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Kunst

3D-Scanner könnten die Rettung für bedrohte Artefakte sein

Eine Darmstädter Forschungsgruppe hat mit dem CultLab3D einen technologischen Prozess entwickelt, der Kunstwerke digital konserviert.

Alle Fotos mit freundlicher Genehmigung von CultLab3D

Als 2003 ein Erdbeben die iranische Unesco-Welterbe-Stadt Bam heimsuchte, wurden zahlreiche der ältesten Gipsfiguren der Welt dem Erdboden gleich gemacht. Ein Jahr später zerstörte ein Feuer in Weimar 50.000 Bücher der Herzogin Anna Amalia Bibliothek. Und in 2009 fiel das Historische Archiv der Stadt Köln überraschend in sich zusammen und begrub Tausende historischer Dokumente in seinen Trümmern.

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Dies sind nur einige wenige Beispiele, die die Darmstädter Forschungsgruppe des CultLab3D aufzählt, um zu erklären, welchen kulturellen Schaden derartige Katastrophen anrichten können. Die unheilvollen Ereignisse haben die Forscher dazu inspiriert, besondere 3D-Scanner-Technologien zu entwickeln, die für die Erhaltung von Kunstwerken besonders geeignet sind.

„Unsere Museen und kulturellen Einrichtungen beheimaten Millionen von kulturellen Überlieferungen“ so die Webseite von CultLab3D. „Die Kollektion der Stiftung Preußischer Kulturbesitz mit Sitz in Berlin und ihrer angeschlossenen Museen allein besitzt eine Menge von ca. sechs Millionen Artefakten, von denen nur 10 % der Öffentlichkeit präsentiert werden, während 90 % im Archiv und möglicherweise 'unentdeckt' bleiben.“

„Die Nachfrage nach einfach zu bedienender, günstiger und leistungsfähiger 3D-Digitalisierung nimmt mit der Anzahl kultureller Artefakte, die konserviert werden müssen, stetig zu.“ CultLab3D betont, dass 3D-Scanner um zehn bis zwanzig Mal günstiger sowie wesentlich schneller sind als andere derzeit gängige Konservierungstechniken. Sollten also andere Museum die Technologie übernehmen, könnte ein großes Spektrum wertvoller Gegenstände gerettet werden, bevor sie das Zeitliche segnen.

Vergangene Woche führte die Forschungsgruppe einen ersten großen Test in der Frankfurter Liebieghaus Skulpturensammlung durch. Mit ihren selbst entwickelten Technologien CultScan3D, CultArm3D und CultSoft3D waren sie in der Lage, Kunstwerke wie Pier Jacopo Alari Bonacolsis Renaissance-Skulptur Apollo Belvedere digital zu archivieren.

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Der Prozess hinter CultLab3D basiert auf drei Hauptkomponenten: Der CultScan3D ist eine Struktur aus zwei Aluminium-Bögen, an denen neun hochauflösende Kameras sowie neun Ringlichter befestigt sind. Sie erstellt einen vorläufigen Scan des Objekts und erzeugt innerhalb von vier bis fünf Minuten eine digitale Wiedergabe, die bis auf einen über Millimeter hinausgehenden Maßstab hinaus präzise ist. Anschließend schwebt der CultArm3D über die Oberfläche des Objekts, um weitere geometrische und strukturelle Details auszulesen. Die Ergebnisse dieser beiden Prozesse werden dann von der Software CultSoft3D erfasst.

Laut ArtNet bescheinigt der Leiter der Liebieghaus Skulpturensammlung, Max Hollein, der Technologie „höchsten globalen digitalen Zugang zu kunsthistorischen Inhalten und Forschungsergebnissen.“ CultLab3D könnte mit seiner akribischen Präzision außerdem für eine Remodellierung oder Neuerschaffung beschädigter Kunstwerke eingesetzt werden.

Auch wenn der Testlauf von CultLab3D erfolgreich verlief, hat er die Macher darauf aufmerksam gemacht, welche Updates der Prozess für die Eignung für eine große Bandbreite an Skulpturen noch benötigt.

Bleibt uns noch die Neugier, was aus dem Projekt CultLab3D Airborne wird. Laut den Bildern auf der CultLab3D-Webseite wird es Drohnen verwenden, um historische Gebäude und Monumente zu scannen. Sieht so aus, als würde die gesamte Kunstwelt wohl schon bald vor der Apokalypse gerettet werden.

>> Besucht die Webseite von CultLab3D für weitere Informationen zu den Projekten

Folgt Johnny Magdaleno auf Twitter: @johnny_mgdlno