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Was für eine Verschwendung

Die 8 schlechtesten Bundesliga-Transfers des Sommers

Wahnwitzige Transfersummen gibt es nur in der Premier League? Nein, auch in der Bundesliga gab es bisher teure Transfers, die absolut keinen Sinn machen.
Foto: Imago

Es sind die mit Abstand härtesten Wochen für einen Fußballfan: Sommerpause, keine WM, keine EM (außer die der Frauen, die du unbedingt gucken solltest!) in Sicht, sogar die sportlichen Methadone Confed-Cup und U21-EM sind aufgebraucht. Wie also die Zeit bis zum ersten Bundesliga-Spieltag überbrücken? Vielleicht mal Randsportarten etwas Aufmerksamkeit widmen – oder sich einfach über die täglich absurder werdenden Transfergebaren von Proficlubs aufregen. 28,5 Millionen Euro gab Everton für Sunderlands Keeper Jordan Pickford aus – und das bei 56 Gegentoren, gerade einmal vier Spielen ohne Gegentor und dem Abstieg? Kann uns mal jemand aufwecken?

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Deutsche Fußballfans mögen die Vorstellung, dass die Bundesliga-Vereine klug und umsichtig wirtschaften und transferieren. Doch der entzündete Transfermarkt hat auch längst den hiesigen Markt angesteckt. Unter den bereits 188 Zugängen im Wert von über 450 Millionen Euro der Bundesliga finden sich auch diesen Sommer einige weniger schlaue Neuzugänge.

Wir haben bisher die 8 größten Fehlgriffe aufgelistet. (Wir würden es allerdings allen gönnen, voll bei ihrem Verein einzuschlagen, allerdings überwiegt doch die Skepsis…)

Jhon Cordoba: Für 17 Millionen Euro aus Mainz nach Köln

Foto: Imago/Jan Huebner

17 Millionen Euro für einen Stürmer, der in 51 Bundesliga-Spielen 10 Tore erzielt hat? Das sind 1,7 Millionen Euro pro Tor. Anscheinend bekommt die europäische Höhenluft den Kölnern nicht ganz so gut.

Jörg Schmadtke, eigentlich Verächter des überhitzten Transfermarktes, geht bei diesem Wechsel mit dem Flow und zahlt für einen sicherlich kämpferischen Stürmer, der jedoch deutliche Schwächen im Abschluss hat, einen Preis, der weit über seinem Marktwert (laut Transfermarkt.de: 7 Mio. Euro) liegt. Das war bisher nicht der Kölner Weg – und es wird Cordoba hemmen, als Heilsbringer und Rekordzugang in die Saison zu gehen.

Yevhen Konoplyanka: Für 12,5 Millionen Euro aus Sevilla auf Schalke

Das kriegt auch nur Schalke hin: Jahrhundertdeal mit Sevilla aushandeln, den Marktwert des Spielers dann aber durch einen inkompetenten Trainer von ehemals 25 auf unter 10 Millionen herunterwirtschaften. Die Posse um Yevhen Konoplyanka müsste eigentlich in jedes Manager-Weiterbildungsseminar aufgenommen werden.

Konoplyankas offensive Stärken sind unübersehbar – so aber auch seine defensiven Mankos. Weinzierl gelang es zu keinem Moment dem bereits in Sevilla als schwierig geltenden Ukrainer die Leviten zu lesen und ihm einzutrichtern, dass bei Schalke im Gegensatz zu Dnipopetrovsk das Kurzpassspiel des Kollektivs gilt. Lieber entschied er sich zur Variante „Passiv-aggressiver Pubertierender", der seinem ehemaligen Schwarm durch Nichtbeachtung eins auswischen will.

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Wie es mit Schalkes Nummer 11 weitergeht, ist ungewiss. Einzelne Vereine zeigten Interesse an einer Verpflichtung, schreckten jedoch vor den Ablösewünschen aus Gelsenkirchen zurück. Neu-Trainer Domenico Tedesco hat sich noch nicht zur Zukunft Konoplyankas geäußert, doch derzeit scheint alles in Richtung Verbleib zu tendieren: schließlich ist er mit dem Team nach China gereist – und Heidel kündigte an, dass es danach keine Zu- oder Abgänge mehr geben werde.

Bastian Oczipka: Für 4,5 Millionen Euro aus Frankfurt auf Schalke

Kein Bock mehr auf Aogo, Kolasinac nicht mehr halten können und dann einen bereits 28-Jährigen holen, für den Konstanz ein Fremdwort zu sein scheint. Versteht Schalke das als Zukunft seiner linken Außenbahn? Wenn dem so ist, hätte man Christian Fuchs auch einfach nie gehen lassen dürfen.

Oczipka mag eine starke Saison bei der Frankfurter Eintracht hingelegt haben: vier Torvorlagen, insgesamt über 2.900 Minuten Bundesliga-Spielzeit und Einzug ins DFB-Pokalfinale. Geht man jedoch schon eine Saison zurück, erkennt man, dass dies möglicherweise ein temporäres Hoch war, bedingt durch die starke Arbeit der Kovac-Brüder an der Seitenlinie: 2015/2016 gelang ihm nur eine Torvorlage in 30 Spielen, dafür jedoch 7 gelbe Karten.

André Hahn: Für 6 Millionen Euro von Gladbach zum HSV

Foto: Imago/Michael Schwarz

André Hahn wird jeden Tag froh darüber, überhaupt Fußballprofi zu sein. Da hält man es auch auf dem schunkelnden Schiff HSV aus. Was die Hamburger jedoch mit dem seit seiner schweren Verletzung nie wieder in Tritt gekommenen Stürmer wollen, bleibt schleierhaft.

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In der vergangenen Saison kam der 26-Jährige zumeist von der Bank und schaffte es schließlich nur auf schwache vier Torbeteiligungen. Zwar ist Hahn für seine mentale Stärke geschätzt, die ihn trotz aller Rückschläge und Verletzungen sogar zum Nationalspieler machte – was wiederum auch schon drei Jahre zurückliegt. Doch es ist augenfällig, wie phlegmatisch der so bullig erscheinende Angreifer seit dem schweren Foul von Johannes Geis im Oktober 2015 agiert. Er muss aus diesem Tief zurückfinden, wenn er sich für den Platz neben Bobby Wood empfehlen möchte.

Maximilian Philipp: Für 20 Millionen Euro von Freiburg zum BVB

Der U21-Europameister ist eine der Entdeckungen der vergangenen Saison: 9 Tore und 3 Vorlagen gelangen dem Ausnahmespieler einer extrem starken Freiburger Mannschaft. Doch der Schritt Philipps aus dem beschaulichen Breisgau in den stets brodelnden Ruhrpott scheint ein Schnellschuss zu sein, der sich rächen könnte.

Man darf nicht vergessen, dass die vergangene Bundesliga-Saison Philipps erste war, in der er überzeugen konnte. Er spielte zwar konstant und stellte beeindruckend unter Beweis, dass er in die oberste Spielklasse gehört. Doch den Druck, unter dem große Spieler stehen, gab es bei der Freiburger Saison wie aus einem Guss zu keinem Moment.

In Dortmund wird sich für Philipp vieles kolossal ändern: neue Strukturen, neuer Trainer, neue Mitspieler. Noch immer ist nicht klar, wie Peter Bosz den Neuzugang einsetzen wird: Hängende Spitze hinter Aubameyang? Wasserträger für Dembélé? Oder etwa nur Back-Up für den verletzungsanfälligen Marco Reus? Klar ist, dass Philipp in Zugzwang ist, denn 20 Millionen Euro Ablöse für einen Spieler, der vergangenes Jahr noch in Heidenheim gegen den Ball treten musste, ist nicht wenig.

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Serge Gnabry: Für 8 Millionen Euro von Werder zu Bayern – und direkt weiter zur Leihe nach Hoffenheim

Nach dem ersten stabilen Jahr seiner Karriere traut sich der Flügelflitzer bereits den Schritt zum Rekordmeister zu. Das wirkt etwas voreilig, ruft man sich in Erinnerung, dass Gnabry den West Brom Albions 2015 zu schlecht war und sie ihn nach nur einem halben Jahr zu Arsenal zurückschickten.

Nun darf diese Entscheidung der West-Brom-Verantwortlichen nicht wie ein Stigma über der Karriere Gnabrys liegen, dennoch könnte es sich als Kardinalsfehler herausstellen, den sicheren Hafen Werder nach einem Jahr schon wieder zu verlassen. Es hätte ihm gut gestanden, ein weiteres Jahr die zentrale Rolle im grün-weißen Offensivspiel zu übernehmen anstatt sich in die Ungewissheit FCB zu begeben. Dem immensen Konkurrenzdruck entflieht Gnabry zunächst durch eine Leihe nach Hoffenheim. Sollte er überhaupt nach München zurückkehren, könnte ihm schnell das Schicksal Jan Schlaudraffs drohen: ein hochgehypter Offensivspieler, der jedoch nie eine reelle Chance auf einen Startplatz im Starensemble der Bayern hatte. Zwar gelangen Gnabry in seiner ersten Bundesliga-Saison elf Treffer, doch ob er auch nur in die Nähe dieser Quote in der gutbesetzten Hoffenheimer Offensive kommt, ist fraglich.

Jonathan Klinsmann: Ablösefrei von Berkeley zur Hertha

20 ist bereits ein relativ hohes Alter, um den Sprung in den Profifußball zu schaffen – und Klinsmann wird mit seiner College-Erfahrung kaum in naher Zukunft an Jarstein und Kraft anschließen können. Sein Wechsel von der UC Berkeley zum Hauptstadtclub darf gewiss als reiner Marketing-Coup durchgehen. Nicht nur wegen des Nachnamens berichtet die Presse über die neue Personalie und damit einhergehend über Hertha BSC, sondern auch die US-Medien werden mit der Platzierung ihres U20-Nationalgoalies in Berlin ein wachsames Auge auf die Alte Dame haben.

Zwar lässt Dardai ihn in den aktuellen Vorbereitungsmatches von Beginn an ran, doch auch Christian Früchtl darf auf der Asien-Tour der Bayern zwischen den Pfosten stehen. Das bedeutet jedoch noch lange nicht, dass Manuel Neuer sich jetzt Sorgen um seinen Stammplatz machen muss.

Yuning Zhang: Als Leihe von West Brom zu Werder

Wo wir gerade über Marketing sprechen: Hat Werder seinen Presseraum bereits für den Ansturm der chinesischen Journalisten ausgebaut? Für mehr Wirbel wird der Stoßstürmer, der für Vitesse Arnheim magere 3 Mal getroffen hat, nicht sorgen.

Zhang kommt zur Leihe von West Bromwich Albion, die ihn wiederum gerade erst aus den Niederlanden verpflichtet haben. Er wird – trotz des Fehlens eines wendigen Mittelstürmers im Kader der Bremer – keinen Unterschied machen können. Zu sehr ist das Spiel auf Kruse und Bartels, als aus der Tiefe kommende Kettenbrecher, ausgelegt.

Den Cut für diese Liste nicht ganz geschafft: Matthias Ginter.