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Ein Mann mit Joker-Maske hat damit gedroht, „jede Woche einen Araber“ zu töten

In Bezug auf die Anschläge von Paris hat ein maskierter Mann angekündigt, in der kanadischen Provinz Québec Araber zu töten. Islamophobie findet dort aber auch so immer mehr Anklang.

Die Polizei von Montreal beschäftigt sich derzeit mit einem unheimlichen Video, in dem ein Mann zu sehen ist, der eine Joker-Maske trägt und damit droht, „jede Woche einen Araber" zu töten.

„Ab nächster Woche wird es Morde in ganz Québec geben", sagt er mit einem Québecer Dialekt. Im Hintergrund hört man ein Baby schreien. „Wir werden sie alle eliminieren—einen nach dem anderen. Der Islam hat uns jetzt genug Schaden zugefügt." Das Video wurde inzwischen wieder gelöscht.

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In Bezug auf die Terroranschläge von Paris behauptet der unbekannte Mann, dass er schon mehr als zehn Mitstreiter für sein verbrecherisches Vorhaben gefunden hat. „Ich werde jede Woche eine Kugel in den Kopf eines Arabers jagen. Das Ganze wird nächste Woche losgehen", meint er und hält dabei eine Pistole in die Kamera. Es ist jedoch nicht geklärt, ob diese Pistole echt ist oder nicht. „Und ich meine es wirklich ernst."

Laurent Gingras, der Pressesprecher der Polizei von Montreal, meinte gegenüber VICE News, dass die Beamten erst noch herausfinden müssten, ob der Mann überhaupt unter ihre Zuständigkeit fällt. „Wenn man in den sozialen Netzwerken oder im Internet solche Drohungen ausspricht, dann wird man im echten Leben mit ernsthaften Konsequenzen rechnen müssen. Unsere Strafgesetze machen es uns möglich, solche Leute vor Gericht zu bringen", sagte Gingras.

Die Polizei der kanadischen Provinz Québec hat laufende Ermittlungen bis jetzt weder bestätigt noch dementiert. VICE News erhielt jedoch die Information, dass die Beamten dort aufgrund des Videos kontaktiert wurden. „Alle Beschwerden werden genauestens überprüft und ernst genommen", meinte Mélanie Desmarais, die Pressesprecherin der Sûreté du Québec.

Adil Charkaoui, ein Imam und der Vorsitzende des Québecer Kollektivs gegen Islamophobie (CQCI), verurteilte das Video auf der Facebook-Seite des Kollektivs. „Wir vom CQCI bitten die Öffentlichkeit darum, Ruhe zu bewahren, die Angst nicht Überhand nehmen zu lassen und jegliches verdächtiges Verhalten sofort bei den Behörden zu melden", schrieb er.

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„Wir wissen nicht genau, ob es sich hier nur um einen Scherz handelt und wir das Ganze auf die leichte Schulter nehmen können", sagte Charkaoui in einem Interview. In Anbetracht der aktuellen Ereignisse entschied sich seine Gruppierung jedoch dazu, die Behörden mit einzubeziehen.

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Die potenzielle Gefahr kommt natürlich genau dann, wenn die Islamophobie in Kanada sowieso schon neue Höhen erreicht. Erst vor Kurzem wurde eine Moschee in der Stadt Peterborough angezündet, eine Muslima in Toronto angegriffen und eine Reihe anderer Drohbotschaften und Belästigungen zur Anzeige gebracht.

In der Provinz Québec, wo die Verbindung zu Frankreich am stärksten ist und die Diskussion über eine vorgeschlagene Charta der säkularen Werte die religiösen Spannungen nur noch weiter angeheizt hat, fällt die Reaktion besonders extrem aus.

Auf einer Facebook-Seite des Pegida-Ablegers von Québec können besonders hasserfüllte Kommentare gelesen werden. Ein User postete dabei zum Beispiel eine Liste aller Moscheen in und um Montreal und forderte die Leute zum „Handeln" auf. Pegida distanzierte sich letztendlich von besagtem User und der Eintrag wurde wieder gelöscht.

Flüchtlingsfeindliche Gedanken finden im Osten Kanadas ebenfalls immer mehr Zuspruch und eine Gruppierung aus Québec hat deswegen eine Petition gestartet, die sich gegen den Plan von Premierminister Justin Trudeau richtet, 25.000 syrische Flüchtlinge aufzunehmen. „Diese Menschen reinzulassen, ist unvernünftig und gefährlich—sowohl kurzfristig als auch langfristig gesehen", schrieb einer der Unterstützer. „Die wollen doch nur bei uns einmarschieren, um hier einen islamischen Staat aufzubauen", meinte ein anderer. Bis dato haben mehr als 70.000 Menschen die Petition unterschrieben.

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Das Ganze wurde mit einer Pro-Flüchtlinge-Petition gekontert, die inzwischen knapp 48.000 Unterschriften verzeichnen kann.

Hanadi Saad, die Gründerin der Frauenhilfsgruppe Justice Femme, meinte, dass man die Probleme unnötig aufblasen würde. „Man hat den Eindruck, als ob hier ein Krieg erklärt wurde. Wir bringen alles durcheinander."

Saad zufolge musste sich ihre Organisation seit den Anschlägen von Paris mit einem Anstieg an gemeldeten islamophob-motivierten Angriffen auseinandersetzen. „Die Leute haben eine Riesenangst", sagte sie.

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Die Frauen, die sich bei Saad melden, erzählen ihr davon, wie sie sowohl auf der Straße als auch online belästigt werden. Einige erhalten sogar Morddrohungen. „Ich habe das Gefühl, hier viele Brandherde löschen zu müssen", meinte Saad. Dann fügte sie noch hinzu, dass die Beschwerden, die bei ihr ankommen, oftmals nicht an die Polizei weitergeleitet würden, weil der Eindruck vorherrscht, dass die Behörden diese nicht ernst nehmen.

„Einige Polizisten haben immer noch keine Ahnung, wie man mit solchen Fällen umzugehen hat. Es ist jedoch dringend nötig, dass man Leute dazu abstellt, sich mit dieser Sache zu beschäftigen."

Zwar wurde das am Anfang erwähnte Drohvideo Charkaoui zufolge angemessen untersucht, aber er ist trotzdem weiterhin der Meinung, dass die Polizei ein besseres Verständnis dafür entwickeln muss, was ein Hassverbrechen ausmacht—und dementsprechend ist auch eine eigene Abteilung für diese Art der Kriminalität vonnöten.

Laut Charkaoui nimmt die Polizei die Beschwerden zwar auf, beachtet dann aber nicht die ethnische und religiöse Diskrimierung, die sie von anderen Gewalttaten oder Belästigungen unterscheiden. „Der Aspekt des Hassverbrechens wird einfach ignoriert", meinte der Imam gegenüber VICE News. „Wir brauchen eine bessere Ausbildung oder ein erhöhtes Bewusstsein, denn hier handelt es sich nicht um alltägliche Kriminalität."