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Snowdens Vorgänger: Ein Whistleblower verrät, wie 9/11 die NSA veränderte

Thomas Drake hat seine Karriere aufs Spiel gesetzt, um öffentlich zu machen, wie die NSA im Krieg gegen Terror „entfesselt“ wurde. Inzwischen muss er in einem Apple-Store arbeiten.
Bild: Screenshot VICELAND

Die Welt war schockiert über die Enthüllungen, mit denen Edward Snowden vor inzwischen drei Jahren Einblicke in das Ausmaß der weltweiten Spionageoperationen der NSA gab. Seit dem Leak wird immer wieder darüber diskutiert, wie weit Geheimdienste im Namen der nationalen Sicherheit in die Privatsphäre der Bürger eingreifen dürfen. Doch tatsächlich war Snowden bei Weitem nicht der erste Whistleblower, der die Praktiken westlicher Geheimdienste anprangerte. Schon im Jahr 2005 trat ein damals 48-jähriger leitender Mitarbeiter der NSA auf den Plan: Thomas Drake entschied sich dafür, dass er über die in seinen Augen illegalen und unmoralischen Praktiken des größten Geheimdienstes der Welt nicht länger schweigen könnte.

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Drake kontaktierte eine Journalistin der Tageszeitung The Baltimore Sun und half ihr dabei, in einer Reihe von Artikeln zweifelhafte Aktionen der Geheimdienste offenzulegen. Zwei Jahre später durchsuchte das FBI seine Wohnung und die US-amerikanische Regierung leitete wegen der Veröffentlichtung von als geheim eingestuften Informationen ein Ermittlungsverfahren gegen Drake ein.

Das Leben des mehrfach ausgezeichneten Air Force und Navy-Veteran stand vor einer dramatischen Wendung: Im schlimmsten Fall drohte ihm eine mehrjährige oder lebenslange Gefängnisstrafe—doch selbst nachdem er diesem Urteil knapp entkommen ist, war klar, dass er nicht mehr in seinen Job würde zurückkehren können.

„Es stand auf dem Spiel, auf welcher Seite der Geschichte wir stehen werden", sagte er vor kurzem in einem Interview mit dem VICE-Journalisten Ben Makuch, der mit ihm für die VICELAND-Dokumentation CYBERWAR gesprochen hat, die sich intensiv mit Hacking und Überwachung beschäftigt.

„Das Motto war: Holt euch die Informationen. Sammelt alles, damit wir alles wissen."

In einer nicht in der Dokumentation ausgestrahlten Extra-Szene erklärt Drake, wie die NSA nach den Anschlägen vom 11. September 2001 „entfesselt" wurde. Er schildert, wie die Befugnisse zur Spionage nach und nach umfassend ausgeweitet wurden und wie der Dienst laut Drake damit begann, die Grenzen des Legalen deutlich zu überschreiten.

„Das Motto war: ‚Holt euch die Informationen'", berichtet der NSA-Angestellte von seinen damaligen Erfahrungen innerhalb der Behörde. „Sammelt alles, damit wir alles wissen. [Setzt] alle notwendigen Mittel [ein], um einer Bedrohung entgegenzutreten", erklärte Thomas Drake, der inzwischen sein Geld als Mitarbeiter eines Apple-Stores verdient. „Wen kümmern schon die Verfassung, die Gesetze oder die Rechte einzelner US-Bürger."