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Popkultur

Die seltsame und wundervolle Welt der Star Wars-Plagiate

Diese Star-Wars-Figuren bedienen zwar nicht den Authentizitätsfetisch der Fangemeinde—aber sie haben dafür ihren ganz eigenen Charme.

Foto: In einer weit, weit entfernten Galaxie hat das vielleicht einmal Sinn ergeben | Fotos mit freundlicher Genehmigung von Karl Baxter Trotz billigem Plastik, schlecht verarbeiteten Gelenken und seltsamen Gesichtern locken Star Wars-Spielsachen in allen Farben und Formen immer wieder Kundschaft in die Läden. Schon seit die Spielzeugfirma Kenner damals 1977 der Nachfrage nach ihren Figuren nicht decken konnte, haben Star Wars-Figuren Kinder und Sammler gleichermaßen fasziniert. Und wo es ein beliebtes Produkt gibt, da lassen Fälschungen natürlich nicht lange auf sich warten. Ob nun extrem seltene und nicht minder bizarre Fake-Figuren aus der Türkei oder die berüchtigte „Star Knight“-Kollektion, die auch mit stilechten einem Polizisten-Vader auf Motorrad aufwartete: Die Welt der Fälschungen ist für Sammler eine verlockende. Um mehr Einblick in diese Welt zu bekommen, hat sich The Creators Project mit Karl Baxter, einem Großhändler, der zufällig auf einen Vorrat schrecklicher Imitate gestoßen ist, und mit The Sucklord, einem Hersteller von Star Wars-„Appropriations“, unterhalten.

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Der gefürchtete Dennis | Foto mit freundlicher Genehmigung von Karl Baxter Karl Baxter von Wholesale Clearance UK sorgte im Internet für einige Freude, als er einen Blogeintrag postete, in dem er die abstruse Schönheit einer Lieferung schlecht übersetzter (und schlecht verarbeiteter) Actionfiguren zu Star Wars: Episode I präsentiert.

„Ich habe einfach etwas riskiert und eine Überraschungslieferung genommen“, erklärt Baxter, wie er in den unerwarteten Besitz der eigenartigen Plagiate kam. Es gebe manchmal günstige Blindkäufe für große Warenmengen, erklärte er. „Normalerweise würde ich nur Risiken eingehen, die ich besser einschätzen kann, aber ich habe gesehen, dass für diese Lieferung Star Wars-Produkte versprochen wurden, und da Das Erwachen der Macht gerade vor der Tür stand, hielt ich meinen Gewinn für so gut wie sicher.“ Doch die Figuren sind alle offensichtlich gefälscht und sehen völlig daneben aus.

Wir haben Baxter gefragt, was seiner Meinung nach überhaupt schief laufen muss, dass solch eigenartige Imitate tatsächlich hergestellt werden: „Das liegt an Rechtschreibfehlern und technischen Fehler, doch dann kommen noch [Fehler] dazu, bei denen es sich um tiefgreifendere kulturelle Fehleinschätzungen handelt. Ein Teil von mir vermutet, dass die Hersteller einfach nur rechtlichen Ärger vermeiden wollten …. aber es wirkt auch so, als sei die Ware ohne jegliche Sorgfalt hergestellt worden, wer weiß es also schon? Es ist ein Rätsel, wie Stonehenge.“

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Die Figur Watto … anscheinend auch bekannt als What | Foto mit freundlicher Genehmigung von Karl Baxter Baxter ist prinzipiell kein Gegner der Plagiate. „Ich würde gefälschte Fanartikel nicht gleich völlig abschreiben. Wir haben so viele E-Mails und Anrufe von Leuten bekommen, die verzweifelt an diese Figuren rankommen wollen, einfach nur, weil es Raritäten sind. Leider ist das Ganze rechtlich so problematisch und es besteht bei diesen Waren auch große Erstickungsgefahr, also werden wir sie einfach nur zum Recyceln geben.“

Originalversion von Gay Empire (2005) | Foto mit freundlicher Genehmigung von The Sucklord Am anderen Ende des Spektrums gibt es den Pop-Art-Künstler The Sucklord, der „angeeignete“ Actionfiguren herstellt, die auf klassischen Star Wars-Spielsachen basieren. „Ich versuche damit nicht unbedingt, die Figuren auf ein höheres Niveau zu heben, aber was ich mache, sind genau genommen keine Plagiate. Ein Plagiat wird hergestellt, um Kunden absichtlich zu täuschen. Hinter meinem Handeln steckt eine ganz andere Absicht, nämlich sich das Material anzueignen und auf kreative und künstlerische Art neu zu interpretieren. Das ist mehr eine Aneignung als ein Plagiat. Begriffe wie ‚Produktpiraterie’ machen aber einfach mehr Spaß, denn das klingt nach Gefahr und Verruchtheit.“

Vinny Tony’s Suck Pizza (2013) | Foto mit freundlicher Genehmigung von The Sucklord

Suckdominus with Appropriation Nation (2010) | Foto mit freundlicher Genehmigung von The Sucklord Auch wenn er die Figuren auf eine Art und Weise neu interpretiert, die Sammlerherzen höher schlagen lässt, ist The Sucklord selbst kein Sammler. „Die eigene Ware zieht man sich nicht rein. Als jemand, dessen Werke gesammelt werden, sehe ich nichts davon als so wertvoll an.“

Über die Herstellung von Star-Wars-Figuren hat er sich dennoch viele Gedanken gemacht: „Jeder kann eine Figur imitieren, das ist leicht. Die Frage ist, warum du genau diese spezielle Kopie von einer Figur machst? Das ist es, was das Plagiieren zu so etwas wie Kunst macht.“ Die Website von The Sucklord findest du hier.