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Sex

Eine Schwangere wird von einem Jobcenter in Deutschland aufgefordert, ihre Sexpartner aufzulisten

"Während der gesetzlichen Empfängniszeit habe ich mit folgenden Männern Geschlechtsverkehr gehabt. (Name, Vorname, Geburtsdatum)"

Klopf, klopf. Post von der Arbeitsagentur. Im Briefumschlag ein Fragebogen, der folgendermaßen beginnt: "Während der gesetzlichen Empfängniszeit habe ich mit folgenden Männern Geschlechtsverkehr gehabt. (Name, Vorname, Geburtsdatum)".

Darunter, fein säuberlich nummeriert, drei Zeilen, in denen die Empfängerin des Briefs die Männer auflisten soll, mit denen sie im Bett war. So ähnlich wie in einem nicht jugendfreiem Poesiealbum. (Warum das Jobcenter allerdings davon ausgeht, dass es zwischen einer und drei Personen gewesen sein sollen, erschließt sich aus dem Fragebogen nicht.)

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Liebe @Bundesagentur das ist doch wohl nicht echt oder? pic.twitter.com/CWsPV9fIAK
— Alkadis (@Alkadis) 24. Oktober 2016

Jetzt steht fest: Ein besonders gewissenhafter Mitarbeiter der Arbeitsagentur in Niedersachsen hat diesen "Zusatzfragebogen ungeborene Kinder" eigenhändig entworfen und mit dem Logo der Arbeitsagentur versehen. Damit wollte er den unbekannten Kindesvater einer Hartz-IV-Empfängerin ermitteln. Weitere Frage: "Sofern keine Angaben zum Kindesvater gemacht werden können, bitte Gründe dafür ausführlich und nachvollziehbar darzulegen."

Nachdem der Anwalt der Empfängerin den Fragebogen Ende vergangener Woche auf dem Blog Hartz IV Widerspruch veröffentlicht hatte, fiel dem Chef des überneugierigen Mitarbeiters allerdings auch auf, dass das eine ziemliche Kackidee war. Er entschuldigte sich öffentlich bei der Betroffenen. Ob von Herzen, oder vor Shitstorm-Angst, wissen wir nicht.

Presseinfo des Jobcenters Stade: Geschäftsführer entschuldigt sich wegen unzulässigem Fragebogen pic.twitter.com/d21OESWc7y
— Agentur für Arbeit (@Bundesagentur) 25. Oktober 2016

"Ich bin entsetzt, dass dieser Bogen überhaupt unser Haus verlassen hat", erklärte der Jobcenter-Geschäftsführer Friedhelm Keiser am Dienstag. "Solche persönlichen Fragen dürfen wir nicht stellen."

Richtig erkannt: Den Staat geht das nichts an. Aber beim zweiten Nachdenken fänden wir solche Fragebögen für den Privatgebrauch gar nicht so schlecht. So bliebe in der persönlichen Vögelbilanz kein Geschlechtspartner aufgrund seiner mittelmäßigen Performance vergessen. Und wenn doch, könnten wir zumindest "ausführlich und nachvollziehbar" begründen, warum: 1. Filmriss, 2. wenig überzeugende Leistung, 3. reuebedingte Amnesie am nächsten Morgen. Allerdings bräuchte man mehr als drei Zeilen für die Angaben.

Falls der Staat unser privates Erinnerungsvermögen unterstützt, haben wir allerdings Angst, wohin das führen könnte. Post von der gesetzlichen Krankenkasse: "Bitte geben Sie Stellungen und Datum an, in denen Sie im letzten Kalendermonat Sex hatten". Post vom Finanzamt: "Im letzten Monat habe ich für folgende sinnlose Dinge Geld rausgehauen." Post von der GEZ: "Statt des öffentlich-rechtlichen Programms habe ich folgende bescheuerte YouTube-Videos angeschaut."