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Popkultur

Die NPD schiebt sich jetzt endlich selbst ab

Mit ihrem neuesten Wahlplakat fordert die Partei die Abschiebung „unseres" Volks und erntet damit jede Menge Spott. Zu Recht.

Vor wenigen Monaten noch stellten uns asylkritische Facebook-Nutzer in Aussicht, aus Protest gegen angebliches Taschengeld für Flüchtlinge in einen kollektiven Hungerstreik zu treten. Eine Aktion, die unter anderem daran zu scheitern schien, dass man dabei auch auf das Feierabendbierchen hätte verzichten müssen. Gegönnt hätte man den Rechten diesen Erfolg aber in jedem Fall—wer komplett entkräftet und ausgehungert auf der heimischen Couch hängt, hat schließlich bedeutend weniger Kraft dafür, Anschläge auf Flüchtlingsheime auszuüben oder rassistische Schauergeschichten im Internet zu verbreiten.

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Seither ist viel passiert. Die rechten Kräfte werden weiterhin europaweit stärker. In Deutschland spielt sich die AfD mit dem Gedanken, Flüchtlinge an der Grenze zu erschießen. In Österreich dürfen Asylwerber nicht mehr alleine ins Hallenbad. Man kann die Aussagen und verschwörungstheoretischen Postings vom rechten Rand zwar immer noch absurd finden, so richtig viel zu lachen gibt es da aber leider nicht mehr.

Rechte setzen sich jetzt endlich selbst außer Gefecht.

Dementsprechend können wir uns beinahe schon bei der deutschen NPD bedanken, dass sie es geschafft hat, der ganzen Debatte eine Art humoristische Leichtigkeit zu verschaffen. Der Ansatz scheint (wenn auch eher unfreiwillig) derselbe zu sein wie bei der Hungerstreik-Aktion: Sich einfach selbst aus dem Verkehr ziehen. Das insbesondere der Landesverband Rheinland-Pfalz ein Garant für satirische Perlen ist, bewies bisher vor allem ihr Mitglied Safet Babic. Der Trier wollte seine Kameraden bereits zum Boykott von Speiseeis motivieren, weil er hinter Marken wie Ben & Jerry's eine zionistische Verschwörung vermutete. Kurz darauf wurde er beim genüsslichen Döner-Mampfen abgelichtet und bewies damit: So lange sie einem Rotkraut und Kräutersauce kredenzen, sind „Ausländer" scheinbar doch OK.

Was sich der Landesverband dieses Mal geleistet hat, ist allerdings auch ziemlich gut. „Konsequent abschieben" heißt es in schnittigen Großbuchstaben auf dem Wahlwerbeplakat, auf dem sich ein Flugzeug majestätisch in den Himmel erhebt. Das ist nichts Neues, schließlich verlässt sich die NPD in ihren Wahlwerbeslogans seit jeher darauf, unliebsamen Bevölkerungsgruppen die Ausreise nahe zu legen. Ungewöhnlich ist nur, was darunter steht: „Unser Volk zuerst."

Verlassen die Ratten das sinkende Schiff? Sammeln sich alle Rechten des Landes mit Ufo-Gläubigern, die sich sicher sind, dass Hitler noch lebt, in der Hohlerde und spielen dort so lange Risiko, bis sich das „Flüchtlingsproblem" von selbst erledigt hat? Oder waren die Verantwortlichen für das Plakat einfach nicht die allerhellsten Kerzen auf dem Schwarzwälder-Kirschkuchen und haben nicht verstanden, dass sie sich quasi selbst abschieben? Wir wissen es nicht. Klar ist nur: „WIR schaffen DAS!" und #JetzthilftnurnochNPD, wie der Landesverband Rheinland-Pfalz nicht ganz undramatisch in ihrem Facebook-Post klarstellte. Zwar soll mittlerweile auch in rechten Kreisen angekommen sein, dass die Aufforderung etwas missverständlich sein könnte („Sepp nimm das Plakat raus das ist peinlich ließ es mal unser Volk zuerst abschieben."), offiziell klargestellt, wie dieser Wahl-Slogan denn nun zu lesen sei, hat die Partei bisher allerdings nicht.

Wir heißen diese Initiative in jedem Fall gut und sind gerne dazu bereit, uns mit „Gute Reise!"-Plakaten am Gate einzufinden.

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