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Wenn unsere Zivilisation zusammenbricht, werden uns Frauen das Leben retten

In Shows wie "The Walking Dead" sind es meistens Männer, die durch ihre Survival-Skills sich und andere am Leben erhalten. Zu Unrecht, sagen diese Prepperinnen.
Illustration: Vivian Shih

In fiktionalen Weltuntergangsszenarien übernehmen meist die Männer die Führung: Rick Grimes in The Walking Dead, der Vater in Cormac McCarthys Die Straße oder Dodge Petersen in Auf der Suche nach einem Freund fürs Ende der Welt. Auch auf den bekanntesten Prepper-Blogs wie The Survivalist Blog oder The Prepper Journal tummeln sich hauptsächlich Männer.

Dabei gibt es genug Stimmen, die sagen: Wenn das Ende naht, wären wir besser dran, wenn eine Frau das Kommando übernimmt. Egal ob es wirklich zur Zombie-Apokalypse kommt oder Aliens unseren Planeten übernehmen.

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"Frauen waren schon immer die fürsorglichen Versorger unserer Gesellschaft", sagt Gaye Levy, die Gründerin von Backdoor Survival. "In den meisten Fällen sind es die Frauen, die sich in Krisenzeiten um das Heim kümmern und sicherstellen, dass die Familie in Sicherheit ist und gesund bleibt."

Levy begann 2010 damit, sich auf das mögliche Ende unserer Zivilisation vorzubereiten. "Die Wirtschaft brach zusammen und alle hatten Angst vor möglichen Terroranschlägen", erklärt sie. Außerdem hatte sie noch ein ganz anderes Problem: Sie lebte damals auf einer Insel vor der amerikanischen Westküste, die nur durch eine Fähre erreichbar war. Im Falle einer Naturkatastrophe – wie zum Beispiel eines Erdbebens – oder eines Anschlags wäre sie komplett vom Festland abgeschnitten.

"Mir wurde klar, dass ich einen Weg finden musste, um mich zur Not über einen längeren Zeitraum selbst versorgen zu können", sagt Levy. Sie begann mit einer Risikobeurteilung und stellte dabei fest, dass sie sich vor allem mit Wasser, Nahrungsmitteln und Medikamenten eindecken musste. Außerdem legte sie eine größere Summe Bargeld in kleinen Scheinen beiseite.

Wenn sie wollen, kriegen Frauen alles auf die Reihe.

Lisa Bedford ist Mutter von zwei Kindern und hat seit 2009 ihren eigenen Prepper-Blog, The Survival Mom. Der Grund: Die Weltwirtschaftskrise mit ihren nicht absehbaren Folgen für die Zukunft wurde ihr "ein bisschen zu real" und sie beschloss, sich und ihre Familie für den Ernstfall vorzubereiten. "Ich bin einkaufen gegangen und habe mir den Einkaufswagen mit Lebensmitteln vollgepackt, von denen ich wusste, dass sie sich gut lagern lassen."

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Seither hat sie sich alles beigebracht, was man als Überlebenskünstlerin und texanische Vorstadtmutter wissen muss."Ich kann alle möglichen Nahrungsmittel eindosen und trocknen. Ich könnte zur Not sogar jagen gehen. Außerdem kann ich mein eigenes Mehl mahlen und Brot backen. Und ich kann stricken und nähen."

Bedford glaubt, dass diese Macher-Einstellung von Frauen letztendlich ihre entscheidender Vorteil sein wird. "Es ist ganz egal, ob man nur ein paar Vorräte anlegt oder einen Bunker im Garten gräbt: Wenn sie wollen, kriegen Frauen alles auf die Reihe."


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Sie erzählt, dass ihr Mann in allererster Linie darüber nachgedacht habe, wie er seine Familie körperlich verteidigen könne. Frauen hingegen hätten eher einen Blick für das größere Ganze. "Ich habe generell den Eindruck, dass Männer die Rolle des Beschützers und des Versorgers übernehmen und sich Frauen um alles andere kümmern: die Wäsche, die Kinder, das Essen, die gesundheitliche Versorgung, die Körperpflege, die Hygiene und natürlich auch die Hygieneprodukte." (Im Fall eines möglichen Zivilisationszusammenbruchs würde Bedford übrigens allen Frauen empfehlen, eine Menstruationstasse zu verwenden.)

Levy hat sich mittlerweile eine Schusswaffe zugelegt, auch wenn die nicht "die Basis meines Notfallplans" bildet. Außerdem lernt sie, wie man Alltagsprodukte wie Waschmittel selbst herstellen kann und sucht nach Alternativen zur klassischen, westlichen Medizin – wie Heilkräuter und ätherische Öle.

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Von den meisten Menschen wird Prepper-Szene eher belächelt. Tatsächlich geht es dabei aber nicht nur um die Vorbereitung auf das hypothetische Ende unserer Welt, wie wir sie kennen, sondern auch um den Wunsch nach einem autarken Leben. Angst vor dem Unbekannten ist in den Augen von Bedford nicht zwingend etwas schlechtes, schließlich bringe sie einen oft auf kluge Gedanken. "Es wäre nur dumm, Angst zu haben und nichts dagegen zu unternehmen."

Niemand ist unverwundbar.

Laut Bedford sind ein Drittel ihrer Leser männlich. Wegen ihres Geschlechts bekommt sie trotzdem immer wieder blöde Bemerkungen ab. "In der Prepper-Szene gibt es ziemlich viele Männer, aber auch einige Frauen, die eine ganz genaue Vorstellung davon haben, wie ein Notfallplan auszusehen hat", erklärt sie. "Sie sind der Meinung, dass sie den einzig wahren Weg zum Überleben kennen. Aber den gibt es nicht. Es gibt unzählige Variablen, die über das Überleben eines Menschen, einer Familie oder einer Gemeinde entscheiden können. Niemand ist unverwundbar."

Entgegen der landläufigen Meinung sitzen Prepper nicht nur herum und denken über den bevorstehenden Weltuntergang nach. Levy hat ganz unterschiedliche Interessen neben dem Preppen – "DIY-Projekte, Malbücher für Erwachsene und Gesellschaftstanz" zum Beispiel, wenn man den Angaben auf ihrem Blog Glauben schenkt. Außerdem bezeichnet sie sich selbst als "Glamourista" und hat jede Menge Make-up in ihrer Notfallausrüstung. Eine Entscheidung, für die sie immer wieder kritisiert wird, schließlich sei es "vollkommen unerheblich", ob man beim Kampf ums Überleben gut aussähe.

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Levy sieht das anders. "Wenn ich mich schlecht fühle und gestresst bin, hilft es mir immer, wenn ich mich hübsch mache. Ich möchte mich gut fühlen können, wenn ich morgens aufstehe, damit ich mein Bestes geben kann."

Für sie gehört es zu den Grundpfeilern eines "strategisch geführten Lebens", genau zu wissen, was man tun muss, um sich gut zu fühlen. Wenn Make-up für einen dazugehört, dann ist das eben so. "Das ist vielleicht kein klassisches Prepper-Mantra, aber es ist mein Mantra", erklärt sie, "und das teile ich gerne mit anderen."

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