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The Sprinkles of the Sandman Issue

Death Metal

Wer sich nach dem Tod verbrennen lässt und ein künstliches Hüftgelenk trägt, der wird ohne Hüftgelenk in der Urne landen. Die Urnen sind zu klein, es würde klappern. Deswegen werden sie recycelt.

Habt ihr euch schon mal gefragt, was mit euren, noch hypothetischen, künstlichen Hüftgelenken passiert, wenn ihr irgendwann mal tot seid und euch verbrennen lassen wollt? Diese kleinen Hightech-Wunderwerke bleiben nämlich übrig, wenn ihr in einem Hochleistungsofen wieder zu dem Staub werdet, aus dem ihr ja bekanntlich auch gekommen seid. In Karlsruhe gibt es eine Firma, die kümmert sich darum. Die Firma heißt MSP, das bedeutet Metall Service Pedack. Der Chef der Firma heißt Uwe Pedack, und er hatte die Idee mit den Hüftgelenken, weil die aus wertvollem Titan und Stelit gemacht sind. Wer sich nach dem Tod verbrennen lässt und ein künstliches Hüftgelenk trägt, der wird ohne Hüftgelenk in der Urne landen. Die Urnen sind zu klein, es würde klappern. Die Menschen werden, sind sie tot und wünschen sich das, bei fast 1.000 Grad in den Krematoriumsofen geschoben, da bleibt nur Asche und Hüftgelenke und Zahnfüllungen übrig. Die Asche fällt durch ein Sieb und wird in die Urne gefüllt, die Metallteile bekommt z. B. MSP. Man kann sich das vor dem Tod natürlich wünschen und man kann sich auch wünschen, dass das Geld, das damit verdient wird, dem deutschen Kinderhilfswerk gespendet wird. Um dieses Geschäft buhlen jetzt schon mehrere Recyclingfirmen. Die größte ist in Holland, die agieren weltweit, die Hüftgelenke kommen per Post oder Kurierversand, MSP kommt aber noch ganz persönlich mit dem Lastwagen im Krematorium vorbei. Dann werden die Metallteile (ausgesondert werden später Sargnägel und Sarggriffe) in neutrale Container verpackt und nach Karlsruhe gefahren. „Die ganze Hüftgelenksache machen wir in dieser Halle, dem Aussortierraum, das ist getrennt von den anderen Sachen, die wir recyceln,“ sagt Herr Künzel, der dafür zuständig ist, dass verschiedene Hüftgelenke aus verschiedenen Materialien in verschiedenfarbigen Tonnen landen. Dann wird alles in „neutralen Containern“ weitergeschickt, das kann nach England oder Schweden sein, wo auch immer die Endverwerterfirma sitzt. Die haben dann noch heißere Öfen, die Legierungen schmelzen nämlich erst bei ca. 1.700 Grad. Und dann wird daraus ein Granulat gemacht, aus dem man wieder neue Titansachen machen kann, also Satelliten, Raumschiffe, Rennräder oder eben wieder Hüftgelenke.