5 Frauen geben ihrem jüngeren Ich Dating-Tipps
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5 Frauen geben ihrem jüngeren Ich Dating-Tipps

"Wenn du das Gefühl hast, dass du die andere Person mehr liebst als sie dich … dann renne, renne so schnell du kannst."

Beziehungen: Wie funktionieren sie? Wer braucht sie überhaupt? Wenn du gerade in deiner ersten (oder zweiten, oder dritten) festen Beziehung steckst, stellst du dir vielleicht diese und 4.295 andere Fragen.

Während meiner ersten Beziehungen hatte ich permanent Angst, etwas falsch zu machen, mich damit für alle zukünftigen Beziehungen zu disqualifizieren und für immer allein zu bleiben. Das mag überdramatisch klingen und genau das war es auch. Ich war ein nervliches Wrack. Was ich damals nicht wusste: Wenn ich mich entspannt hätte und meine eigene Persönlichkeit in den Vordergrund gestellt hätte, hätte ich mich auch besser auf jede einzelne Beziehung einlassen können. Schließlich möchten wir unsere Zeit mit jemandem verbringen, der sich durch uns wie etwas besonderes fühlt und der unsere eigenen Besonderheiten noch weiter hervorkitzelt. Zusammen entsteht daraus etwas neues, wundervolles: Eine Beziehung.

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Ich habe fünf Autorinnen gefragt, was sie gerne vor ihren ersten Liebesbeziehungen gewusst hätten. Hier sind ihre Antworten.

Marie Lodi Andreakos

Schon Jahre bevor ich mich zum ersten Mal verliebte, bereitete ich mich akribisch auf meine erste Beziehung vor: Ich schaute jede Liebeskomödie und hörte dramatische Liebeslieder. Sie wurden zu meinem spirituellen Leitfaden, der mir zeigen sollte, wie sich echte Liebe anzufühlen hatte. Als ich mich dann endlich verliebte, war es genauso – zumindest anfangs.

Plötzlich lebte ich in einer Goth-Variante meines eigenen Liebesfilms. Wir kletterten über Mauern, um unter dem Vollmond auf dem Friedhof rumzumachen. Beim Abschlussball trugen wir farblich passende Choker mit Spikes. Jede neue Etappe unseres Sexlebens und jedes gehauchte "Ich liebe dich" war ein monumentales Ereignis, das ganze Seiten in meinem Tagebuch füllte. So musste es sich doch anfühlen, wenn man seinen Seelenverwandten gefunden hatte, oder?

Nicht ganz. Oder zumindest nicht für die Ewigkeit. Nach fast einem Jahr trennten wir uns. Ich war verzweifelt. Ich weinte viel, mir war permanent schlecht und ich hörte immer und immer wieder die gleichen Songs. Nach ein paar Monaten war ich endlich der Meinung, dass wir Freunde bleiben könnten – und in einer filmreife Szene sagte er mir, dass er schwul war.


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Sein Coming-Out katapultierte mich auf eine emotionale Achterbahn: Ich durchlief Phasen der Trauer, Verwirrung, Verrat, Herzschmerz und schließlich Akzeptanz. Am Ende war ich froh, dass er wieder Teil meines Lebens war. Aber der Weg dorthin war steinig. Eine zeitlang wollte ich ihn insgeheim zurückgewinnen. Es fiel mir schwer, zu akzeptieren, dass es mit uns für immer vorbei war. In meiner fatalistischen Art dachte ich: Es gibt keinen anderen für mich. Wenn er mich nicht will, werde ich für immer allein sein!

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Wenn du mitten im Liebeskummer steckst, fällt es sehr schwer, weiter in die Zukunft zu denken. Ich wünschte, ich könnte meinem jüngeren Ich sagen, wie komplett falsch ich damals lag. Damals wusste ich nicht, dass ich mich immer wieder aufs neue verlieben würde, dass mir das Herz wieder gebrochen und dass ich selbst ein paar Herzen brechen würde. Dass ich in den nächsten Jahren viele verschiedene Lebensstile ausprobieren würde, mit unterschiedlichen Jobs, neuen Freunden und Liebhabern. Und jedes Mal, wenn es vorbei war, würde es sich wieder so anfühlen, als ob mein kleiner Planet, auf dem ich lebte, gerade explodierte. Aber der Staub würde sich irgendwann legen, das Gefühl der Machtlosigkeit weichen – und dann würde ich merken, dass es da draußen noch ein ganzes Universum gibt, dass nur auf meinen nächsten Schritt wartet.

Marie Lodi Andreakos lebt in LA. Sie ist Autorin , Herausgeberin und moderiert Fishnet Flix , einen Podcast über Kostümdesign. Auf Instagram ist sie als @agentlover unterwegs.

Krista Burton

Welchen Rat ich mir vor meiner ersten Beziehung gewünscht hätte? Du solltest nie jemanden davon überzeugen müssen, Zeit mit dir zu verbringen oder bei dir zu bleiben. Wenn du das Gefühl hast, dass deiner Partnerin oder deinem Partner eure Beziehung egal ist, wenn du dich um alles kümmern musst oder wenn du das Gefühl hast, dass du die andere Person mehr liebst als sie dich … dann renne, renne so schnell du kannst. Das ist nicht die Person, mit der du Zeit verbringen solltest.

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Meine erste "Freundin" war ein totales Babe. In meinen Augen war sie viel cooler und weltgewandter als ich. Ich fühlte mich geehrt, dass sie überhaupt mit mir redete und sich mit mir abgab. Wir machten rum, wenn ich bei ihr übernachtete, aber sie hatte einen Freund und kein Interesse daran, unser Verhältnis öffentlich zu machen. Ich war total in sie verliebt. Damals wollte ich es nicht wahrhaben, aber sie erwiderte meine Gefühle nicht. Für mich bedeutete ein Treffen mit ihr alles, ihr hingegen was er ziemlich egal, ob wir uns sahen oder nicht.

Wenn mich dieses Gefühl heute beim Daten wieder überkommt, weiß ich was los ist und ziehe die Notbremse. Lass dir gesagt sein: Du hast es nicht nötig, wie ein liebeshungriger Welpe um Streicheleinheiten zu betteln. Du bist es wert, geliebt zu werden. Wenn jemand deine Gefühle mit Füßen tritt, beende es. Diese Menschen sind deine Zeit nicht wert.

Krista Burton hat für The New York Times, The Guardian und Rookie geschrieben. Sie lebt mit ihrer Partnerin und drei Haustieren in Minneapolis und schreibt an einem Buch.

Tasbeeh Herwees

Meine erste Beziehung war gleichzeitig auch meine erste "romantische" Erfahrung. Ich benutze Anführungszeichen, weil "romantisch" eigentlich das falsche Wort für meine damalige Situation ist: Ich war mit einem Mann verlobt, den ich nur einmal getroffen hatte, mit dem ich aber ständig telefonierte. Unsere Eltern hatten uns verkuppelt. Manche würden vielleicht von einer arrangierten Ehe sprechen, aber damit gehen einige Assoziationen einher, die ich gerne vermeiden möchte. Ich war damals 18, er ein 30-jähriger Uni-Professor.

Ich hatte mit 18 Jahren null Erfahrungen. Ich wusste nicht wie man Händchen hält oder dass Küsse auf den Nacken schöner sein können als auf den Mund. (Oder wie man eine Steuererklärung macht, aber das ist ein ganz anderes Thema.)

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Vor allem hätte ich gerne gewusst, dass Alter nicht gleich Weisheit bedeutet, und dass du selbst als sehr junger Mensch am besten weißt, was gut für dich ist. Selbst wenn die Leute, die dir Ratschläge geben, dich lieben und nur dein Bestes wollen. Ich ließ mir damals von vielen Menschen sagen, was das Beste für mich sei, sei es von meinen Eltern oder meinem Verlobten. Da er ein echter Erwachsener war, nahm ich an, dass er viel besser wüsste als ich, wie meine Zukunft aussehen sollte. Für ihn wechselte ich mein Studienfach. Eine zeitlang konnte ich mir sogar das Leben in einer Eigentumswohnung in Arkansas vorstellen. Mit einem kleinen Garten, ein paar Kindern und einem vollständigen Tafelservice.

Glücklicherweise merkte ich recht schnell, wie er sein Alter einsetzte, um mich zu dominieren und löste unsere Verlobung auf. Heute bin ich pleite und habe ziemliche Studienschulden. Aber ich stecke nicht in einer lieblosen Ehe fest und es geht mir besser als je zuvor.

Tasbeeh Herwees ist freie Journalistin und Autorin. Sie lebt in Los Angeles. Ihr könnt ihr auf Instagram folgen.

Muna Mire

Verliebtsein ist wie ein Rausch – und man kann sich schnell darin verlieren. Mit 19 führte ich eine beinahe obsessive Beziehung mit meiner ersten großen Liebe, einem Kommilitonen. Wir wohnten gemeinsam in einer kleinen Dachgeschosswohnung und waren geradezu besessen voneinander. Wenn wir uns noch mit Freunden trafen, dann nur im Doppelpack. Als wir uns schließlich trennten, machten mir meine Freundinnen klar, dass wir uns entfremdet hatten. Das zu hören, war sehr hart.

Rückblickend würde ich mir den Rat geben: Bleib dir selbst treu. Pflege deine Freundschaften und vermeide es, nur noch als Einheit mit deinem Partner oder deiner Partnerin wahrgenommen zu werden. Ich hätte nicht zulassen dürfen, dass meine Liebesbeziehung alle anderen Beziehung aus meinem Leben verdrängt. Ich hätte mir die Zeit für meine Freundinnen damals nehmen sollen und es hat lange gedauert, die Intimität zwischen uns wiederherzustellen. Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass du am Ende wieder alleine da stehst. Glaube mir: Es gibt nichts Schlimmeres, als sich davor zu fürchten, Zeit mit sich selbst zu verbringen.

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Muna Mire ist Journalistin und lebt in Brooklyn. Ihre Artikel erscheinen unter anderem bei VICE, Teen Vogue und The FADER.

Sessi Kuwabara Blanchard

Ich hätte schon mit 16 gerne gewusst, dass eine Beziehung auch immer eine Veränderung bedeuten kann. Das gilt sowohl für Charaktere aus 80er-Jahre Schnulzen wie Harry und Sally, als auch für moderne Liebesmärchen wie Grimes und Elon Musk, die gegen alle gängigen Vorstellungen zu verstoßen scheinen, was zusammenpasst und was nicht. Durch die Beziehung zum milliardenschweren Tech-Visionär verändert sich die linksgerichtete Indie-Künstlerin Grimes zumindest in der Außenwahrnehmung. Aber wer weiß: Vielleicht hat Grimes schon immer davon geträumt, eines Tages die Erde vom Mars aus zu regieren, und diese Seite wurde sichtbar, als sie Musk traf. Worauf ich hinaus will: Eine Beziehung stellt immer eine Verbindung her, zwischen der Vergangenheit und der Zukunft einer Person.

Eine Beziehung verspricht eine Veränderung – wie Milch, die auf deine Verdauung trifft. In der ersten Beziehung ist man genauso naiv, wie jemand, der zu viel Milchprodukte verschlingt: Warte nur ab, bis die Laktose auf den laktose-intoleranten Darm trifft und unerwartete, unangenehme Dinge passieren. Wie soll man beispielsweise seine Bedürfnisse nach emotionaler Nähe kommunizieren? Menschen sind verschieden und nicht jeder fühlt sich mit dem gleichen Maß an Intimität wohl. Emotionen kochen über, Zweifel flammen auf. Warum habe ich bloß den ganzen gebackenen Camenbert aufgegessen?! Jede Beziehung ist einzigartig, aber ich kann mit Sicherheit sagen, dass Dinge sich irgendwann zersetzen, wie der Käse im Magen, dass dafür aber auch Neues entsteht, wie Fäkalien.

Die Blähungen und Blubbergeräusche, die sich in den Eingeweiden einer Beziehung zusammenbrauen, sind ein unangenehmer aber nötiger Prozess. Du weißt am Anfang einer Beziehung nie, was sie dir am Ende bringen wird, ob Freude oder Schmerz, Selbsterfüllung oder Selbstzerstörung. Aber eines steht fest: Egal ob Harry, Grimes oder Camembert – nichts wird mehr sein, wie vorher.

Sessi Kuwabara Blanchard ist freie Journalistin schreibt unter anderem für Filter , ein Online-Magazin über Drogen und Drogen-Politik.

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