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Die Reaktionen auf den Flüchtlings-Kommentar der ARD nach Dummheit sortiert

Von „Gutmenschen"-Schreiern bis zu Leuten, die glauben, dass es nur Flüchtlinge gibt, weil Schleuser ein neues Hobby brauchen (?), gibt es alles.

Gestern Abend wurde in den Tagesthemen ein Kommentar von Anja Reschke ausgestrahlt, in dem die Journalistin die alltäglich gewordenen Hasskommentare verurteilt, die sich im Internet unter jedem Bericht und jedem Video zum Thema Flüchtlinge immer wieder sammeln. Reschke zeigt den Zusammenhang zwischen dieser schriftlichen und dann realen Gewalt auf und fordert von jedem Einzelnen, sich diesen Kommentaren entgegenzustellen. Aus Hasspostings werden nämlich leider irgendwann brennende Flüchtlingsheime.

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Das Video wurde mittlerweile über 60.000 mal geteilt und über 2 Millionen mal angesehen. Viele der Kommentare darunter sind positiv und solidarisch mit Reschkes Ansage. Sehr viele aber auch nicht. Hass wird gerechtfertigt und es wird immer weiter gegen Flüchtlinge gehetzt. Das geht von „Gutmenschen"-Schreiern bis hin zu Leuten, die nur Flüchtlinge aufnehmen wollen, wenn „wir" in der Türkei auch Kirchen bauen dürfen.

Wir haben die Kommentare gelesen und sie nach Dummheit sortiert.

1. Ich habe ja nichts gegen Flüchtlinge, aber alle, die welche aufnehmen wollen, sind Gutmenschen!

Gutmenschen sind ja der große Feind. Schlimmer als Flüchtlinge, Homosexuelle und Juden zusammen. Gutmenschen helfen Flüchtlingen, sind für Gleichberechtigung und gegen Antisemitismus. Ekelhaft ist das. Wenn man mit Argumenten nicht mehr weiterkommt, zieht „Gutmensch" immer. Wie traurig diese Bezeichnung für jeden ist, der sie benutzt, merken diejenigen nur leider nicht.

WERTUNG: schon ziemlich dumm. Bonuspunkte für den Schweiz-Vergleich. Relativ zur Einwohnerzahl nimmt die Schweiz nämlich (Surprise!) mehr Flüchtlinge auf als Deutschland. Das Zuwanderungsgesetz mit dem Asylrecht zu verwechseln, kann halt mal passieren, wenn man so schön in der Hetze ist.

PUNKTE: 3/10

2. Ich habe ja nichts gegen Flüchtlinge, aber die Systempresse versucht doch, uns zu verarschen!

Hier sind wir schon mit einem Fuß bei den Verschwörungstheoretikern. „Die da oben" wollen uns doch alle nur mit ihren politisch korrekten Meinungen einwickeln (s.a. „Gutmensch"). Und das von unseren GEZ-Gebühren. Inhaltlich schwierig, weil es so wenig tatsächlichen Inhalt gibt, den man ernst nehmen könnte.

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WERTUNG: Dumm. Vor allem, weil Argumente wegfallen. Danke Pegida, deine Lügenpresse-Rufe (genauso sinnentleert) scheinen Früchte zu tragen.

PUNKTE: 4/10

3. Ich habe ja nichts gegen Flüchtlinge, aber die sind doch alle kriminell!

Ja, es gibt kriminelle Flüchtlinge und tatsächlich gibt es einen (!) belegten Fall, bei dem muslimische Flüchtlinge christliche von einem Boot gestoßen haben. Aber es gibt auch kriminelle Deutsche. In jeder Bevölkerungsgruppe gibt es Trottel. Es gibt Rassisten im Rollstuhl, lesbische Taschendiebinnen und Schwarze, die Zehenschuhe tragen. Trotzdem kann man nicht alle über einen Kamm scheren. Gott sei Dank zünden ja auch nicht alle Deutsche Flüchtlingsheime an.

WERTUNG: Langsam schon sehr dumm. Isolierte Vorfälle werden verallgemeinert, ohne fähig zu sein, das Gesamtbild zu sehen.

Punkte 6/10

4. Ich habe ja nichts gegen Flüchtlinge, aber wir können erst welche aufnehmen, wenn wir im Garten Eden leben!

OK, Leute. Spoiler: Falls es überhaupt jemals so sein wird, dass wir in einer perfekten Welt leben, wird es noch sehr, sehr lange dauern. Bis dahin leben wir in Deutschland immer noch in einer ca. 572.000 mal besseren Welt als alle Flüchtlinge, die hierherkommen oder es versuchen. Und es ist unsozial, unsolidarisch, von mir aus auch unchristlich, diesen Menschen nicht zu helfen.

WERTUNG: Sehr dumm. Zusammenhänge werden nicht erkannt, Transferleistung auf Ameisenlevel. Bonuspunkte für Gemeinheit und Missgunst.

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PUNKTE: 7,5/10

5. Ich habe ja nichts gegen Flüchtlinge, aber das sind doch alles nur Wirtschaftsflüchtlinge!

Was sind überhaupt „Wirtschaftsflüchtlinge"? Ist ein Wirtschaftsflüchtling jemand, der verhungert und deshalb seine Heimat verlassen muss? Vielleicht jemand, dessen ganze Familie schon verhungert ist? Jemand, der kein Geld für Medikamente hat und der aus einem Land kommt, in dem es keine Krankenversicherung gibt? Sind Bauern, deren Höfe zerstört wurden und die nicht mal mehr ansatzweise ihre Familie ernähren können Wirtschaftsflüchtlinge? Oder sind Wirtschaftsflüchtlinge Spanier, die nach Berlin kommen, um in einem Café zu arbeiten, weil sie zu Hause keinen Job finden, oder Millionäre, die in sie Schweiz ziehen, um Steuern zu sparen? Gehören die Leute, über die VOX Auswanderer-Dokus macht auch dazu? Das Wort „Wirtschaftsflüchtling" ist ein ein konservativer Kampfbegriff, der besonders in den 80er und 90er Jahren Konjunktur hatte, als das Asylrecht drastisch verschärft wurde. Auch damals versuchte man zwischen guten (Kriegsflüchtlinge) und bösen (Wirtschaftsflüchtlinge) zu unterscheiden. Flüchtlinge sind Flüchtlinge. Und damit Menschen, die aus ihrer Heimat aus verschiedenen Gründen fliehen mussten.

WERTUNG: Wirklich, wirklich dumm. Elend wird versucht zu kategorisieren.

PUNKTE: 9/10

6. Ich habe ja nichts gegen Flüchtlinge, aber ich bin wirklich nicht die hellste Leuchte im Glühbirnenregal und deshalb kann ich nichtmal eines der klassischen Gegenargumente benutzen, sondern denke mir lieber was vollkommen Abstruses aus, um einen Grund zu haben, doch gegen Flüchtlinge zu sein.

WERTUNG: Merkt ihr selber, oder?

PUNKTE: 17/10

Stefan ist auch auf Twitter von dämlichen Kommentaren schnell genervt.