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The True Crime Issue

Russische Hacker rauben schon seit geraumer Zeit amerikanische Banken aus

Stichwort Cyberkriminalität: Wer hat's erfunden? Die Russen!

Illustration von Nick Gazin

Im Juli 1994 meldeten Angestellte der Citibank dem FBI einen Vorfall, der damals eine ganz neue Art Verbrechen darstellte: Hunderttausende Dollar waren einfach so von Geschäftskonten verschwunden. Im Oktober desselben Jahres beliefen sich die Verluste schon auf 10 Millionen Dollar. Es war das erste Mal, dass ein Bankraub von einem Computer verübt worden war.

Netscape Navigator, der erste Webbrowser, der einen großen kommerziellen Erfolg erzielte, kam erst Ende 1994 heraus. Die Finanzindustrie, die zu den ersten Nutzern des Internets gehörte, hatte noch gehörige Probleme mit der Sicherheit: Laut Citibank-Vertretern hatte das Hackerteam, angeführt von dem russischen Computerprogrammierer Wladimir Lewin, reguläre Konten verwendet, um das unverschlüsselte Cash-Management-System der Bank zu knacken.

Nachdem das FBI auf ein paar verdächtige Transaktionen in Höhe von fast 522.000 Dollar aufmerksam geworden war, gelang es ihnen, die Überweisungen zu einem Paar mit russischer Staatsbürgerschaft in San Francisco zurückzuverfolgen, Evygeny und Ekaterina Korlokova. FBI-Agenten, die Teil der Einheit für Wirtschaftskriminalität waren (die Stadt hatte noch keine Abteilung für Cyberkriminalität), berichteten, dass Ekaterina in ihre Wohnung eilte, nachdem sie festgestellt hatte, dass ihre betrügerischen Konten eingefroren worden waren. Die Geschichte endete damit, dass sie mit gepackten Koffern und einem einfachen Ticket nach Russland in der Hand verhaftet wurde.

Nach ihrer Verhaftung berichteten die Korlokovas dem FBI, dass Lewin die Raubüberfälle von St. Petersburg aus durchführte, und willigten ein, ihnen bei der Suche nach ihm zu helfen. Im Frühjahr 1995 gelang es ihnen, Lewin zu einer Reise nach London zu überreden, wo man ihn dann verhaftete.

Diese ersten Diebstähle waren der Beginn des bekannten, zwei Jahrzehnte andauernden Katz-und-Maus-Spiels zwischen den immer versierteren Banken und Hackern. Und obwohl 10.000 Dollar 1994 eine immense Summe waren, ist die Größenordnung der Cyberkriminalität in den zurückliegenden Dekaden exponentiell gestiegen. Laut eines Berichts der Sicherheitsfirma McAfee von 2014 liegen die Kosten der Cyberdelikte inzwischen bei ca. 400 Milliarden Dollar im Jahr. Im August wurde bekannt, dass russische Kriminelle sich Benutzernamen und Passwörter von 420.000 Webseiten im Wert von 1,2 Milliarden Dollar aneignen konnten—der größte bisher bekannte Diebstahl von Onlinedaten weltweit.