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Drogen

Studie ergibt, dass Alkohol schädlicher ist als Cannabis

Trotzdem warnen die Forscher vor zu viel Euphorie.
Symbolfoto: Imago | Enters

Cannabis ist in Deutschland verboten, Alkohol erlaubt. "Weil Cannabis eine illegale Droge ist", hatte Drogenbeauftragte Marlene Mortler mal dazu erklärt. Cannabis ist also verboten, weil's verboten ist. Mortler offenbarte mit diesem Satz aber auch, dass der Streit um die Legalisierung von Cannabis, die diese Woche wieder im Bundestag debattiert wird, noch immer ideologisch aufgeladen ist. Auf Fakten stützt sich in dieser Debatte, in der auch Maßkrug-Trinker und Rotwein-Freunde mitdiskutieren, kaum jemand. Dabei liegen über Cannabis immer mehr wissenschaftliche Untersuchungen vor. Eine aktuelle Studie aus den USA hat etwa ergeben, dass Cannabis "keinen Einfluss auf die Hirnstruktur" habe – im Gegensatz zu Alkohol. Die Forscher der University of Colorado Boulder verglichen dafür die Auswirkungen von Cannabis auf das Gehirn mit denen von Alkohol. Für die im Fachmagazin Addiction veröffentlichte Studie wurden 853 Hirnscans von Erwachsenen und 439 Scans von Jugendlichen ausgewertet. Alkohol soll demnach, anders als Marihuana, das Volumen der weißen als auch grauen Hirnsubstanz reduzieren. Die graue Substanz steuert die Gehirnfunktion, die weiße die Kommunikation zwischen den Nerven im Gehirn. "Während Marihuana auch einige negative Folgen haben kann, sind die definitiv nicht so ausgeprägt wie die negativen Folgen von Alkohol", sagte Co-Autor Kent Hutchison der Medical News Today.

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Hutchison und seine Kollegen wollten mit der Studie ein Loch schließen. "Über Alkohol wissen wir seit Jahrzehnten, dass er für das Gehirn schlecht ist", so Hutchison. In der Cannabis-Forschung gebe es seit Jahren hingegen unterschiedliche Forschungsergebnisse. "Eine Studie berichtet, dass der Marihuana-Konsum mit einer Verringerung des Volumens des Hippocampus zusammenhängt", so Hutchison. "Die nächste Studie sagt, der Gebrauch von Marihuana bezieht sich auf Veränderungen im Kleinhirn." Laut Hutchison habe es bisher in all diesen Studien keine Übereinstimmungen hinsichtlich der tatsächlichen Gehirnstrukturen gegeben. Das liegt nun vor.

Forschungen rund um Cannabis sind in Deutschland noch immer selten. Erst gerade stieg die Düsseldorfer Heinrich-Heine-Universität aus einem Modellprojekt der Stadt aus, die den legalen Konsum von Cannabis ermöglichen soll. Der Uni gab es zu wenig Planungssicherheit, weil ein ähnliches Projekt in Münster nach der Ablehnung des Antrags durch das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) gescheitert war. Die Studie der Forscher der University of Colorado Boulder könnte vielleicht auch in Deutschland einige Politiker zum Umdenken bewegen.

Die Forscher aus Colorado warnen aber vor zu viel Euphorie. Vor allem über die positiven Auswirkungen von Cannabis müsse laut Hutchison noch weiter geforscht werden: "Über Cannabis wissen wir so wenig."

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