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Sex

Ich bin eine erfolgreiche Frau im Finanzsektor und gebe mein Geld für Prostituierte aus

Sam Johnson arbeitet in einem der profiliertesten Geschäftszweige ihres Landes, verbringt ihre Freizeit aber gerne in einem anderen.

Torontos Bankenviertel Ich bin eine Frau, Mitte 40, lebe in einer gleichgeschlechtlichen Partnerschaft und leide unter dem gleichen Problem wie viele andere Beziehungspartner da draußen: Unser Sexleben ist quasi tot. Alles andere könnte allerdings nicht besser sein. Ich arbeite auf der Bay Street in Toronto, Kanada, und bin eine anerkannte Koryphäe in meinem Betätigungsfeld. Letztes Jahr habe ich damit angefangen, die Dienste von Escort-Agenturen in Anspruch zu nehmen, und ich muss sagen, dass ich meine Kundinnenrolle dort mittlerweile liebe.

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Der Anfang war allerdings alles andere als großartig. Es brauchte etwa sechs Monate Recherche, bevor ich mich für ein erstes Treffen entschied. Es gibt zwar eine Menge Agenturen, die auf Männer oder Heteropaare spezialisiert sind, aber Anbieter zu finden, die explizit mit Frauen zusammenarbeiten und dann auch noch meine Vorlieben bedienen, stellte sich als unglaublich schwer heraus. Ich würde mich selbst als unglaublich wählerische Person bezeichnen. Natürlich sind wir das zu einem gewissen Grad alle, aber ich bin schon sehr pingelig. Ich bevorzuge eine reife Frau, die etwas von der Welt gesehen hat, die sich zu benehmen weiß, die selbstbewusst ist und gute Manieren hat. Im Grunde suche ich nicht nur eine intelligente Frau, sondern eine elegante und gebildete Frau, die an meiner Seite nicht besonders auffällt.

Für die erste Dienstleisterin, die ich traf, buchte ich ein Hotelzimmer und wartete dort geduldig, bis sie endlich mit zwei Stunden Verspätung auftauchte. Wie sich herausstellte, hatte sie keinerlei Manieren und war rücksichtslos. Als sie reingeplatzt kam, hatte sie einen Rucksack auf. Innerhalb von 30 Minuten war die komplette Angelegenheit dann auch schon erledigt. Nachdem sie wieder weg war, fiel mir auf, dass sie die teure Flasche Wein eingesteckt hatte, die ich für diese spezielle Gelegenheit gekauft hatte—mit dem Wein war auch das Essen verschwunden, das ich bestellt hatte. Sie hatte zwar nach beidem gefragt—sie hatte die Sachen also nicht einfach geklaut—, aber ich fand ihr Verhalten extrem unverschämt.

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Ich habe früher keine wirkliche Meinung zu Sexarbeit gehabt und eigentlich war mir das Thema auch lange Zeit einfach egal gewesen. Ich meine das in keiner Weise abfällig, aber die Sache spielte in meinem Leben einfach keine wirkliche Rolle. Das sollte sich erst ändern, als ich Lisbeth traf—die erste Dienstleisterin, die mir fast zwei Monate nach dem oben genannten Desaster meine erste gute Erfahrung verschaffte. Lisbeth zeigte mir, wie großartig und aufmerksam diese Frauen sein können. Wirklich alles an mir beeindruckte mich: die Art, wie sie Sprach; die Art, wie sie sich benahm; ihre Pünktlichkeit. Alles, was sie tat, war voller Anmut. Man kann wohl sagen, dass ich danach angefixt war.

Für mich gehört zu der ganzen Erfahrung noch viel mehr als einfach nur Sex. Das Treffen, das Reden, die anregende Unterhaltung, die Art, wie sich jemand benimmt: das gehört für mich alles zum Vorspiel. Mit jemandem zu interagieren, der sich gut ausdrücken kann und sehr selbstbewusst ist—so wie ich selbst—, ist mein persönlicher Rausch. Ich glaube nicht, dass viele dieser Dienstleisterinnen in ihrem Leben schon mal eine Frau wie mich getroffen haben, und deswegen versuche ich, sie vorzüglich zu behandeln. Wie eine Prinzessin. Für mich ist es unglaublich wichtig, Sexarbeiterinnen mit Respekt und mit Würde entgegenzutreten. Einigen von ihnen habe ich bereites Geschenke und Überraschungen beschert, die sie sich nie hätten erträumen lassen. Natürlich weiß ich auch irgendwo tief in mir drin, dass das im Grunde egoistisch ist: Dieser ganze Prozess des um sie Werbens—selbst wenn ich schon für ihre Zeit bezahlt habe—verschafft mir einen ungeheuren Adrenalinschub.

So sehr ich es auch liebe, Kundin zu sein, frage ich mich zwischendurch schon, wie lange ich das noch durchziehen kann. Weder in meinem Berufs- noch in meinem Privatleben habe ich so etwas schon mal gemacht—dementsprechend ist die ganze Sache noch immer in gewisser Weise Neuland für mich. Aber ja, ich bin eine Schummlerin. Da mache ich mir nichts vor. Manche Menschen würden sagen: „Du triffst dich nur mit Professionellen, also gehst du nicht fremd." Ich sehe das anders—ich gehe fremd. Offensichtlich bedient dieses Verhalten meine persönlichen Bedürfnisse, also muss ich mich in gewisser Weise ein Auge zudrücken. Meine Partnerin weiß nichts davon, meine Kollegen wissen nichts davon, niemand weiß von diesem Aspekt meines Lebens—außer mir und meinen Dienstleisterinnen.

Abgesehen davon bereitet mir langsam Sorge, dass diese Frauen so etwas wie Freundinnen geworden sind. Das ist in gewisser Weise viel schwieriger als der Escort-Aspekt der ganzen Geschichte. Diese Frauen sind einfach nur unglaublich und ich fände es toll, mit ihnen befreundet bleiben zu können. Ich für meinen Teil habe auch noch nie eine Freundschaft einfach so abrupt beendet. Natürlich weiß ich andersherum nicht, ob sie nach unseren Terminen überhaupt einen weiteren Gedanken an mich verschwenden. Ich weiß, dass das alles auch Teil ihres Jobs ist, trotzdem würde mir das wehtun.

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Ich denke, dass ich dadurch auf gewisse Weise angefangen habe, eine Art Beschützerinstinkt für diese Frauen zu entwickeln. Es ist ein bisschen, als wäre ich ihre Erlöserin. Ich will, dass es ihnen gut geht, weil ich diese Frauen von Herzen respektiere. Ich persönlich könnte ihren Job nie machen, deshalb imponieren mir Sexarbeiterinnen so. Sie geben nicht nur sich selbst preis—körperlich und mental—, sondern ihre Arbeit ist generell sehr fordernd. Diese Frauen sind Teil meines Lebens geworden und sie bedeuten mir unglaublich viel.