des Vereins, der von irischen Armutseinwanderern in Schottland gegründet wurde. „„Wenn es um die Unterstützung von Nationalismus und Befreiung geht, sind die offeneren Befürworter der palästinensischen Sache im Celtic Park sowieso diejenigen, die geneigt sind, revolutionäre Umbrüche auf globaler Ebene zu unterstützen."

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Banner der Celtic-Fans im Spiel gegen Hapoel Beer Sheva (Foto: Imago)

Viele der Celtic-Anhänger, die Huddleston unterstützt, sympathisieren mit der Irish Republican Army und glauben, dass der Kampf der IRA gegen die Briten ähnlich dem ist, was die Palästinenser gerade in Israel durchmachen. Die IRA bezeichnet die Briten als Besatzer Nordirlands, während die Palästinenser die Israelis als Besatzer Palästinas ansehen. Die Palästina-Fahnen waren im Spiel gegen Beer Sheva vor allem in der Ecke der Celtic-Ultras „Green Brigade" zu finden. Die Gruppe sorgte schon vor vier Jahren durch eine Solidaritätsaktion mit palästinensischen Gefangenen im Hungerstreik für internationales Aufsehen.

Eine ähnliche Palästina-Flaggen-Aktion der Celtic-Fans gegen den isländischen Meister KR Reykjavik brachte dem Verein 2014 eine 20.000-Euro-Strafe ein. Die UEFA wird wohl auch in diesem Fall eine drastische Strafe—im schlechtesten Fall einen Zuschauerausschluss—verhängen. Der deutliche und souveräne 5:2-Hinspiel-Erfolg von Celtic war am Ende nur eine Randnotiz.

Mehr zum Thema: Celtic-Fans und ihre Solidarität mit den Palästinensern

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