FYI.

This story is over 5 years old.

Money Money Money

Dauerkarten-Preisvergleich: Warum Traditionsklubs teurer als Werksvereine sind

Ein Blogger hat die Dauerkartenpreise der ersten zwei Ligen verglichen: RB Leipzig zog die Preise ordentlich an, doch vor allem Ultras von Traditionsklubs müssen tief in die Tasche greifen.
Foto: Screenshot blog.uebersteiger.de

Während die Sommerpause langsam zu Ende geht, steht der Liga-Wahnsinn wieder vor der Tür. Fans scharren mit den Hufen. Während die Vereine noch ihre letzten Millionen für neue Spieler raushauen, muss der Fan in der zuschauerstärksten Fußballliga der Welt jedoch auch auf seinen Geldbeutel schauen. Die Dauerkartenpreise der Klubs gehen vor allem in der Bundesliga weit auseinander. Der St.Pauli-Blogger „Der Übersteiger" veröffentlichte (wie vor jeder Saison) seinen Dauerkarten-Preisvergleich mit durchaus interessanten Erkenntnissen.

Anzeige

In der ersten Bundesliga kostet ein Stehplatz im Durchschnitt 183 Euro, was um die 11 Euro pro Spiel sind. Wie schon seit Jahren stehen die Fans am günstigsten beim VfL Wolfsburg (130 Euro), dem FC Bayern (140 Euro) und in Hoffenheim (150 Euro). Die teuersten Steher gibt es bei Darmstadt 98 (240 Euro), dem HSV (225,70 Euro) und Borussia Dortmund (207 Euro). Jedoch sind die Stehplätze der Bundesliga im Schnitt zwei Euro teurer ist als im Vorjahr. Der „billigste Sitzplatz" kostet durchschnittlich 331 Euro, was zehn Euro mehr sind als im Vorjahr. Auch hier sitzt man am günstigsten in Wolfsburg (200 Euro)—gefolgt von Hertha BSC Berlin (232 Euro) und Hoffenheim (256 Euro). Am teuersten sitzt es sich bei Darmstadt 98 (484 Euro), dem SC Freiburg (465 Euro) und dem BVB (382 Euro). Aber welche größeren Erkenntnisse spiegeln sich in der Preisanalyse von „Der Übersteiger" wider?

Die sogenannten „Plastikklubs" und Werksvereine verkaufen wesentlich günstigere Karten als die Traditionsvereine. Das liegt vor allem daran, dass die Karten dort nicht so gefragt sind, wie bei den ganz großen Vereinen. Während alteingesessene Bundesligisten es ausnutzen, dass ihre langjährigen Fans fast jeden Preis bezahlen, scheinen die jüngeren Vereine zudem ihre wenigeren Anhänger nicht mit hohen Preisen vertreiben zu wollen—das zahlt sich etwa beim FC Ingolstadt mit einer hohen Nachfrage nach Tickets in dem kleinen Stadion aus.

Anzeige

Lediglich RB Leipzig—mit einem ähnlichen Zuschauerschnitt wie Leverkusen oder Wolfsburg schon in der zweiten Liga—geht einen anderen Weg: „Rasenballsport Leipzig hingegen ist erstmals in der Belle Etage und wohl viele haben vermutet, man würde, auch in Anbetracht der Stadiongröße, den Weg von Wolfsburg und Leverkusen gehen und mit verhältnismäßig günstigen Tickets sich ein möglichst volles Stadion ‚erkaufen'", schrieb der Übersteiger in seiner Analyse zu den Preiserhöhungen der Bundesligisten. „Während dies in der Zweitligasaison tatsächlich noch so aussah (Platz 18), scheint man dies für die erste Liga als unnötig zu erachten und erhöht (für einen Aufsteiger und diese Stadiongröße) durchaus kräftig um 59 Prozent, bezogen auf die drei Kategorien."

Interview mit 'Kein Zwanni': „Das Rennen gegen die Finanzmaschine Premier League kann die Bundesliga nicht gewinnen."

Neben RB erhöhten sechs weitere Klubs die Preise: Der 1.FC Köln (3 Prozent), der HSV (4 Prozent) und Hertha (5 Prozent)—Borussia Mönchengladbach sogar um 8 Prozent. Der FC Ingolstadt lässt sich den Klassenerhalt aber besonders vergolden: „Hier wurden die Preise nach dem Klassenerhalt um 18 Prozent angezogen, wobei dies insbesondere die teureren Sitzplätze betrifft." Neben dem 59-prozentigen Preisanstieg in Leipzig erhöht auch der Aufsteiger aus Freiburg seine Ticketpreise um 32 Prozent gegenüber der Zweitligasaison bezogen auf die drei Kategorien.

In der zweiten Liga fällt auf, dass die Unterschiede zwischen teuer und günstig nicht so groß sind: Die günstigsten Stehplatztickets gibt bei Hannover 96 (150 Euro) und dem FC St.Pauli (153 Euro), die teuersten Plätze in Düsseldorf, Dresden und Braunschweig mit jeweils 195 Euro. Bei den Absteigern aus Stuttgart und Hannover „ging man (bezogen auf alle drei Kategorien) um 20 Prozent mit dem Preis runter". Weitere Besonderheiten: Union muss ähnlich wie Darmstadt in Liga 1 „aus wenig Sitzplätzen möglichst viel Geld machen" und Arminia Bielefeld muss wie auch in Aue alle Sitzplätze im Stadion zum Einheitspreis anbieten.

„Der Übersteiger" unterschied in seiner Datenerhebung zwischen drei Kategorien und nahm aus Gründen der Vergleichbarkeit den Preis für Vollzahler. Für seine Tabelle nahm er die Summe aus dem Preis eines Stehplatzes der heimischen Ultragruppe, dem günstigsten Sitzplatz sowie dem teuersten Sitzplatz auf der Gegengeraden. Logen oder Business-Seats ließ er fallen und bei fehlenden Kategorien entschied er sich subjektiv für vergleichbare Plätze. Die kompletten Erklärungen zu seiner Methode schrieb er verständlich für jeden Leser auf seinen Blog.

„Klar, könnte man anders lösen, aber auch nach zwei drei vier fünf Jahren mit einigen Vorschlägen ist eben immer noch keine (praktikable) bessere Lösung in Sicht", erklärte der Blogger die Hintergründe seiner Zahlen. Und nahm auch lang und bündig seinen Hatern den Wind aus den Segeln: „Nehmt die Statistik nicht ernster, als sie gemeint ist."