Dieses Paar arbeitet dort, wo du Backpacker-Urlaub machst

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Alles, was Angi und Pam im Januar 2017 besassen, passte in zwei Rucksäcke und zwei Boxen. Die Jobs in der Werbeagentur hatten sie gekündigt, die Wohnung aufgelöst, Kleider, Auto und Möbel verkauft. Seitdem sind sie nicht mehr Vollzeitangestellte, sondern Vollzeitreisende. Nach sieben Monaten auf Reise hat das Paar auf Instagram die Plattform “intolerant.me” erstellt, mit der es online Menschen mit Lebensmittelunverträglichkeiten vernetzt.

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Alle Fotos von David Zehnder, ausser anders angegeben

Vor über drei Jahren lernten sich der Deutsche Philip Alexander Michael, genannt Pam, und die Schweizerin Angela Ruoss in einer Werbeagentur in Stuttgart kennen. Seitdem verbindet sie ihre gemeinsame Leidenschaft, das Reisen: “Den Lohn gaben wir lieber dafür aus, anstatt für ein neues Auto”, sagt der 28-jährige Pam. Den Entscheid, aus dem 9-to-5 Arbeitsalltag auszubrechen und für unbestimmte Dauer zu reisen, fällten sie nicht über Nacht. Ein Jahr lang legten sie Geld zur Seite und stockten das Ersparte mit dem Erlös aus dem Verkauf ihres Hab und Guts auf: “Es war schwer, sich von manchen Gegenständen zu trennen. Doch 40 Euro Einnahme bedeutete drei Übernachtungen auf Bali”, rechnen die beiden vor. Und Angi meint: “Irgendwann freust du dich über jeden Ballast, der aus dem Weg geschafft ist”.

Bier zapfen in Australien und Englisch unterrichten in Vietnam

“Wann kommt ihr wieder zurück?” – diese Frage hören sie oft. Und jedes Mal antworten sie: “Wir wissen es nicht.” Klar ist, in das alte Leben zurück wollen beide nicht mehr: “Ich hatte es satt, unter der Woche zu arbeiten und nur am Wochenende richtig zu leben”, sagt Pam, der früher Vollzeit als Texter und Konzepter tätig war.

Zu Beginn der Reise arbeiteten Angi und Pam erstmal analog: In Australien standen sie am Zapfhahn in einer Bierbrauerei, in Vietnam unterrichteten sie Kinder in Englisch und auf Bali halfen sie in einer Banana-Flour-Bäckerei aus. Aus geplanten zwei Wochen auf der indonesischen Insel wurden vier Monate. Sie fühlten sich dort so wohl, dass sie Kambodscha, Laos und Thailand vom Reiseplan strichen. Bali ist das Mekka vieler digitaler Nomaden, Expats und von Leuten, die ihr Hobby zum Beruf gemacht haben. So entstand auch bei Angi und Pam die Idee, etwas Eigenes zu kreieren und ihre Leidenschaft mit anderen zu teilen.

Foto zur Verfügung gestellt von wherearepanda

Keinen Fruchtzucker und keine Milchprodukte

Angi muss genau darauf achten, was sie isst: Sie hat Laktoseintoleranz, verträgt Fruchtzucker und Weizen nicht. Auch auf Zwiebel und Knoblauch verzichtet sie, seit bei ihr vor zwei Jahren Unverträglichkeiten für diese festgestellt wurden. Besonders unterwegs empfand sie es als schwierig, Restaurants zu finden, die passende Gerichte anbieten. Während der Reise startete Angi einen Instagram-Account, auf dem sie über ihre Unverträglichkeiten berichtet.

“Dank Instagram kam ich mit Menschen aus der ganzen Welt in Kontakt”, sagt die 29-Jährige. Sie tauscht sich mit ihren über 3.500 Followern über Lieblingsprodukte, Rezepte und Restaurants aus, in denen man in dieser und jener Stadt unbedingt essen sollte.

Weil das Echo auf Angis Account gross war und sie selbst keine Plattform kannte, auf der Restaurant-, Rezept- und Einkaufstipps für Menschen mit Unverträglichkeiten gebündelt sind, erstellte sie zusammen mit Pam kurzerhand selbst eine. Im Oktober 2017 gingen Angi und Pam mit dem Instagram-Account intolerant.me online und stiessen auf viel Echo. Zurzeit interagieren sie mit ihren 5.000 Followern über Instagram und in einer Facebook-Gruppe zu Fragen rund um das Thema Unverträglichkeiten. In ihren Köpfen schwirren viele Ideen herum, wie sie intolerant.me ausbauen und noch weiter professionalisieren wollen. Zum Beispiel, ob sie eine App brauchen.

An Ideen mangelt es den Jungunternehmern nicht

“Das Ziel ist nicht nur, dass wir das Thema Lebensmittelunverträglichkeiten noch mehr Menschen zugänglich machen können”, meint Pam. “Sondern dass wir damit auch irgendwann unsere Ausgaben decken.” Bis jetzt wirft ihr Projekt noch kein Geld ab, sie leben von ihrem Ersparten. An Ideen zur Finanzierung mangelt es den beiden nicht: So denken sie z.B. über eine spezielle Form des Social-Media-Marketings nach oder können sich vorstellen, bald eigene Produkte zu entwickeln. Zukunftsängste haben sie keine, sie haben Vertrauen in ihr Projekt und geniessen ihre Unabhängigkeit jeden Tag. Morgens arbeiten sie an intolerant.me und am Nachmittag erkunden sie die Umgebung. Diese gute Work-Life-Balance einzuhalten gelingt ihnen jedoch nicht immer: “So lange es sich gut anfühlt, ist es okay”, sagt Pam.

Dieses Jahr steht Europa auf ihrem Reiseplan. Sie reisen aber nicht auf gut Glück umher, sondern haben bewusst Länder ausgewählt, die interessant sind, um ihr Projekt weiterzuentwickeln. Zuerst geht es nach Schweden und England, wo sie an Foodmessen die neuesten Trends entdecken und sich Inspiration für intolerant.me holen. Ihr Erspartes reicht bestimmt noch für dieses Jahr. Welche Länder sie als nächstes bereisen, wissen sie noch nicht. Klar ist: Sie wollen mit intolerant.me noch viel mehr Menschen helfen. Ihren Online-Auftritt haben sie überall dabei, auch wenn sie nach wie vor nur mit zwei Rucksäcken unterwegs sind.

Foto zur Verfügung gestellt von wherearepanda

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