FYI.

This story is over 5 years old.

Hooligans

Wichtige Fragen, die das Video der schwedischen Hooligan-Schlägerei aufwirft

Letzte Woche prügelten sich AIK- und Djurgården-Fans vor laufender Kamera. In der Hauptrolle: Rutschende Standbeine, hilflose Polizisten und ein weißer Lieferwagen.
Screenshot von Youtube

Langweilige Winterpause? Von wegen—dachten sich zumindest die schwedischen Hools von Djurgårdens IF und AIK Solna und trugen ihr ganz eigenes Tvillingderbyt aus. Weder die bittere Kälte, noch der Schnee in Stockholm konnten die sportlichen Jungs in der vergangenen Woche von der wüsten Schlägerei abhalten. Natürlich geschah diese nicht spontan, sondern war abgesprochen und weit entfernt von irgendwelchen Sportfeldern—Polizei und Juristen würden hierzulande von einer sogenannten Drittortauseinandersetzung sprechen.

Anzeige

Zum Glück wurde die Schlägerei von einem findigen Filmemacher festgehalten, sodass der großmaulige Sofa-Hool sich die fast siebenminütige geballte skandinavische Männlichkeit bequem von zu Hause aus geben kann. Nach ein paar Schlachtrufen liefen die unerschrockenen Kämpfer von Djurgårdens—ganz in schwarz gekleidet—auch schon auf die in Orange gehaltenen AIK-Hools zu und begannen die Klatscherei. Trotz erster eintreffender und tatenloser Polizisten ging die Prügelei so lange weiter bis die Polizei-Verstärkung dem ganzen Schrecken ein Ende bereitete. Ein Sieger konnte zwar nicht ausgemacht werden, doch das Match wirft auch so genug Fragen auf:

Warum gibt es das Video nur in pixeligen 240p?

Wir verstehen ja, dass die Installation eines Verpixelungsprogramms den herkömmlichen Amateurfilmemacher überfordern kann und die Identitäten der Schläger weitgehend geheim gehalten werden sollen. Aber warum zum Teufel gibt es das Video nur in der Qualität 144p oder 240p? Kann da jemand nicht richtig Videos hochladen? War der Kampf doch im Jahr 2006 und wurde von einer Handykamera des Sony Ericsson W850i aufgenommen?

Warum stößt der Mob hinter dem einzigen (!) Sprinter zusammen, der die Sicht versperrt?

Jeder Filmemacher würde frohlockend einen Tanz aufführen: Wir haben einen sicheren Hochsitz mit Blick auf das gesamte Treiben, eine lange freie Straße und zwei zähnefletschende Meuten, die sich gegenüberstehen. Wir wissen alle aus Filmen mit riesigen Schlachten, dass das packendste und epischste der erste Zusammenstoß und die erste Berührung beider Heere ist. Hier weinte der Filmemacher, denn die Gruppen wollten hinter dem weit und breit einzigen Sprinter zusammenstoßen.

Anzeige

Wer ist der mutige AIK-Hool, der alleine von der linken Flanke kommt?

Mutig oder verrückt ist hier die Frage. Zumindest hat er den persönlichen Adrenalinkick auf eine neue Ebene katapultiert. Einige Sekunden und einen Willkommens-Tritt später wird er aber von schwarzen Pixel-Männchen verschluckt und wird wohl bis heute vermisst.

Warum hat im Hooligan-Whats-App-Gruppenchat keiner etwas von wetterfesten Schuhen gesagt?

Hooligan in Schweden sein, heißt auch mit kaltem Wetter umzugehen. Dumm nur, wenn du die Spikes (aus Respekt vor dem Gegner, dem du ins Gesicht treten willst) zu Hause lassen musst und deine Turnschuhe so glatt wie Bowlingschuhe sind. In diesem Fight kam so manch ein Standbein ins Wanken.

Was denken sich die zwei tatenlosen Polizisten?

„Nimm du die Schwarzen und ich nehme die Orangenen fest", meint man den in Neongelb gekleideten Polizisten zu seinem Kollegen sagen (bei 05:40 Min). Nach zwei oder drei Schritten in Richtung des Hooligan-Knäuels merken die beiden aber, dass ihre einzige Waffe, die vermeintliche Autorität, nicht ausreicht um die Horde zu zähmen. Sie warten also doch lieber auf Verstärkung. Also ziehen sie sich wieder etwas zurück und es bleibt wohl bei gut gemeinten Worten in Richtung einzeln-taumelnder Hools: „Jungs, geht doch bitte nach Hause, bitte…"

Warum hängen einige Jungs so lustlos in der Mitte des Hool-Knäuels herum?

So manch ein beteiligter Hooligan dürfte an diesem Tag nicht auf seine Kosten gekommen sein, denn einige Zweite-Reihe-Schläger sind in fast keinen Zweikampf gegangen.

Anzeige

Konnten die Hools der Polizei das Treiben als ruppige Schneeballschlacht verkaufen?

Der Mut trotz Sirenengeheule und schon anwesenden Polizisten einfach weiter zu kämpfen, zeugt auf jeden Fall davon. Als dann weitere Streifenwagen kamen und man die Fresse des Gegenübers weiterhin polierte, entschied man sich doch für Weglaufen, statt schlechte Notlügen auszuprobieren.

Was dachten sich die Anwohner?

Da bringst du im noch verschlafenen Stockholm ganz unschuldig und fröhlich pfeifend den Müll aus dem Haus und siehst auf einmal diese schreiende Meute von Schlägerjungs. So groß war der Schreck jedoch nicht: Die meisten Anwohner sollte der Kampf unterhalten haben, zumindest haben sich nach sechs Minuten einige Fans zum Filmemacher dazugesellt und konnten die Auseinandersetzung live mitverfolgen—und in HD.