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Drogen

Darauf solltest du achten, wenn du Gras auf der Straße kaufst

Lakritze, Druffis, Taschenspielertricks: Was ich aus meinen Fehlern beim Weed-Kauf gelernt habe.
Symbolbild: Wie man Gras auf der Straße bekommt
Symbolfoto: IMAGO / STTP

Mittlerweile darf ich mein Weed aus medizinischen Gründen in der Apotheke kaufen, aber bis dahin war es ein langer Weg. Früher war ich, wie die meisten Patienten und Freizeitkonsumenten, auf den Schwarzmarkt angewiesen. Dort, wo es weder Belege noch ein 14-tägiges Umtauschrecht gibt, herrschen eigene Regeln.

Wer nicht über eine stabile Connection verfügt, landet selbst in einer Stadt wie Berlin früher oder später auf der Straße, um Gras zu kaufen. Als Vielreisender war die internationale Straßenszene für mich im Ausland meist die einzige Option, schnell an meine damals auch für mich noch illegale Medizin zu kommen.

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Auf der Straße zahlt man nicht nur mehr als den ortsüblichen Preis, sondern oft noch eine Menge Lehrgeld. Habe ich auch getan. Das habe ich gelernt:

  1. Nicht die Katze im Sack kaufen

Paris. Die geschmuggelten drei Gramm aus Amsterdam sind alle. Vor dem Quartier des Halles bietet mir ein Typ "Zero Asch" an. Ich bin interessiert. Wir ziehen uns ein paar Meter zurück, er baut einen kleinen Joint, von dem ich ziehen darf. Das Zeug ist ganz OK und ich will ein Stück für 50 Franc kaufen. Er hat nur abgepackte Hundert-Franc-Pieces, von denen ich mir sogar eins aussuchen darf. Da alle genau so aussehen wie das eben gerauchte, entscheide ich mich für das mittlere der drei Tütchen.

Als der Typ weg ist, will ich mir einen bauen und öffne die Tüte. Es riecht nach Essig. Ich fluche. Ich habe drei Gramm eingefärbten Fensterkitt gekauft, der genauso aussieht wie der Grüne Marokkaner, den ich noch in der Blutbahn habe. Im weiteren Verlauf der Reise konnte ich auf Barcelonas ehemaliger Haschmeile, der Ramblas, den Kauf derselben Menge Lakritze, die eigentlich "Super Afghani" sein sollte, durch eine Geruchsprobe vermeiden.

Doch einmal beim Betrügen ertappt erweisen sich Straßenticker nicht immer als reumütige Geschäftsleute, deshalb sollte man:

  1. Kein Fass aufmachen

Stress, Drohgebärden oder gar Handgreiflichkeiten helfen nicht, sondern machen höchstens Dritte auf das illegale Treiben aufmerksam. Ist man noch im Besitz des Geldes, gilt es, selbstbewusst und freundlich darauf hinzuweisen, dass man den Betrugsversuch mitbekommen hat. Entweder der Typ rückt ab oder—ob der unangenehmen Situation—endlich das raus, wonach man wirklich sucht. Ist man das Geld schon los, ist der Erfahrungsschatz gewachsen. Jammern hilft wenig, die Polizei in so einem Falle noch weniger.

  1. Nicht hektisch werden

Die unsichere Situation wird von Verkäufern gerne genutzt, um Hektik zu verbreiten. Beide Seiten wissen: Je schneller der Deal vonstatten geht, desto unwahrscheinlicher ist es, dass etwas schiefläuft. Diese Tatsache nutzen Verkäufer gern, um während der Übergabe Stress und Hektik zu verbreiten. Mit ein wenig zur Schau getragener Hektik umgeht er lästige Nachfragen ("Das ist aber wenig, kannste mir nicht ein bisschen mehr geben?") oder die genauere Begutachtung des eben erworbenen Krauts. Steht wirklich eine Polizeikontrolle an, merkt es der Verkäufer entweder nicht oder fädelt den Deal erst gar nicht ein. Alles andere ist Show.

  1. Nicht den Helden spielen

Jamaika, meine erste große Reise. Nacht eins auf der Insel und ich möchte im Hotelzimmer noch einen rauchen. "Jamaika, no problem, wenn's um Weed geht", denke ich. Schließlich riecht es an jeder Ecke nach Ganja. Ich glaube, das Spielchen zu kennen, und sage erst beim vierten "Psst-Ganja" endlich Ja, weil der Typ sympathisch aussieht und der Erste ist, der mir im gleichen Atemzug nicht auch noch Koks oder Crack anbietet.

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Ich entscheide mich, für umgerechnet fünf Euro zu kaufen. Eigentlich ist mir egal, ob ich beschissen werde, Hauptsache, ich bekomme für den Fünfer noch ein wenig Medizin. Er bittet mich in eine ruhige Ecke und zieht ein Messer. 30 Sekunden später bin ich nicht nur den kleinen Schein, sondern auch 50 Dollar Bargeld und die Hälfte meiner Traveller Cheques los. Ich haue frustriert ab und trinke zwei Bier in der nächsten Bar.

Sobald Gewalt, gefährliche Gegenstände oder Waffen ins Spiel kommen, sollte man nicht an den drohenden Verlust denken, sondern alles rausrücken und einfach abhauen. Nach dem Vorfall habe ich immer einen Freund zum Kauf mitgenommen und dunkle Gassen sowie unübersichtliche Plätze beim Straßenkauf gemieden.

  1. Immer Handeln

Wer auf der Straße Gras verkauft, ist das letzte und schwächste Glied einer langen Kette, bei der jeder zuvor auf einen möglichst hohen Gewinn aus ist. Um den Görlitzer Park herum gehört "Nachlegen" zum guten Ton. Wer nicht mindestens zweimal nach mehr fragt, bekommt weniger als das Gegenüber eigentlich bereit wäre zu geben.

  1. Keinen geklauten Nutzhanf kaufen

Kommt in Deutschland nicht nur beim Straßenverkauf vor: Geklaute Nutzhanfpflanzen werden von skrupellosen Dieben getrocknet, beschnitten und als Gras verkauft. Hier hilft nur eine genaue optische Begutachtung. Bei Nutzhanf sind, anders als bei potenten Hanfsorten, mit bloßem Auge so gut wie keine THC-Kristalle zu erkennen. Zudem riecht es mal mehr, mal weniger nach Heu.

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  1. Nicht bei Druffis kaufen

Typen, die offensichtlich auf Koks, Speed, H oder Alk sind, waren für mich immer absolut tabu. Beim Kauf von ein paar Gramm Gras kann man den Drogenkonsum des Verkäufers eben nicht mitfinanzieren, ohne beschissen zu werden. Außerdem widerspricht ein solches Auftreten dem Grundprinzip der Unauffälligkeit. Wer offensichtlich unter Drogen steht und sie gleichzeitig öffentlich vertickt, zieht Ungemach an wie das Licht die Motten.

  1. Blickkontakt suchen

Straßendealer machen keine laute Werbung. Sie flüstern: "Psst, Yo, Bro, Weed, Smoke, Dope (Ha)sch..sch..sch, Coke ". Wenn ich auf der Straße kaufen musste, bin ich nicht zu den lautesten gegangen, sondern zu jenen, bei denen ein kurzer Blickkontakt ausreicht, um zu wissen, was Sache ist.

  1. Nicht vor Ort testen

Wo öffentlich Gras verkauft wird, ist das Gesetz meist nicht weit weg. Ist die illegale Übergabe geglückt, fordern Kiffer ihr Glück immer wieder gerne heraus, indem sie fünf Meter weiter einen Joint drehen und in die Runde geben, die zum Weedkauf zusammengelegt hat. Egal, ob man eben Grütze oder Super-Weed gekauft hat, das Geschäft lässt sich ohnehin nicht rückgängig machen und das öffentliche Gekiffe ist an solchen Orten noch gefährlicher als anderswo.

Im Görlitzer Park in Berlin hat das mittlerweile harte Konsequenzen. Der Berliner Innensenator Henkel setzte die "Geringe Menge"-Regelung hier außer Kraft. Wegen eines halben Gramms kann es nun zum Strafverfahren kommen.

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  1. Aufpassen bei Barem fürs Taxi und anderen Taschenspielertricks

Tunis. Ich kaufe für fünf Euro Hasch auf der Straße und bin ganz zufrieden. Ich frage nach mehr, will für einen Fuffi kaufen. Das soll mich zehn Euro für ein Taxi kosten, mit dem der Typ zum Dealer fahren muss, weil er angeblich selbst nicht so viel dabei hat. Auf den Trick war ich schon ein Jahr zuvor in Marokko reingefallen. Ich lehne dankend ab. Denn zehn Euro sind in solchen Ländern mehr, als der Dealer beim Verkauf von 100 Gramm verdienen würde. Auch in Deutschland versuchen es die Händler häufig mit Tricks, um einem irgendwie das Geld aus der Tasche zu ziehen. Deshalb gebt kein Geld her, bevor ihr das Gras habt.

  1. Auf Wertsachen aufpassen

In solchen Situationen trage ich neben dem Weed auch meine Wertsachen eng am Körper, oder lasse sie mit Ausnahme des zum Kauf notwendigen Bargelds gleich im Hotel.

  1. Nicht mit dem Auto zum Kaufen fahren

Stichwort Verkehrskontrolle. Im Umfeld von öffentlichen Drogenumschlagplätzen sind Verkehrskontrollen auf Drogenkonsum und -besitz oft Teil der so genannten "Gefahrenabwehr". Viele riskieren ihren Führerschein, weil sie stoned oder mit Rest-THC im Blut Gras kaufen fahren. Stoned zu fahren, ist nicht nur gefährlich für den Führerschein. Es ist genauso verantwortungslos, wie betrunken zu fahren.

  1. Den Personalausweis nicht vergessen

Wird man trotzdem ertappt, spart das Mitführen des Personalausweises meist viel Zeit.

Fazit:

Mittlerweile bin ich zwar nicht mehr auf den Schwarzmarkt angewiesen, aber Millionen vom Menschen bleibt die oft entwürdigende und gefährliche Prozedur nicht erspart. Mit diesem Artikel soll niemand animiert werden, auf der Straße oder anderswo illegal Cannabis zu kaufen. Die Geschichte des Cannabis-Verbots hat gezeigt, dass ein regulierter Cannabis-Markt Jugend- und Verbraucherschutz viel besser gewährleisten kann als ein Verbot und dessen Durchsetzung mit repressiven Maßnahmen. Um das zu vermitteln, will ich aufklären, nicht anstiften und zitiere gerne den Sozialwissenschaftler Günter Amendt:

"Abstinenz als subjektive Entscheidung eines Menschen ist zu respektieren, auch als Gruppenentscheidung etwa einer Religionsgemeinschaft. Als gesellschaftliche Zielvorstellung aber ist Abstinenz Ausdruck einer totalitären Phantasie."