Zugeparkte Radwege: So wehrt sich ein Kölner Radfahrer
Foto: Thomas Geffe | CC BY-SA 2.0

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Protestaktion

Zugeparkte Radwege: So wehrt sich ein Kölner Radfahrer

Slalom für den Fahrradführerschein hat noch Spaß gemacht. Jetzt ist er DIE Voraussetzung im Großstadtverkehr.

Geschmeidig Hindernisse umkurven und dabei bloß nicht straucheln. Was wir als Sechsjährige mit rot-weißen Verkehrshütchen beim Fahrradführerschein auf dem Schulhof übten, ist mittlerweile eine Grundvoraussetzung im Großstadtverkehr: Slalomfahren. Nur dass die roten Hütchen durch DHL-Laster, Taxis und nur-mal-kurz-reinspringen-Autofahrer ersetzt wurden. Sie alle stehen auf dem Radweg, sie alle behaupten: "nur kurz" – was in der Falschparker-Denke so viel heißt wie "zählt nicht". Keinen Bock mehr auf diesen unfreiwilligen Endlos-Slalom hatte am Wochenende der Kölner Radfahrer Thomas Geffe. Und deshalb protestierte er: mit einem Lastenrad, geparkt mitten auf der Venloer Straße in Köln. Auf einem Schild gut lesbar die gängige Ausrede: "nur kurz zum Bäcker". Ein Foto von der Aktion stellte er ins Netz, um die Besucher des Kölner Fahrradkongresses Radkomm zu amüsieren und mit seinem Protest nicht nur die Passanten auf der Venloer Straße zu erreichen. Das hat geklappt: 1.500 Leute likten seinen Tweet.

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In Wirklichkeit musste er gar nicht zum Bäcker, die Szene ist absichtlich inszeniert, sagte er zu VICE. Und auch den Verkehr hat er nicht lange gestört: "Das Fahrrad stand da nur kurz fürs Foto, das war eine einmalige Aktion."

Einem New Yorker YouTuber platzte schon vor sechs Jahren der Kragen. Ein Cop stellte ihm einen Strafzettel über 50 Dollar aus, weil er nicht den Radweg benutzte. Seine Antwort? Ein viraler YouTube-Clip, den bisher 19 Millionen Menschen gesehen haben. Casey Neistat zeigt in seinem Video, was passiert, wenn man tatsächlich nur den Radweg nutzt. Spoiler: Crash, Boom, Bang.

Zwei Proteste, die auf das Gleiche abzielen: Radwege, die eigentlich "Nur-kurz-Parkplatz" heißen müssten. Die Ausreden - wie Thomas Geffe zeigt - sind billig. Genauso wie die Bußgelder. In den meisten Bundesländern werden um die 20 Euro für Radwegparker fällig, wenn es länger als eine Stunde dauert und andere behindert werden, kostet der Faulenparkplatz 35 Euro und damit auch nicht viel mehr als manch richtiges Parkticket. Falschparken und andere Rücksichtslosigkeiten können schnell schlimmere Folgen als ein Bußgeld haben: Erst vor kurzem starb ein Radfahrer in Berlin durch eine plötzlich geöffnete Autotür. So etwas ist durch keine Ausrede und mit keinem Geld der Welt wieder gutzumachen. Aber es kann durch mehr Aufmerksamkeit in Zukunft verhindert werden. Auch so kann man den Falschpark-Protest von Geffe verstehen. "Zugeparkte Radwege sind immer ein Ärgernis und oft eine Gefahr", meint er. Er selbst erlebe oft brenzlige Situationen: "Erst letztens bin ich fast seitlich gerammt worden. Ich habe schnell reagiert und mit der Hand warnend ans Auto geklopft. Nur das hat mich vor einem Crash bewahrt."

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Dass es in Puncto transportmittelübergreifende Verständigung viel zu diskutieren gibt, zeigt auch der Twitterkanal thingsonbikelanes. Die meisten dieser "things" sind nämlich Autos.

Seit einem Jahr wird der Account nicht mehr bespielt. Kapitulation? Für Thomas Geffe keine Option.

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