Dieser BDSM-Tischler baut Möbel für deinen Dungeon
Alle Fotos mit freundlicher Genehmigung von Saxon Dungeon Furniture

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Dieser BDSM-Tischler baut Möbel für deinen Dungeon

Pferde, Kreuze, Hocker: Ein Kunstschreiner erzählt, wie er hochwertiges Bondage- und Spanking-Mobiliar baut.

Fesseln, Knebel, Klammern, Peitschen und Paddel findest du in jedem Sexshop – oder bei Amazon. Spätestens seit 50 Shades of Grey ist BDSM im Mainstream angekommen. Aber setz mal einen Fuß in einen richtigen BDSM-Dungeon und du wirst über ein paar wirklich eigenartige Vorrichtungen stolpern. Neben diverser Haken und Riemen dürften dir vor allem die eigenwilligen Möbel ins Auge springen: Böcke und Kreuze, Metallkäfige und medizinische Apparaturen, Maschinen und riesige Latexdecken mit Vakuumsaugvorrichtung, in die man bei Bedarf schlüpfen und sich einpacken lassen kann.

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Die aufwendigeren und massigeren Apparaturen bekommst du aber selbst in speziellen Fetischläden nicht so leicht. Diese Produkte werden von spezialisierten Handwerkern hergestellt. Mit einem von ihnen habe ich vor Kurzem gesprochen. Simon ist der Tischler hinter Saxon Dungeon Furniture, einem angesehenen Hersteller hölzerner Bondage-Stühle, -Kreuze, -Sattel, -Tische und -Wände. Er erzählte mir, wie er in diesem Feld gelandet ist, wie er seinen Kundenstamm aufgebaut hat und nach welchen Kriterien er seine Projekte auswählt.

Den 'Burnice'-Fußhocker gibt es ab 380 US-Dollar

VICE: Wie bist du dazu gekommen, Fetischmöbel zu bauen?
Simon: Mit 16 oder 17 habe ich eine Ausbildung zum Kunstschreiner gemacht. Jetzt bin ich 50 und ich habe über die Jahre in dem Bereich so ziemlich alles gemacht. Vor etwa zehn Jahren habe ich beim Rumstöbern im Internet gesehen, was es auf dem BDSM-Markt gibt. Die Qualität der meisten Sachen war nicht besonders gut. Also habe ich mir einfach gedacht: "Warum nicht?"

Welche Mängel sind dir bei den herkömmlichen Fetischmöbeln auf dem Markt aufgefallen? Was unterscheidet deine Möbel von denen?
Sagen wir, jemand macht ein Andreaskreuz. Dann verwendet er dafür Fichtenholz, das grob geschliffen und halbherzig zusammengeschustert wird. Der Kunde bekommt ein Produkt mit minderwertiger Holzqualität, das nicht besonders gut verarbeitet ist.

In der Regel bieten alle nur Produkte an, die es in ähnlicher Art bereits gibt. Ich unterscheide mich vor allem durch meine langjährige Erfahrung als Schreiner. Selbst für ein Standardkreuz verwende ich bessere Materialien – Ahorn oder Kirsche – und meine Verarbeitung ist besser. Ich entwerfe die Sachen so, dass sie für den Versand leicht auseinander- und wieder zusammengebaut werden können. In all den Jahren hat sich noch niemand bei mir über die Qualität beschwert.

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Die 'Trident'-Wandbefestigung gibt es ab 580 US-Dollar

Wie entscheidest du bei Neuerungen, was sich eher verkauft und was nicht?
Ich mache nicht nur Sonderanfertigungen, aber schon ein paar. Manchmal wählt jemand was von meiner Website und fragt nach ein paar Änderungen, andere Male soll ich auch etwas komplett Neues erschaffen. Ich frage dann, ob ich ein Foto davon in unseren Shop stellen kann. Viele lehnen ab, also nehme ich ein paar Änderungen vor, damit es nicht exakt das gleiche Produkt ist, und stelle die Fotos davon in unseren Shop.

Wie hast du deinen Ruf aufgebaut und Leute dazu gebracht, gerade deine Möbel zu kaufen?
Es ist vor allem die Website. Die scheint für sich selbst zu sprechen. Ich habe auch ein paar Stammkunden, die ein Teil bestellen und sechs Monate später dann ein anderes. Ich habe auch mit großen Anbietern verhandelt, aber die wollen die Sachen so billig haben, dass es sich kaum lohnt. Außerdem wollen sie es dann auch exklusiv vertreiben, das heißt, ich könnte die Sachen nicht mehr selbst verkaufen. Ich werde aber trotzdem bald einen Vertrag mit einem Großhändler abschließen. Es gibt nicht besonders viel Wettbewerb in meinem Bereich: wenige Stücke von hoher Qualität.

Das 'Vanguard'-Pferd gibt es ab 1.125 US-Dollar

Wie viele Objekte stellst du durchschnittlich her?
Mindestens eins und höchstens acht pro Monat. Ich betreibe tagsüber auch noch eine Kunstschreinerei. Das ist mein Hauptberuf, wenn du so willst.

Wie teuer kann so eine Sonderanfertigung werden?
Nach oben gibt es keine Grenzen. Einmal sollte ich zum Beispiel ein Objekt aus Mahagoniholz mit italienischem Leder polstern. Mein teuerstes Werk war ein schwarzes Pferd aus Wallnussholz und echtem Leder mit besonderen Metallanfertigungen für etwa 5.000 US-Dollar.

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Und wer kauft so etwas?
Anfangs waren es Privatpersonen. Inzwischen sind meine größten Abnehmer aber Mittel- bis Oberklasse-Dominas, die ihre Dungeons einrichten. Die haben ein bestimmtes Thema im Kopf und dann soll natürlich alles zusammenpassen. Wenn sie alles bei einem Anbieter kaufen, ist es in der Regel auch billiger.

Im Schnitt reichen schon drei Möbel, um einen Dungeon auszustatten, weil sie vielseitig einsetzbar sind. Die größte Bestellung war bislang jeweils ein Möbelstück aus jeder Kategorie.

Ich habe auch schon einige Clubs ausgestattet, aber die sind etwas problematischer. Die haben in der Regel nur zwei oder drei Nächte, an denen die Sachen benutzt werden. Beim ständigen Auf- und Abbau werden die Möbel dann schon etwas in Mitleidenschaft gezogen.


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Gibt es Modelle, die sich besonders gut verkaufen?
Der Centurion – ein Pferd mit Kniestützen – ist, seit ich ihn in konzipiert habe, der Bestseller schlechthin. Ich habe auch schon viele Kopien im Internet gesehen, aber ich kann kaum etwas dagegen tun. Insgesamt scheint die Erstanschaffung der meisten Kunden entweder ein Pferd oder ein Kreuz zu sein.

Was war das ausgefallenste oder aufwändigste Möbelstück, das du je angefertigt hast?
Der Titan, eine Kombi aus Pferd und Bank. Das war eine Sonderanfertigung für einen prominenten Kunden, die ich vor fünf Jahren gemacht habe. Die Herstellung und die Korrespondenz mit dieser Person waren damals extrem nervtötend. Am Ende ist er einer meiner Bestseller geworden.

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Hast du viele prominente Kunden?
Über die Jahre hatte ich ein paar, aber ich glaube nicht, dass die irgendwie miteinander verbunden sind. Es gibt einfach nicht so viele Anbieter auf dem Markt. Ihre Bestellungen sind nicht unbedingt komplizierter oder aufwendiger als die von anderen Kunden. Aber ich will natürlich ein möglichst perfektes Produkt abliefern, also kann die Arbeit etwas nervenaufreibender sein als bei einem Durchschnittsauftrag.

Hast du dich schon mal geweigert, dem Wunsch eines Kunden nachzukommen?
Ich stelle nichts her, was in irgendeiner Weise nicht sicher sein könnte. Wenn ein Kunde ein bestimmtes Design im Kopf hat, von dem er nicht abweichen will und das nicht sicher hergestellt werden kann, dann lehne ich es vielleicht ab. Letztens habe ich eine Anfrage für ein Kreuz abgelehnt, das man überschlagen kann. Es wäre möglich gewesen, aber Metall eignet sich dafür viel besser. Also habe ich einen Metallbauer vorgeschlagen.

Hat sich deine Arbeit auf dein Privatleben ausgewirkt?
Ich habe Kunden vor dem Versand immer gesagt: "Ich nehme Kundenservice sehr ernst und musste das Gerät selbst testen, bevor ich es abschicke." Die haben immer gelacht. Aber in neun von zehn Fällen haben wir – also ich und meine Ex-Freundin – das Stück ausprobiert. Also, ja.

Hier sind noch mehr Möbel aus Simons Werkstatt:

Der 'Burnice'-Fußhocker

Das 'Centurion'-Pferd

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