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Campus, Sex und Ravioli

Warum das Leben Mitte 20 doch nicht beschissen ist

Einige Leser waren nach meinem Artikel, weshalb das Leben Mitte 20 manchmal beschissen ist, ein wenig deprimiert. Aber mit ,manchmal' meine ich, dass es auch ganz viele Dinge gibt, die toll sind.

Foto von Jennifer Medina.

Mir ist schon klar, dass das Leben Mitte 20 nicht generell beschissen ist. Daher hieß der Artikel, den ich letzte Woche geschrieben habe auch, warum das Leben mitte 20 manchmal beschissen ist. Der Artikel selbst ist in einem Moment des Welthasses entstanden, da schreibt man sich eben von der Seele, was von der Seele geschrieben werden muss. Und das ist nicht, wie toll manchmal das Leben ist, sondern das sind dann eben die Dinge, die nicht so gut laufen. Ich habe über das Wochenende unglaublich viel Feedback zum Artikel bekommen, viele waren meiner Meinung, ein paar andere nicht so ganz.

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Per Mail, auf Twitter und Facebook habt ihr mir eure Meinungen geschrieben (und zum Teil gegeigt)—was ich natürlich niemandem vorenthalten möchte. Einige Antworten waren kurze ausdrucksstarke Sätze („Ich liebe dich" oder „Heulsuse des Monats"), andere viele Seiten lang. Bei den langen Texten habe ich jeweils den Anlass für den Gegenbeitrag und die wichtigste Aussage aus dem Beitrag rausgesucht. Hier also, weshalb das Leben Mitte 20 nicht beschissen ist, ob es in Zukunft besser wird und was mit den „Frauen in unserer Generation falsch läuft".

Ich bedanke mich für jegleiches Feedback und hoffe, ich bin nächste Woche weder völlig abgehoben noch tot.

Sven unter dem Artikel:

Christian unter dem Artikel:

Alexander per Mail:

Weshalb er das Bedürnis hat mir zu schreiben:

„Es ist nur ein Versuch, Ihr Auskotzen (nicht negativ wertend gemeint, Sie haben es selbst als solches bezeichnet) ein wenig in Perspektive zu setzen—und Ihnen vielleicht die Haare dabei zurück zu halten."

Es folgt ein mehrseitiges PDF, aus dem ich euch die wichtigsten Stellen hier reinkopiert habe:

„Die Mid-Twenties Crisis, wie sie inzwischen betitelt ist, ist ein Phänomen, das Personen noch nie zuvor getroffen hat. Noch nie zuvor waren wir so vernetzt, konnten uns über unseren Freundeskreis hinaus vergleichen. Noch nie zuvor waren die Ansprüche so hoch. Noch nie konnten wir von konstanten Informationen überflutet werden. In einer Ära der Privilegien, fühlen wir uns unterprivilegiert. Die Erwartungen, akademisch wie persönlich, sind erschlagend—aber nicht unerfüllbar. Es ist eine Sache der Balance.

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Der Besinnung auf den Moment, wo man die Sorgen des 21. Jahrhunderts ablegt und kurzzeitig wieder nur seine Sinne ist. Klang, Geschmack et cetera. Der Besinnung auf die Freuden die einem zur Verfügung stehen. Es muss nicht mehr eine 8 stündige Fortgehorgie sein, die mit peinlichen Fotos und einem Erwachen neben der Kloschüssel endet. Die Option besteht, manchmal zumindest. Aber manchmal ist es halt nur das eine Bier. Die Besinnung auf die Möglichkeiten die wir haben—selbstverständlich auch die Besinnung auf jene Möglichkeiten, die wir nie wahrgenommen haben, nie wahrnehmen werden. Und dann schlägt das Alter zu—und wer weiß wo er (sie) steht, der weiß den Schlag abzufangen.

Und wenn Stressgefühle und Arbeitszwang den Menschen zu überwältigen drohen, dann muss der/die Vernunftbegabte sich auch dazu zwingen können, alle Pflichten, noch so drängend, ungetan und halbvollendet, stehen und auch liegen zu lassen, sich an den Herd zu stellen, ein Glas Wein einzuschenken, um dem Hedonismus freien Lauf zu lassen—das war jetzt die schöne Art, YOLO zu sagen."

Armin Wolf auf Twitter:

Was bin ich froh,dass ich nicht 24 bin wie @HHumorlos: http://t.co/vS7xNg1cEc Es muss schrecklich gewesen sein (weiß nimmer, zu lange her).
— Armin Wolf (@ArminWolf) 4. September 2014

Diana per Mail:

Weshalb sie das Bedürnis hat mir zu schreiben:

"Nachdem mich dein Artikel ,warum das Leben Mitte 20 manchmal beschissen ist' ziemlich deprimiert hat, weil er sich in eine Reihe von Berichten einordnet, die uns jungen Menschen sagen, dass unser Alter beschissen ist, hab ich mir gedacht, ich schreibe eine kleine Gegendarstellung für meine ebenso deprimierten Freunde. Vielleicht hilft er dir ja auch über die Quarterlifecrisis hinweg."

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Es folgt ein mehrseitiges PDF, aus dem ich euch die wichtigsten Stellen hier reinkopiert habe:

„Was ich damit sagen will: Leute, akzeptiert wer ihr seid, wo ihr gerade seid und ändert etwas daran, wenn ihr es wirklich nicht aushaltet! Aber über jede Kleinigkeit zu jammern, führt zu gar nichts außer Gastritis und das sollten wir unseren jungen und schönen Körpern nun wirklich nicht antun."

Maverick per Facebook-Privatnachricht:

Andrew per Mail:

Weshalb er das Bedürnis hat mir zu schreiben:

„Ich habe vorhin den Artikel: ,Warum das Leben Mitte 20 manchmal beschissen ist' gelesen und mir gedacht, wieso so destruktiv? Ich habe das als Anlass genommen, die Dinge von einer anderen Seite zu beleuchten. Ich schätze ihr bekommt viel Senf und ich bin froh, dass ich nicht alles sehen muss."

Es folgt ein mehrseitiges PDF, aus dem ich euch die wichtigsten Stellen hier reinkopiert habe:

„Was haben wir—die studierenden Mittelschichtskinder mit vielen Chancen und einem österreichischen Pass—Mitte 20 also? Eine gute Zeit und offene Türen.

Pizza, Couch, Jogginghose! Wo kommen wir denn da hin? Sich das an einem langen Tag mit Uni und Arbeit zu erlauben ist schon sehr mutig. Man könnte ja jetzt auch noch ein bisschen mit Leuchtstift in den Texten der Frankfurter Schule herumfahren, einen Green-­Smoothie mixen oder ein paar Sit-­Ups machen. Sich auf Tinder degradieren zu lassen wäre jedenfalls die schlechteste Wahl. Das Leben ist Hart Mitte 20, wenn man alles kann aber nichts muss."

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Thomas per Twitter:

@HHumorlos Werte Hanna Herbst - ihr Beitrag hatte es mir so angetan, dass ich gestattete, einen eigenen, nur als Kontrast, zu verfassen. (1)
— offen gesagt (@tlwoffengesagt) 5. September 2014

Hier der dazugehörige Artikel.

Was sagt das alles jetzt? Gut, offensichtlich bin ich nicht überlebensfähig, durchschnittlich und keine Astronautin—und offenbar bin ich nicht die einzige, der es so geht. Durch so einen Artikel zu merken, wie vielen es ähnlich geht, ist zwar einerseits traurig, aber es macht mich auch sehr glücklich, weil es zeigt, dass viele in unserer Generation mit den selben Problemen kämpfen. Alleine das Wissen, dass es so ist, macht es vielleicht ein wenig einfacher, sich nicht jedes Mal über all die Dinge aufregen zu müssen, die uns nerven, weil sie jetzt mehr oder weniger ausgesprochen sind. Weil uns bewusst ist, dass sie (nicht nur bei uns selbst) vorhanden sind und der Hass somit ein bisschen abgelassen ist. Wir werden nie wieder in diesem Alter sein und wahrscheinlich auch nie wieder so frei sein wie jetzt. Das ist ein Grund, glücklich zu sein, aber kein Grund, nicht manchmal auch gewissen Dinge beschissen zu finden. Und jetzt zurück ins Hamsterrad.

Hanna mal glücklich mal unglücklich auf Twitter: @hhumorlos.